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18.10.2007 13:02

Schlaganfall-Gesellschaft: Akutbehandlung der TIA verhindert Schlaganfälle

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft:

    Transitorische ischämische Attacke:
    Akutbehandlung und Nachbetreuung in Stroke Units beugt acht von zehn Schlaganfällen vor

    Berlin - Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist oft Vorbote eines Schlaganfalls. Diesem kann jedoch vorgebeugt werden, wenn Patienten mit TIA in ausgewiesenen Schlaganfall-Spezialstationen, den Stroke Units, unmittelbar behandelt werden. Darauf machen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) anlässlich einer aktuellen Studie der Oxford Universität aufmerksam. Dort konnte allein durch eine bessere Organisation der Akutbetreuung an einer Stroke Unit und durch eine strukturierte Nachbetreuung die Zahl erneuter Schlaganfälle um 80 Prozent gesenkt werden.

    "Eine transitorisch ischämische Attacke ist Ausdruck einer vorübergehenden umschriebenen Minderdurchblutung im Gehirn. Dabei handelt es sich um plötzlich auftretende Symptome wie halbseitige Lähmungen sowie Sehstörungen, Sprachstörungen oder auch nur um einen herabhängenden Mundwinkel. In den meisten Fällen sind die Symptome schon innerhalb weniger Minuten wieder verschwunden", sagt Professor Dr. med. Martin Grond, Chefarzt am Kreiskrankenhaus Siegen und 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Sind die Symptome vorbei, sind diese Menschen keinesfalls außer Gefahr. Jeder zehnte erleidet innerhalb der nächsten drei Monate einen weiteren Schlaganfall, die Hälfte davon bereits innerhalb von zwei Tagen. "Jede TIA ist deshalb ein medizinischer Notfall", sagt Grond: "Und er sollte deshalb wie der 'große' Schlaganfall mit länger anhaltenden Symptomen unbedingt sofort in einer Stroke Unit behandelt werden", so die Forderung der Schlaganfall-Gesellschaft.

    Denn es gibt, so die Experten, Behandlungsmöglichkeiten, die nachweislich einem weiteren Schlaganfall vorbeugen können. Dazu zählen Medikamente, welche die Verklumpung, also die Aggregation von Blutplättchen, den Thrombozyten, hemmen. Acetylsalicylsäure (ASS) und andere Blutplättchenhemmer können derartige Verklumpungen verhindern. Auch Medikamente mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie Marcumar sind bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen unmittelbar angezeigt. Darüber hinaus ist die Senkung des Cholesterinwertes und eine Behandlung des erhöhten Blutdrucks sowie die frühzeitige Erweiterung einer verengten Halsschlagader in Studien belegte vorbeugende Maßnahmen.

    "Um einen zweiten Schlaganfall zu verhindern, müssen diese Empfehlungen rasch umgesetzt werden", erläutert Professor Grond. Welche Vorteile dies hat, zeigt die Untersuchung der Neurologischen Universitätsklinik in Oxford, die dieser Tage in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde. Die britischen Mediziner hatten 2002 eine Sprechstunde für Patienten mit TIA oder leichtem Schlaganfall eingerichtet. In den ersten anderthalb Jahren wurden die Patienten dort nur untersucht und mit Behandlungsempfehlungen an den Hausarzt zurücküberwiesen (Phase I). Es dauerte im Durchschnitt drei Tage, bis die Patienten abschließend untersucht waren und 20 Tage, bis sie ihre Medikamente erhielten. Später übernahmen die Oxford-Spezialisten selbst die Behandlung (Phase II). Jetzt wurden die meisten Patienten noch am gleichen Tag untersucht und sie erhielten innerhalb eines Tages ihre Medikamente. Die Nachbetreuung erfolgte durch die Stroke Units. Die Auswirkungen waren gravierend: Während in Phase I insgesamt zehn Prozent der Patienten innerhalb von 90 Tagen einen Schlaganfall erlitten, waren es in Phase II nur zwei Prozent.

    Auch in Deutschland könnten viel mehr Patienten mit TIA in Stroke Units behandelt werden. Mehr als 180 Kliniken haben solche Zentren eingerichtet. "Leider werden aber viele Patienten mit TIA nicht als medizinischer Notfall erkannt und nicht in eine Stroke Unit eingewiesen", bedauert DGN-Pressesprecher Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, Universität Essen. Hinzu käme, dass die von der Stroke Unit empfohlene medikamentöse Therapie von den Hausärzten häufig wieder geändert werde. Diener vermutet Budgetrestriktionen der Ärzte als Ursache - leider zum Nachteil für die Patienten. Diener: "Die Studienergebnisse sollten Anlass sein, die Versorgung von Patienten nach TIA und Schlaganfall in Deutschland zu verbessern."

    Literatur:
    Rothwell et al. Effect of urgent treatment of transient ischaemic attack and minor stroke on early recurrent stroke (EXPRESS study): a prospective population-based sequential comparison. Lancet 2007;370:1432-1442

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    Internet: www.dsg-info.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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