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01.09.1997 00:00

Heisse Weisse Zwerge

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Heisse Weisse Zwerge

    Tuebinger Astrophysiker beobachten Sternbeben

    Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe von Prof. Klaus Werner vom Institut fuer Astronomie und Astrophysik der Universitaet Tuebingen beteiligen sich in der letzten August- und der ersten Septemberwoche an einer Sternenbeobachtung rund um die Uhr. Das Beobachtungsobjekt HS2324+3944, ein Stern in seiner Endphase, auch Weisser Zwerg genannt, ist 1800 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Tuebinger nutzen fuer die Untersuchungen am Himmel das Grossteleskop auf dem Calar Alto in Spanien, das vom Max-Planck-Institut fuer Astronomie in Heidelberg betrieben wird. Rund um die Welt sind ausserdem Sternwarten in Italien, China und Texas an dem Projekt beteiligt, damit der Stern immer von wenigstens einem Teleskop von der Erde aus zu sehen ist. Die Beobachtungen wuerden von einer einzelnen Sternwarte aus zu haeufig durch das Tageslicht unterbrochen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft foerdert das Projekt mit der Finanzierung der Reisekosten der Tuebinger Astrophysiker.

    Seit dem 17. Jahrhundert ist bekannt, dass Sterne wie Stimmgabeln schwingen koennen. Auch unsere Sonne pulsiert mit einer Periode von etwa fuenf Minuten, die sich durch sehr schwache Helligkeitsaenderungen messen laesst. Diese Schwingungen laufen nicht nur auf der Sternoberflaeche ab, sondern breiten sich im gesamten Stern aus. Dieses Phaenomen macht sich ein neuerer Forschungszweig in der Astrophysik, die Asteroseismologie, zunutze, um Informationen ueber das Sterninnere zu gewinnen. Aehnlich wie Geologen durch die Auswertung von Erdbeben das Erdinnere erkunden koennen, lassen auch Sternbeben die Astrophysiker tiefer in die Sterne blicken. Mit einem Teleskop laesst sich zunaechst beobachten, ob ein Stern stabil ist oder pulsiert. Um aber die Entwicklung im Innern eines pulsierenden Sterns, in diesem Fall ein heisser Weisser Zwerg, direkt zu verfolgen, muessen die komplizierten Schwingungsmuster, die sich in vielfaeltiger Weise ueberlagern koennen, ueber ein bis zwei Wochen lang beobachtet werden. Nur mit lueckenlosen Untersuchungen wird sich anhand von Aufnahmen die staendige Aenderung der Helligkeit des Weissen Zwergs messen und damit die unterschiedlichen Schwingungsperioden bestimmen lassen. Moeglicherweise koennen die Beobachtungen an dem Stern HS2324+3944 grundsaetzliche Erkenntnisse ueber den Uebergang der Sterne von der Phase als Rotem Riesen, in der sie sich weit ausdehnen, zur Abkuehlungsphase als Weisser Zwerg gewinnen.

    Naehere Informationen:

    Die vorlaeufigen Beobachtungsergebnisse koennen im Internet verfolgt werden unter http://dsn.ast.univie.ac.at/dsn/hs2324/hs2324.html.

    Weitere Informationen zur weltweiten Sternenbeobachtung bei dem Verein Whole earth telescope unter http://www.iitap.iastate.edu/wet/wet.html.

    Telefonisch ist Dr. Stefan Dreizler vom Institut fuer Astronomie und Astrophysik bis Freitag, 29. August, erreichbar unter 0 70 71/2 97 86 12. Staendig erreichbar ist Dr. Dreizler unter der E-mail-Adresse dreizler@astro.uni-tuebingen.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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