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25.07.2000 00:00

Dermatologie 2000: Von Akne bis Piercing

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    In der letzten Juliwoche treffen sich im zweijährigen Turnus traditionell Wissenschaftler, Kliniker und niedergelassene Ärzte auf der 17. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München. Das Motto der Tagung: Fortschritt durch Fortbildung. Geboten wird Dermatologie von A wie Akne bis Z wie Zoonosen.

    Rund 1.400 Dermatologen aus über 20 Ländern treffen sich auf der 17. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, die vom 23. bis 28. Juli in München stattfindet. Unter dem Motto "Fortschritt durch Fortbildung" präsentieren Spezialisten Forschungsergebnisse, die "reif" sind für die praktische Anwendung in der Praxis. Wie immer ist das Themenspektrum breit gefächert: Es reicht von Akne und Allergien, über Haarerkrankungen und Hautalterung, Infekt und Insekt bis hin zu Melanom, Mykosen und Multimedia. Zu den thematischen "Dauerbrennern" kommen inzwischen jedoch neue Themen dazu, um die sich die Hautärzte zunehmend kümmern müssen. Eines davon: Piercing.

    Zwar ist das Durchstechen der Haut zum Tragen von Schmuck seit Jahrtausenden üblich und wird in vielen Kulturkreisen gepflegt. Doch in den westlichen Industrienationen werden seit einigen Jahren nicht mehr nur die Ohrläppchen durchstochen: "Die Zunahme des Piercens allgemein und von bestimmten Körperregionen im besonderen stellt die Dermatologen vor neue Herausforderungen", erklärt Professor Gerd Plewig von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und Tagungsleiter der Fortbildungswoche.

    Gepierct werden etwa die Haut im Nabelbereich, der Knorpel der Ohrmuschel oder Muskeln wie die Zunge. Auch die Geschlechtsorgane werden durchstochen und geschmückt. In etwa zehn Prozent der Fälle kommt es zu Komplikationen: lokalen Infektionen, einer überschießenden Narbenbildung oder zu allergischen Sensibilisierungen.

    Piercen unter "Jahrmarktsbedingungen" birgt Gefahren

    Doch größere Sorgen bereitet den Dermatologen das Piercen "unter Jahrmarktsbedingungen": "Es gibt keine Regelungen", so Plewig, "die festlegt, wer dieses Handwerk ausüben darf." Ebenso existieren keine Regelungen bezüglich der verwendeten Materialien und hygienischer Bedingungen. Darum gehen die Derma-tologen davon aus, dass die Komplikationsraten steigen werden. Es gibt erste Fälle, bei denen etwa die Erreger von Leberentzündungen, Hepatitis-B-Viren, übertragen wurden. "Wenn Menschen sich im Urlaub in anderen Ländern piercen lassen, wo bestimmte Erreger, etwa HIV und Hepatitis, verbreitet sind, laufen sie Gefahr, sich bei einem unsachgemäßen Piercing zu infizieren", warnt Plewig. Eine Aufklärung über mögliche Risiken unterbleibt häufig und der Piercer läßt sich unterschreiben, dass keine Rechtsansprüche gegen ihn gestellt werden.

    Doch ein unsachgemäßes Piercing kann nicht nur Infektionen verursachen: Ebenso kommt es zu anderen Komplikationen, die jeweils organ- und gewebespezifisch sind. Wird die Vorhaut des Penis durchstochen, kann diese sich verengen (Paraphimose), eine durchstochene Zunge kann durch Wassereinlagerungen anschwellen, Entzündungen des Ohrknorpels sind möglich sowie Empfindungsstörungen bis hin zum völligen Funktionsverlust bei Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen vor allem bei Genitalpiercings.

    Der Metallschmuck bereitet darüber hinaus auch bei medizinischen Untersuchungen und Therapien Probleme, etwa bei einem CT oder der Magnetresonanztomographie. Auch eine Kurzwellenbehandlung oder Elektrotherapien können zu unliebsamen Nebenwirkungen führen, wenn der behandelnde Arzt nichts von dem Körperschmuck weiß.

    Und schon sehen die Dermatologen die Auswirkungen der nächsten Modewellen auf sich zurollen: "Implanting", "Branding" und "Scaring" werden inzwischen angeboten und zwingen die Hautärzte dazu, sich mit den neuen Techniken und ihren Gefahren vertraut zu machen.

    Abwehr gegen Plagegeister

    Im Vergleich zum Piercen sind ein Mückenstich und dessen Folgen - zumindest hier zu Lande - harmlos. Gleichwohl können Stechmücken und Schnaken einen schönen Sommerabend ruinieren. Anders sieht es hingegen bei Zeckenstichen aus: Hier können Infektionen übertragen werden. Auch in tropischen und subtropischen Regionen bergen Blutsauger oft eine tückische Fracht, etwa die Erreger von Gelbfieber oder Malaria.
    Zwar ist die wirksamste Stichprophylaxe eine entsprechende Bekleidung, vor allem in den Abendstunden. Aber auch so genannte Repellenzien, Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden, bieten einen gewissen Schutz von etwa drei bis vier Stunden.

    Als Wirkstoff enthalten die meisten Repellenzien eine kurz DEET (Diethyltoluamid) genannte Substanz. Aber auch andere Stoffe kommen zum Einsatz. Pflanzliche Repellenzien sind im Gegensatz zu den chemisch-synthetischen Abwehrstoffen deutlich weniger wirksam.

    Werden Repellenzien auf der intakten Haut eingesetzt, sind sie für Erwachsene und Schulkinder ungefährlich. Für Kinder genügen jedoch Mittel, die höchstens zehn Prozent DEET enthalten. "Man sollte jedoch beachten", betont Plewig, "dass der UV-Schutz vermindert ist, wenn die chemische Mückenabwehr zusammen mit Sonnenschutzpräparaten verwendet wird".

    Nicht aufgetragen werden dürfen Repellenzien auf Wunden, irritierter Haut und in der Augenregion. Nicht geeignet sind die Mittel auch für Säuglinge und Kleinkinder. "Hier können die Substanzen allenfalls auf kleinen Hautflächen aufgetragen werden", so Plewig. Die Hände sollten allerdings dabei ausgespart werden, weil diese zu häufig in den Mund gesteckt werden. Darum schützt man den Nachwuchs am besten mit einem Moskitonetz.

    Rückfragen an:
    Prof. Dr. med. Gerd Plewig
    Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Frauenlobstraße 9-11, 80337 München
    Tel.: 089-5160-4600/6000; Fax: 089-5160-6002

    Pressestelle: Barbara Ritzert; ProScientia GmbH,
    Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
    Tel.: 08157/93 97-0; Fax: 08157/93 97-97; e-mail: proscientia@t-online.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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