Naturschutz/Heimat
Bonn, 18.10.07: "Im Zeitalter der Globalisierung wächst die Sehnsucht nach 'Heimat' in Form einer vertrauten, überschaubaren und schönen Landschaft. Wenn die ganze Welt frei verfügbar erscheint, werden sichere Wurzeln attraktiv," sagte der scheidende Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann anlässlich der Veranstaltung "Naturschutz und Heimat". Das Symposium wurde zur Verabschiedung des Präsidenten aus seiner aktiven Dienstzeit im Wissenschaftszentrum Bonn durchgeführt.
Für Vogtmann, der sich in seiner Zeit als BfN-Präsident vor allem für die Integration von Naturschutzbelangen in alle Nutzerbereiche engagierte, ist die Verdrängung des Heimatbegriffs aus dem staatlichen Naturschutz als Folge des Missbrauchs im "Dritten Reich" eine folgenreiche Fehlentwicklung. "Dieser Missbrauch führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur zunehmenden Verdrängung des Heimatbegriffs aus dem Staatlichen Naturschutz. Doch die Meidung eines belasteten Begriffs ändere nichts daran, dass die Menschen eine emotionale Bindung zur vertrauten Landschaft entwickeln", so Vogtmann. Daher sei nicht die Verdrängung des Heimatbegriffs sinnvoll, sondern die kritische Aufarbeitung und die Entwicklung eines demokratiefähigen Heimatbegriffs erforderlich.
Beim Symposium wurde das Thema Heimat und Naturschutz durch Vertreter dreier Generationen beleuchtet. Alle Referenten wiesen auf die Diskrepanz hin, dass die Repräsentanten des staatlichen Naturschutzes die Notwendigkeit des Naturschutzes vor allem mit ökologischen (z.B. Stabilität der Ökosysteme) und ethischen Argumenten (z.B. Eigenwert der Natur) begründen, während in der Bevölkerung stattdessen das Heimatargument als Naturschutzbegründungen eine entscheidende Rolle spielt.
Pünktlich zur Veranstaltung erschien der Sammelband "Die Vilmer Heimatthesen und ihre Kritiker", in dem in insgesamt 26 Beiträgen über die Bedeutung des Heimatbegriffs für den Naturschutz diskutiert wird. Die "Vilmer Thesen zu Heimat und Naturschutz" sind bereits im Jahre 2003 als Ergebnis der ersten "Vilmer Sommerakademie" in der Zeitschrift "Natur und Landschaft" veröffentlicht worden. Diese Thesen haben deutschlandweit nicht nur im amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz, sondern auch unter Historikern, Philosophen, Politikwissenschaftlern, Volkskundlern, Ökologen und Landschaftsplanern eine überaus lebhafte und kontroverse Diskussion ausgelöst, die unvermindert anhält. Offensichtlich ist mit den Thesen ein sensibles und heikles Problemfeld des Naturschutzes in Deutschland angesprochen worden. "Die Auseinandersetzung belegt eindrucksvoll die politische Bedeutung einer solchen Diskussion auch im Naturschutz. Es wird deutlich, dass der Naturschutz ein kulturelles Anliegen ist, das allein mit Mitteln der ökologischen Wissenschaft nicht thematisiert werden kann. Stattdessen muss auf ein "soziales Naturideal" verwiesen werden (Heimat und Landschaft), das die Menschen bei ihren emotionalen Bedürfnissen abholt, dort, wo ihre Sensibilität für das Erleben von Natur und Landschaft liegt!", sagte Hartmut Vogtmann.
Literatur:
R. Piechocki & N. Wiersbinski (Bearb.): Die Vilmer Heimatthesen und ihre Kritiker. - Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 47, Hrsg. Bundesamt für Naturschutz, 2007, 414 S. , 20 Euro, ISBN 978-3-7843-3947-4
Bezug: BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag, Tel. 02501/801-300
Hinweis:
Der Bundesregierung ist es ein besonderes Anliegen, die biologische Vielfalt zu erhalten. Deshalb führt das Bundesumweltministerium (BMU) im Vorfeld der UN-Naturschutzkonferenz im Mai 2008 eine Kampagne zur biologischen Vielfalt durch. Damit soll die Öffentlichkeit stärker auf den Wert und den Nutzen der biologischen Vielfalt aufmerksam gemacht werden. Weitere Informationen unter http://www.naturallianz.de.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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