Abschlussbericht fuer Fusionstestreaktor ITER liegt vor
ITER-Partner billigen Planungsergebnisse
Den vom Direktor des ITER-Projektes praesentierten Abschlussbericht hat der ITER-Rat* auf seiner letzten Sitzung am 18. und 19. Februar 1998 in San Diego entgegengenommen und die weitere Entwicklung des Projektes nach dem bisher festgelegten Ende der Planungszeit im Juli 1998 diskutiert. Der Internationale Thermonukleare Experimentalreaktor ITER wird von den vier grossen Fusionsprogrammen der Welt - Europas, Japans, der russischen Foederation und der USA - gemeinsam vorbereitet. Aufgabe von ITER ist es, die Energieerzeugung der Sonne auf der Erde nachzuvollziehen und aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen.
Die von allen Beteiligten getragene technische Loesung fuer diese Aufgabe fasst der vorgelegte Abschlussbericht zusammen. Der Rat sprach dem ITER-Team seine Anerkennung fuer die gewaltige Planungsleistung aus. Der Bericht wird nun fuer abschliessende Kommentare an die die vier ITER-Partner weitergeleitet. Nach der endgueltigen Genehmigung des Berichts waere damit aus wissenschaftlich-technischer Sicht aller Beteiligten eine ausreichende Planunggrundlage vorhanden, um den Bau der Anlage zu beschliessen.
Die Vertreter der Partner im ITER-Rat waren sich einig ueber die programmatischen Ziele von ITER, die von zentraler Bedeutung fuer die Fusionsforschung aller Partner seien. Die ITER-Partner haetten effektive Methoden internationaler Zusammenarbeit entwickelt, von der jeder Partner profitiert habe. Es sei das Interesse aller, gemeinsam auf eine moegliche Bauentscheidung hin fortzuschreiten.
Fuer standortspezifische Analysen und weitere Arbeiten schlaegt der ITER-Rat den Partnern daher vor, ihre weltweit einmalige internationale Zusammenarbeit nach dem Juli 1998 fuer weitere drei Jahre fortzusetzen und so eine Entscheidung ueber den Bau von ITER zu vorzubereiten. Moegliche Standorte der Anlage liegen in Japan, Italien oder Kanada.
Angesichts der wachsenden Finanzschwierigkeiten in den Partnerlaendern entschied der ITER-Rat, vorsorglich zu untersuchen, ob der jetzt vorliegende ITER-Entwurf kostensparend modifiziert werden kann. Dazu soll eine spezielle Arbeitsgruppe pruefen, ob technische Ziele der Anlage abgeschwaecht werden koennen, ohne dabei die programmatischen Ziele des Projektes zu verletzen. Die Vorschlaege der Arbeitsgruppe sollen dann von dem ITER-Team in Kostenschaetzungen und technische Daten umgesetzt werden.
Der Internationale Experimentalreaktor ITER
Die gemeinsamen Planungen fuer den Testreaktor ITER sind wesentlicher Bestandteil der vier grossen Fusionsprogramme der Welt - Europas, Japans, der USA und Russlands. Ziel ist es, die Energieerzeugung der Sonne auf der Erde nachzuvollziehen und aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen. Brennstoff fuer diese nahezu unerschoepfliche Energiequelle ist ein duennes Gas aus den beiden Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium. Zum Zuenden des Fusionsfeuers muss es gelingen, den Brennstoff in Magnetfeldern einzuschliessen und auf hohe Temperaturen aufzuheizen. Aufgabe von ITER ist es, zum ersten Mal ein fuer laengere Zeit energielieferndes Plasma zu erzeugen. Nach der gegenwaertigen Planung sollen zudem wesentliche technische Funktionen eines Fusionskraftwerks getestet werden.
Der umfangreiche Abschlussbericht fasst den Entwurf aller Teilsysteme der Anlage zusammen und enthaelt ausfuehrliche Analysen der physikalischen Basis sowie der Sicherheitseigenschaften und Kosten von ITER: Die Anlage ist als Divertor-Tokamak geplant, die weltweit am genauesten untersuchte Experimentieranordnung. In der etwa 30 Meter hohen Anlage sollen 20 supraleitende Hauptfeldspulen und 8 Zusatzspulen zusammen mit einem Plasmastrom von 21 Megaampere den Magnetfeldkaefig erzeugen. Er schliesst einen Plasmaring von 8 Metern Radius und einem Volumen von 2000 Kubikmetern ein. Mit 100 Megawatt Startheizung zum Zuenden der Fusionsreaktionen soll dieses Plasma eine Fusionsleistung von 1500 Megawatt ueber Pulsdauern von mindestens 1000 Sekunden erzeugen. Die Wandbelastung durch Neutronen wird dann ca. 1 Megawatt pro Quadratmeter Wandflaeche betragen. Die Baukosten fuer diese Anlage wurden - nahezu vollstaendig abgestuetzt durch Industrieangaben - auf 6,5 Mia ECU berechnet, verteilt auf 10 Jahre Bauzeit.
Das ITER-Projekt wurde 1985 in Gespraechen des damaligen sowjetischen Generalsekretaers Gorbatschow mit den Praesidenten Frankreichs und der USA, Mitterand und Reagan, eingeleitet. Von 1988 bis 1990 arbeitete die ITER-Studiengruppe im Max-Planck-Institut fuer Plasmaphysik in Garching als Gastlabor am Entwurf des Testreaktors. In der jetzt laufenden detaillierten Planungsphase von Juli 1992 bis Juli 1998 arbeitet ein gemeinsames Team an drei Fusionszentren: in San Diego/USA, im japanischen Naka und wiederum am IPP in Garching.
* Dem ITER-Rat - dem Aufsichtsgremium des Projektes - gehoeren Regierungsvertreter aller vier Partner an.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Elektrotechnik, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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