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12.07.2000 11:58

Der lange Abschied vom Malocher

Ingrid Goertz Öffentlichkeitsarbeit/Transfer
Sozialforschungsstelle Dortmund

    Einladung zum Pressegespräch
    am 17.7.2000 um 12:00 in der Sozialforschungsstelle Dortmund
    Evinger Platz 17
    44339 Dortmund

    Der lange Abschied vom Malocher

    Sehr geehrte Damen und Herren!

    wir möchten Ihnen im Pressegespräch eine Studie vorstellen, die wir mit dem soeben im Klartext-Verlag Essen erschienenen Buch "Der lange Abschied vom Malocher" abgeschlossen haben.
    Worum geht es?
    Die Sozialforschungsstelle Dortmund beschäftigt sich seit ihrem Bestehen mit der Entwicklung in der Stahlindustrie, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Veränderungen von Arbeit, Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeziehungen. Die jetzt abgeschlossene Studie ist eine Bilanz dieser Forschung unter einem bestimmten Blickwinkel.
    Sie lädt die Leser ein, die Entwicklung, die Krise und die Modernisierung der Stahlindustrie vor allem auch als die Geschichte eines Arbeitstyps zu lesen: des Arbeitstyps der körperlichen Schwerstarbeit, der Maloche eben. Dieser Arbeitstyp, der nicht nur in der Stahlindustrie, sondern auch im Steinkohlebergbau und verwandten Branchen anzutreffen war, kann für ein Jahrhundert als der diese Region prägende Typ von Arbeit aufgefasst werden, dessen soziale, kulturelle und politische Auswirkungen bis in die Rathäuser hinein prägend war.
    Die Studie lenkt den Blick dabei auf das Verhältnis der Betriebsräte zur körperlichen Schwerstarbeit und zeigt, dass der soziale Wandel der Stahlindustrie anders verstanden werden muss, als dies bisher meist geschehen ist. In der Regel wird die Arbeit der Betriebsräte nur als Reaktion auf Unternehmensentscheidungen gesehen, als defensiv, als Verteidigung der Arbeitnehmerinteressen.
    Die Nachzeichnung der Aktivitäten der Betriebsräte aus der Generation, die als Akteure der Septemberstreiks von 1969 bekannt wurden (darum: die "69er Generation") und schon wenige Jahre später als Verantwortliche in den Betriebsräten mit der Strukturkrise der Branche konfrontiert waren, zeigt: Die Betriebsräte haben den Wandel aktiv vorangetrieben, weil sie mit aller Kraft versucht haben, die die Lebenskraft zerstörende Maloche und ihre Auswirkungen zu mildern und insgesamt diesen Typ von Arbeit abzuschaffen.
    Keine Rede vom Stolz auf die Maloche, sondern Abscheu vor einer Arbeit und vor Arbeitsbedingungen, die der Würde des Menschen in der Arbeitswelt entgegenstanden.
    So sind diese Betriebsräte, handlungsmächtige Repräsentanten des Arbeitstyps körperlicher Schwerstarbeit, zugleich in diesem Sinne entschiedene Modernisierer: sie tragen viel dazu bei, den "Malocher" zu verabschieden.
    Diese Studie ist auch ein Portrait jener Betriebsratsgeneration, beschreibt ihre Perspektiven, Hoffnungen, Erfolge und Niederlagen, ihre persönlichen Motive und Enttäuschungen bis in unsere Tage hinein. Dabei kommen die Betriebsräte breit selbst zu Wort. In einem abschließenden Kapitel werden Betriebsräte, die heute Verantwortung in der Stahlindustrie tragen, nach dem "Erbe" gefragt, das die "69er Generation" ihnen mitgegeben hat.
    Vor allem die krisenhafte Modernisierung der Stahlindustrie, die in den 70iger Jahren massiv einsetzte und noch nicht abgeschlossen ist (siehe z.B. Thyssen Krupp Stahl) führte nun dazu, dass dieser Arbeitstyp allmählich "aus dem Verkehr gezogen" wurde. Heute haben sich an der Mehrzahl der verbliebenen Arbeitsplätze andere Qualifikationsanforderungen, andere Belastungen und andere Formen der Arbeit (z.B. Gruppenarbeit) durchgesetzt.
    Das Buch, angereichert um viele Fotos und Abbildungen und eine Zeittafel, ist nicht nur ein zeitgeschichtliches Dokument, sondern es lädt an der Region und ihrer Entwicklung Interessierte ein - über den Kreis der Fachleute hinaus -, den sozialen Wandel in der Stahlindustrie als Ergebnis von Auseinandersetzungen zu lesen, sein menschliches Gesicht zur Kenntnis zu nehmen.

    Neben den Autoren ist als Vertreter der "69er Betriebsräte" auch Kurt Schrade, ehemaliger Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Hoesch Stahl AG, zu dem Pressegespräch eingeladen.
    Die Autoren haben mit diesem Buch einen Preis beim diesjährigen Geschichtswettbewerb Historama Ruhrgebiet 2000 erhalten.

    Wolfgang Hindrichs, Uwe Jürgenhake, Christian Kleinschmidt, Wilfried Kruse, Rainer Lichte, Helmut Martens:
    Der lange Abschied vom Malocher. Sozialer Umbruch in der Stahlindustrie und die Rolle der Betriebsräte von 1960 bis in die neunziger Jahre.
    Klartext Verlag, Essen, 2000 (DM 29,80)
    Eine Studie der Sozialforschungsstelle Dortmund.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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