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04.10.2007 15:05

Kardiologen-Präsident warnt: Forschungs-Standort Deutschland gefährdet

Christiane Limberg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    31. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 18. Jahrestagung der Arbeitsgruppe Herzschrittmacher und Arrhythmie; 4. bis 6. Oktober, Köln

    Die führende Rolle, die deutsche Universitäten im internationalen Maßstab in der Herz-Kreislaufforschung spielen, sei durch unzureichende Rahmenbedingungen massiv gefährdet, warnt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Ein Risiko nicht nur für den Wissenschaftsstandort Deutschland - auch die Patientenversorgung sei dadurch mittelfristig gefährdet.

    Köln, Donnerstag 4. Oktober 2007 - Einen dringenden Appell an die zuständigen Politiker, die Rahmenbedingungen für die medizinische Forschung zu verbessern, lancierten heute deutsche Top-Kardiologen auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). "Die Leistungen unserer kardiovaskulären Grundlagen- und klinischen Forscher müssen angemessen honoriert und ihre wissenschaftliche Tätigkeit muss gefördert werden", sagte DGK-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. Gerd Heusch (Essen). "Die immer schlechteren Rahmenbedingungen für die Forschung gefährden den Wissenschaftsstandort Deutschland und damit mittelfristig auch die medizinische Versorgung der Bevölkerung."

    In der Rettung des Herzens vor dem Infarkt und der Reparatur des Herzens nach dem Infarkt sei die deutsche kardiovaskuläre Forschung heute weltweit führend, so Prof. Heusch: "In der Forschung mit vom Empfänger selbst gewonnenen, daher ethisch unbedenklichen Stammzellen und ihrem Einsatz zur Reparatur des Herzinfarkts sind nicht etwa Harvard und Stanford, sondern Düsseldorf, Frankfurt, Hannover und Rostock die führenden Standorte." Auch wesentliche technische Innovationen wie beschichtete Ballonkatheter oder resorbierbare Stents stammen aus Deutschland.

    Rahmenbedingungen dramatisch verschlechtert

    Doch derartige Erfolge könnten in Zukunft in Gefahr sein, warnte der DGK-Präsident: "Diese Ergebnisse stammen von einer Generation von Forschern, die alle noch eine Ausbildung in der kardiovaskulären Grundlagenforschung genossen haben. Das geschieht heute kaum noch, denn die Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Arbeit an den Universitätsinstituten und -kliniken haben sich dramatisch verschlechtert." Einsparungen und der damit verbundene Personalabbau bei gleichzeitiger Zunahme der Belastung durch Dokumentation und Bürokratie werde durch Mehreinsatz der Mediziner aufgefangen, dieser Mehrleistung stehe aber keine bessere Perspektive und kein besseres Einkommen gegenüber.

    Forscher verlassen die Universitäten

    Durch die von der vorangegangenen Bundesregierung durchgeführten Besoldungsreform seien etwa die Gehälter für Professoren deutlich reduziert worden, kritisierte Prof. Heusch. Und während die Tarifgemeinschaft der Länder und der Marburger Bund im Vorjahr eine verbesserte Honorierung der Krankenversorgung vereinbarten, sei die wissenschaftliche Tätigkeit von Ärzten und Naturwissenschaftlern ausdrücklich von den Verbesserungen ausgenommen worden. "Wissenschaftliche Tätigkeit wird jetzt sogar schlechter bezahlt als zuvor", so der DGK-Präsident.

    Ein weiteres Hindernis sieht Prof. Heusch in den wenig flexiblen Vertragsgestaltungsmöglichkeiten für Forschungseinrichtungen: "Wissenschaft lebt von Konkurrenz und Wechsel. Durch Bundesgesetz sind jedoch befristete Verträge in ihrer Gesamtlaufzeit begrenzt, so dass gerade viele erfahrene, aber noch nicht zum Professor qualifizierte Wissenschaftler die Universität verlassen und ihre Zukunft außerhalb der Forschung suchen müssen."

    Unterstützung könnte von politischer Seite kommen: Erst kürzlich hatte Bundesforschungsministerin Annette Schavan bei der Präsentation der "Roadmap Gesundheitsforschung" vor einem medizinischen Nachwuchsmangel gewarnt, falls sich die Arbeitsbedingungen für Ärzte und die Vergütung für junge Forscher nicht verbessern. Das BMBF werde zwischen 2007 und 2010 insgesamt 630 Millionen Euro für Gesundheitsforschung zur Verfügung stellen, kündigte die Ministerin an. Prof. Heusch machte geltend, dass unverändert Herz-Kreislauferkrankungen etwa die Hälfte aller Todesursachen in Deutschland ausmachten und dass sich der Anteil der Förderung, der auf Herz-Kreislauferkrankungen entfalle, daran orientieren müsse.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
    Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK, Tel.: 0211- 600 692 - 61; Fax: 0211- 600 692 - 67 ; Mail: limberg@dgk.org
    Roland Bettschart, Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH; Mobil: 0043-676-6356775; bettschart@bkkommunikation.at
    Kongress-Pressebüro in Köln: 0221-284-8101

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 6300 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.


    Weitere Informationen:

    http://www.dgk.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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