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27.03.1997 00:00

Arbeitsplätze Trendwende

Franz Miller Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    26. Maerz 1997

    Impulse fuer eine Trendwende am Arbeitsmarkt

    Noch nie haben Innovationen eine hoehere Bedeutung fuer die UEberwindung der Beschaeftigungskrise in Deutschland gehabt als heute. Waehrend in den alten Wirtschaftzweigen und in Grossfirmen stetig Arbeitsplaetze abgebaut werden, entstehen neue nur in neuen Wirtschaftsbereichen und dort in innovativen kleinen und mittleren Unternehmen, die auf neue Produkte oder Dienstleistungen setzen.

    Wie keine andere Forschungsorganisation orientiert sich die Fraunhofer-Gesellschaft an diesem Innovationsprozess. Deshalb kann sie auch staatliche Foerdermittel mit hoechster Wirkung fuer die Wirtschaft umsetzen.

    "Wir befinden uns mitten in einem tiefgehenden und weltweiten Strukturwandel der Industriegesellschaft, den wir nicht aufhalten, sondern nur positiv gestalten koennen", beschreibt Prof. Dr.-Ing. Hans-Juergen Warnecke, Praesident der Fraunhofer-Gesellschaft, die derzeitige schwierige Situation in Deutschland. "Viele haben darauf zu spaet oder noch gar nicht reagiert." Vier Millionen Arbeitslose in Deutschland sind das Ergebnis einer staendigen Steigerung der Produktivitaet der produzierenden Indu-strie und der uebrigen Wirtschaft sowie ihrer Internationalisierung. Die technischen Entwicklungen haben in den letzten Jahrzehnten immer weitergehende Moeglichkeiten geschaffen, Produkte und Dienstleistungen mit sinkendem Einsatz menschlicher Arbeitskraft herzustellen. Damit findet in der industriellen Produktion eine aehnliche Entwicklung statt wie in der Landwirtschaft. Dort arbeiten heute nur noch 2,7 Prozent der Erwerbstaetigen. "In wenigen Jahren werden statt heute 35 Pozent - wie in den USA schon jetzt - nur noch 25 Prozent der Erwerbstaetigen im produzierenden Gewerbe beschaeftigt sein", sagt Professor Warnecke voraus. "Arbeit und Beschaeftigung sind nicht konstante Groessen in einer Volkswirtschaft, sondern muessen staendig neu geschaffen und erarbeitet werden. Wer das verkennt, uebersieht die Dynamik und den Strukturwandel der Industriegesellschaft."

    Hans-Juergen Warnecke warnt: "Es ist eine falsche Hoffnung, eine bessere Konjunktur koennte die derzeitige Situation entscheidend mildern oder gar beheben. Wir braeuchten dann Wachstumsraten von ueber 5 Prozent. Doch diese gibt es allenfalls noch in asiatischen Laendern, in Deutschland waren es 1996 dagegen nur 1,8 % und fuer 1997 werden gerade 2 % erwartet. Angesichts dieser Situation kann ich nicht verstehen, wie man die Halbierung der Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2000 ausrufen kann." Auch Kostensenkung allein greife zu kurz, um Beschaeftigung zu sichern. "Deutschland will und kann kein Niedriglohnland werden. Niedrige Kosten erhoehen zwar Wettbewerbsfaehigkeit und Markt- anteile, das allein kompensiert aber nicht die negativen Entwick- lungen." Der hohe Export zeigt, dass deutsche Unternehmen trotz hoher Kostenbelastung Produkte am Weltmarkt absetzen koennen, die andere noch nicht bieten. Ein vergleichender Blick auf Unternehmen weist uns den Weg: Wettbewerbsfaehigkeit laesst sich nur sichern, wenn das Leistungsangebot zu einem Drittel oder gar zur Haelfte nicht aelter als fuenf Jahre ist. "Wir kennen also gar nicht die Aufgaben, die schon in wenigen Jahren Beschaeftigung geben werden"," gibt Warnecke zu bedenken.

    Strukturwandel und Beschaeftigung wurden in den vergangenen 150 Jahren vor allem durch Naturwissenschaftler und Ingenieure geschaffen. Darueber herrscht grosser Konsens, doch bei der Zuweisung von Ressourcen fuer die Zukunft anstelle von der Erhaltung von Vergehendem durch Subventionen scheiden sich die Geister. Wirtschaftsunternehmen finden ihre Standorte heute weltweit. Damit haengt der Wohlstand einer Gesellschaft mehr denn je von der Faehigkeit ab, Innovationen rasch undqualifiziert in wirtschafts- und beschaeftigungswirksame Bereich fuer den Weltmarkt umzusetzen. Wer Erkenntnisse, die weltweit entstehen, als erster aufgreift und in Innovationen am Markt umsetzt, kann auf wirtschaftliche und soziale Prosperitaet hoffen. Nur Innovationen koennen langfristig den Standort Deutschland sichern und seine Attrativitaet als Investitionsstandort fuer weltweit agierende auslaendische Unternehmen erhalten. Dafür sind Forschen, Entwickeln und Erfinden eine notwendige - wenn auch allein nicht hinreichende - Voraussetzung; hinzukommen muß unternehmerisches Denken und der Mut zum Risiko. Neue Produkte und Verfahren wirken sich auf Handel und Dienstleistung und damit auf die ganze Gesellschaft aus und schaffen neue Angebote und Arbeit. Allerdings reicht es nicht aus, vorhandene Produkte zu verbessern, es muessen neue Arbeitsgebiete aufgebaut werden: Die Beherrschung der neuen Informations- und Kommunikationstechniken ist dabei entscheidend. Aehnlich wichtig ist es, rechtzeitig in vorhandene und neue Aktionsfelder auf den Gebieten der Umwelttechnik, der Gen- und Biotechnik, des Verkehrs, der Logistik und der Dienstleistung einzusteigen.

    "Wer das behindert oder gar verhindert, muß sich fragen lassen, wo und wie er sich die Arbeitsplätze und Perspektiven unserer Kinder und nachfolgenden Generationen vorstellt", mahnt Prof. Warnecke. "Wir sind in einem teuflischen Regelkreis, wenn wir jungen Forschern und Ingenieuren und den neuen Technologien keine Chance geben. Nur neue Produkte, neue Verfahren und neue Unternehmensgründungen können den Weg in die Zukunft weisen."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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