idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.11.1997 00:00

Wie ein Mensch alkoholabhängig wird

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    25 Cents Belohnung - und so mancher vertraegt mehr Alkohol

    Alkohol ist die Volksdroge Nummer 1 - mit all den negativen Folgen, wie Alkoholabhaengigkeit oder Verkehrsunfaelle. Immer noch ist zu wenig darueber bekannt, wie jemand abhaengig wird. Das untersuchen Psychologen an der Universitaet Wuerzburg.

    Warum trinken manche Menschen immer mehr? Bei der Antwort auf diese Frage sei, sagt Dr. Mark Vollrath vom Institut fuer Psychologie, die sogenannte ,,Alkoholtoleranz" zu beruecksichtigen: Darunter versteht man die Tatsache, dass alkoholabhaengige Menschen sich sehr viel Alkohol einverleiben koennen, ohne betrunken zu wirken oder sich betrunken zu fuehlen. Also muessen sie mehr trinken, um die erwuenschte Wirkung zu spueren. Auf diese Weise koennte sich eine Abhaengigkeit entwickeln und immer staerker werden. Aber natuerlich veraendert sich die Empfindlichkeit nicht bei jedem, der Alkohol trinkt. Unter welchen Bedingungen also wird ein Mensch ,,unempfindlich" gegenueber Alkohol?

    Um diese Frage im psychologischen Labor zu beantworten, hat eine Arbeitsgruppe um Prof. Muriel Vogel-Sprott in Kanada eine Versuchsanordnung entwickelt. Dabei werden Probanden eingeladen, an mehreren Abenden unter kontrollierten Bedingungen Alkohol zu trinken und dabei einen Leistungstest zu machen. Typischerweise fuehrt das Zechen dazu, dass die Probanden schlechter werden.

    Wie Dr. Vollrath ausfuehrt, ist es der kanadischen Professorin jedoch durch eine geschickte Manipulation gelungen, eine Gruppe der Probanden alkoholtolerant zu machen: Diese Probanden erhalten 25 Cents, wenn Sie den Test trotz Alkohol so gut hinter sich bringen wie in nuechternem Zustand. Dadurch lernen sie sehr schnell, keine Leistungseinbussen zu zeigen. Das heisst: Der Mensch wird dann unempfindlich gegenueber Alkohol, wenn es sich lohnt.

    Die entsprechende Situation aus dem Strassenverkehr ist bekannt: Wenn man trotz Alkohol faehrt und in eine Polizeikontrolle geraet, lohnt es sich, alkoholtolerant zu sein - dann erscheint man nuechtern, muss nicht ,,blasen" und darf seinen Fuehrerschein behalten. Ist diese Art von erlernter Alkoholtoleranz wirklich verantwortlich dafuer, dass mehr getrunken wird? Dazu muesste man wissen, wie die Probanden in dieser Lernsituation die Wirkungen von Bier & Co. erleben und wie stark ihr Drang ist, Alkohol zu trinken. Dies wird zur Zeit am Institut fuer Psychologie von Prof. Dr. Hans-Peter Krueger und Dr. Vollrath untersucht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft foerdert das Projekt.

    Zunaechst werden die Wuerzburger Psychologen die Forschungen von Prof. Vogel-Sprott wiederholen, um sie dann zu erweitern: Die Probanden, die im Versuch eine "Alkoholtoleranz" entwickeln, werden ausfuehrlich ueber die erlebten Alkoholwirkungen befragt. An einem zusaetzlichen Abend duerfen sie nach Belieben Alkohol zu sich nehmen - wobei eine bestimmte Obergrenze natuerlich eingehalten wird. Trinken dann die alkoholtoleranten Probanden mehr als die, die keine Toleranz gelernt haben? Die Versuche sollen im Winter 1997 und dem folgenden Fruehling mehrmals woechentlich mit verschiedenen Probandengruppen stattfinden. Eine Antwort auf ihre Fragen erwarten die Psychologen im Herbst 1998.

    Kontakt: Prof. Dr. Hans-Peter Krueger, Telefon (0931) 31-2653, e-mail: krueger@psychologie.uni-wuerzburg.de Dr. Mark Vollrath, Telefon (0931) 31-2783, e-mail: vollrath@psychologie.uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).