idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.10.2007 07:47

Die Zukunft des Sozialstaats

Presse- und Informationsdienst SNF Presse- und Informationsdienst
Schweizerischer Nationalfonds SNF

    Giuliano Bonoli erhält den Nationalen Latsis-Preis 2007

    Der Nationale Latsis-Preis 2007 geht an Giuliano Bonoli. Der Politologe, der sich mit seinen vergleichenden Untersuchungen zur Rolle des Sozialstaats in Europa profiliert hat, lehrt am Institut de Hautes Etudes en Administration Publique (IDHEAP) in Lausanne Sozialpolitik. Der mit 100'000 Franken dotierte Preis wird jährlich vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) im Auftrag der Latsis-Stiftung vergeben.

    Die Sozialversicherungssysteme der europäischen Staaten befinden sich in einer heiklen Übergangsphase. Ihre goldene Ära, die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und in vielen Ländern zum Ausbau der Wohlfahrt für Alte, Kranke und Randständige führte, ist vorbei. Heute sehen sich viele Staaten vor allem mit zwei Herausforderungen konfrontiert: erstens mit einer Arbeitswelt, die durch Langzeitarbeitslosigkeit und unsichere Anstellungsbedingungen geprägt ist, zweitens durch die demographische Überalterung, welche die künftige Finanzierung des Sozialstaates gefährdet.

    Wie soll die Politik auf diese Herausforderungen reagieren? Dieser Frage geht Guliano Bonoli mit seinen vergleichenden, historisch ausgreifenden Untersuchungen zu den wohlfahrtsstaatlichen Systemen verschiedener europäischer Ländern nach. Für seine international viel beachteten Forschungen erhält der 1968 geborene Sozialwissenschaftler nun den vom Schweizerischen Nationalfonds im Auftrag der Latsis-Stiftung vergebenen Latsis-Preis 2007.
    Der mit 100'000 Franken dotiert Preis wird an höchstens 40-jährige Forscher und Forscherinnen vergeben und gilt als eine der renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz. Giuliano Bonoli, der an den Universitäten Genf, Leeds und Kent (Grossbritannien) studierte, hat am Institut de Hautes Etudes en Administration Publique (IDHEAP) in Lausanne den Lehrstuhl für Sozialpolitik inne und ist daneben Lehrbeauftragter am Europainstitut der Universität Basel.

    Die staatliche Politik der sozialen Investition
    Aufgrund seiner Forschungen, die er unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Italien und England durchführte, ist der Politologe zum Schluss gekommen, dass der traditionelle Sozialstaat umgestaltet werden muss, um auch im 21. Jahrhundert den sozialen Zusammenhalt der westlichen Demokratien zu garantieren. Jenseits der neoliberalen Schwächung und der strukturkonservativen Bewahrung des Sozialstaates schlägt Giuliano Bonoli einen dritten Weg vor: die staatliche Politik der sozialen Investition ("investissement social"). Darunter versteht er die Kombination einer wettbewerbsfähigen Ökonomie und eines starken Sozialstaats, wie sie die skandinavischen Länder seit längerem beispielhaft realisieren.

    Auf die Schweiz bezogen bedeutet das, dass der Staat eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, die Harmonisierung von Erwerbsarbeit und Familienleben, die Senkung der Arbeitslosigkeit sowie die Integration der Immigranten anstreben sollte. Konkrete Beispiele für eine Politik der sozialen Investition sieht Bonoli etwa in der Entwicklung eines adäquaten Angebots an ausserfamilialen Betreuungsstrukturen sowie einer professionellen, am Arbeitsmarkt ausgerichteten Politik der Wiedereingliederung. Je mehr Menschen in den Produktionsprozess eingebunden würden, desto grösser sei die Chance, dass der Sozialstaat weiterhin finanziert werden könne.

    Im europäischen Vergleich befindet sich die Schweiz Bonoli zufolge noch immer in einer komfortablen Situation. So ist ihr Arbeitsmarkt weniger krisengeschüttelt als der anderer Länder, und auch ihr - auf zwei Säulen beruhendes - Rentensystem zeichnet sich durch eine relative Stabilität aus. Reformen sind laut Bonoli dennoch unumgänglich. Für eine stärkere Akzentuierung der sozialen Investition wäre es wünschenswert, wenn der Bund mehr Steuerungskompetenzen für die Regulierung des Arbeitsmarkts und der Sozialpolitik erhielte. Das bedingt allerdings, den schweizerischen Föderalismus zu überdenken.

    Die Preisverleihung findet am 10. Januar 2008 im Berner Rathaus statt.

    Ein Fotoporträt von Giuliano Bonoli kann in hoher Auflösung heruntergeladen werden unter: http://www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen .

    Adresse des Preisträgers:
    Prof. Giuliano Bonoli
    Institut de Hautes Etudes en Administration Publique (IDHEAP)
    Roue de la Maladière 21
    CH-1022 Chavannes-pres-Rennes
    Tel. +41 (0)21 557 40 90
    E-Mail: giuliano.bonoli@idheap.unil.ch


    Weitere Informationen:

    http://www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen Text und Bild dieser Medienmitteilung stehen auf der Website des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung


    Bilder

    Prof. Giuliano Bonoli, Preistraeger des Nationalen Latsis-Preises 2007
    Prof. Giuliano Bonoli, Preistraeger des Nationalen Latsis-Preises 2007
    Foto: Martine Gaillard © Schweizerischer Nationalfonds
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Prof. Giuliano Bonoli, Preistraeger des Nationalen Latsis-Preises 2007


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).