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19.10.2007 15:31

Exzellenzcluster und Graduiertenschulen erfolgreich

Susanne Schuck Presse und Kommunikation
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Rund 45 Millionen für Forschung in Kiel, Lübeck und Borstel

    In Bonn wurde heute zu Gunsten des Exzellenzclusters "Entzündung an Grenzflächen", den die Universitäten Kiel und Lübeck gemeinsam mit dem Forschungszentrum Borstel beantragt hatten, entschieden. Auch zwei Graduiertenschulen aus Schleswig-Holstein, nämlich die Schule "Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften" der Universität Kiel sowie die Schule aus Lübeck "Informatik in Medizin und Lebenswissenschaften", kamen durch.

    Ingesamt erwartet das nördlichste Bundesland damit über die nächsten fünf Jahre insgesamt um die 45 Mio. Euro Fördergelder mehr. Ein Viertel der Summe kommt vom Land, die anderen drei Viertel stammen aus der Exzellenzinitiative des Bundes. Damit konnten sich alle aus Schleswig-Holstein stammenden Anträge in der heutigen entscheidenden Sitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (dfg) durchsetzen.

    Der Exzellenzcluster wird sich dem Thema widmen, wie Haut und Schleimhäute bei Mensch und Tier mit entzündlichen Prozessen umgehen. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ist dabei ein wichtiger Kooperationspartner der Antragsteller, die auf bestehenden Schwerpunkten im Bereich Angewandte Lebenswissenschaften aufbauen können.

    Die Graduiertenschule "Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften" untersucht über Fächergrenzen hinweg die Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt. Archäologen, Klimatologen, Sozialwissenschaftler und Historiker haben sich zusammengetan, um das Thema mittels einer breiten Palette an wissenschaftlichen Methoden zu erforschen: Von der Molekulargenetik über die Materialwissenschaften bis zur Geochemie reichen die beteiligten Disziplinen.

    Die von der Lübecker Universität konzipierte Graduiertenschule "Informatik in Medizin und Lebenswissenschaften" stellt die interdisziplinäre Forschung zwischen Medizin und Informatik neben die Anwendung von Informatik in den Life Sciences.

    Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann: "Mit diesem grandiosen Erfolg ist endgültig belegt, dass wir nach dem Sieg unserer Meeresforscher im vergangenen Jahr im Bereich der Wissenschaft in Deutschland an mindestens zwei Stellen an der Spitze stehen. Ich bin sicher, dass aus dem jetzigen Zuschlag für das Projekt "Entzündungsforschung" nicht allein große Fortschritte im Kampf gegen zahlreiche Krankheiten resultieren, sondern sich auch enge Vernetzungen mit Firmen ergeben werden. Wir sind absolut stolz auf unsere Wissenschaftler und freuen uns natürlich auch, dass wir nun mit den Fördergeldern die Arbeit an den Forschungsprojekten durch die Einstellung zusätzlicher Wissenschaftler erheblich erweitern können."

    "Wir haben die Wissenschaftler aus Kiel, Lübeck und Borstel zusammengebracht", so der Minister weiter, "und sie bei der Präsentation ihrer Projekte in den verschiedenen Bewertungsstufen begleitet." Der erneute Zuschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft stelle für ihn auch eine Ermutigung zur weiteren engen Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft dar.

    Auch die erfolgreichen Anträge auf Einrichtung von zwei Graduiertenschulen in Kiel und Lübeck bezeichnete Austermann als großen Erfolg für den Forschungsstandort Schleswig-Holstein. "Wir haben eindeutig zu wenig Graduiertenschulen im Land, und die heutige Entscheidung bedeutet, dass wir auch hier einen kräftigen Sprung nach vorn machen."

    Der Rektor der Kieler und der Prorektor der Lübecker Universität sprachen den beteiligten Wissenschaftlern ihren Dank und höchste Anerkennung aus. Gleichzeitig dankten sie dem Wissenschaftsministerium für die Unterstützung, ohne die der Cluster nicht auf den Weg gebracht worden wäre.

    In dem Exzellenzcluster zur Entzündungsforschung widmen sich rund 130 Wissenschaftler in über 70 Forschergruppen der Vorbeugung, den Ursachen und der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen. Gemeinsam wollen sie herausfinden, welche Störungen es an biologischen Grenzflächen - also Haut und Schleimhäuten - gibt. Einbezogen sind neurologische und immunologische Fragestellungen, Fragen der Krebsforschung, Ernährungsforschung sowie der genetischen Veränderungen von Erregern. Als Netzwerk "Inflammation at Interfaces" arbeiten die Wissenschaftler bereits seit mehreren Jahren zusammen. Die Kieler Universität hat beispielsweise intensive Vorarbeit durch die Gründung des Zentrums für Molekulare Biowissenschaften (ZMB) geleistet, das als wichtige Plattform in diesem Cluster fungiert.

    Professor Stefan Schreiber von der Uni Kiel, der Sprecher des Clusters, beschreibt das Forschungsziel: "Die Grenzflächen zwischen Körper und Umwelt, die Körperoberfläche und die Schleimhäute, schützen Mensch und Tier. Wir wollen diese Schutzmechanismen verstehen und sehen, warum es zu krankhaften Störungen kommt. Durch den Zuspruch dieser enormen Fördersumme können wir nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ, also vom Input aus fremden Fächern und von der Grundlagenforschung her, einen riesigen Sprung machen."

    Die Graduiertenschule "Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften" ("Human Development in Landscapes"), die ebenfalls erfolgreich war, kooperiert mit dem Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) und der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf. Das Ziel: Doktoranden und ihre Arbeit zwar themengebunden, aber gleichwohl fächerübergreifend, international und praxisnah auszubilden und deren wissenschaftliche Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen.

    Der Koordinator dieser Graduiertenschule, Professor Johannes Müller, erläutert: "Die Verbindung von Natur- und Kulturwissenschaften wird erheblich zur Schärfung des Kieler Profils beitragen. Interdisziplinäre Promotionsarbeiten werden die eingeschlagene Richtung z. B. im Bereich der Archäoinformatik und der kulturanthropologischen Interpretation materieller Kultur bereichern. Wir werden am Thema Mensch und Landschaft den Austausch verschiedenster Herangehensweisen erproben, die Kombination von Methoden und Denkweisen, die bisher kaum voneinander wussten. Die Doktoranden, die wir in diese Graduiertenschule aufnehmen, werden auf ganz neue Weise forschen lernen."

    Die Themen des neuen Exzellenzclusters und der Kieler Doktorandenschule werden zahlreiche andere Fächer befruchten. Das Ergebnis zeigt, dass die Fächerbreite, die die Kieler Universität als einzige Volluniversität in Schleswig-Holstein besitzt, sich ausgezahlt hat und neben einzelnen Profilspitzen weiter gestützt werden muss.

    "Die neue Graduiertenschule der Universität Lübeck mit dem Thema 'Informatik in Medizin und Lebenswissenschaften' ist für das Land ein großer Gewinn ", ist sich deren Sprecher, Professor Achim Schweikard, sicher. "Persönlichkeiten aus Industrie, Kapitalwirtschaft und öffentlichen Einrichtungen sind direkt an der
    Ausbildung der Doktoranden beteiligt. Wir richten darüber hinaus neue Forschungszweige ein, die sich zum einen mit Neurotechnologie, Navigation und Robotik und zum anderen mit Medizinischer Struktur- und Zellbiologie befassen." Die Schule wird jährliche Sommerakademien an Partneruniversitäten im baltischen Raum veranstalten, um auch von dort höchst qualifizierte Absolventen zu gewinnen.

    Der Exzellenzclusterantrag sowie die Graduiertenschulanträge, einer aus Kiel und einer aus Lübeck, hatten im Januar die erste Vorrunde der zweiten Antragsphase geschafft und waren mit 39 anderen Exzellenzcluster- und 43 anderen Graduiertenschulkonzepten in die Endausscheidung gekommen. Davon erhielten deutschlandweit 20 Exzellenzcluster und 21 Graduiertenschulen heute den Zuspruch.
    Beantragt waren aus Kiel und Lübeck insgesamt 51 Mio. Euro (39 Mio. für den Exzellenzcluster, je 6 Mio. pro Graduiertenschule). In der Sitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde heute Morgen jedoch eine Kappung der Einzelförderung um bis zu 15 Prozent beschlossen.

    Die heute entschiedene Runde ist bereits die zweite im Exzellenzwettbewerb. Im Oktober 2006 hatte die Kieler Universität den Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" gewonnen, der bereits in weiten Teilen etabliert ist und arbeitet. Professor Klaus Wallmann, Sprecher von "Ozean der Zukunft", gratuliert den Kollegen aus den neuen Projekten aufs Herzlichste: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin sicher, dass wir die Schnittstellen zwischen unseren Themenbereichen gemeinsam fruchtbar nutzen können."

    Nach den beiden abgelaufenen Antragsphasen wird es frühestens in vier Jahren, nach dem Auslaufen der ersten Exzellenzcluster eine weitere Antragsmöglichkeit in der Exzellenzinitiative geben.

    Weitere Informationen finden Sie unter:
    http://www.dfg.de
    http://www.inflammation-at-interfaces.de/de_startseite.phtml
    http://www.uni-kiel.de/landscapes/

    Struktur und Themen des Exzellenzclusters Entzündung an Grenzflächen:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-entzuendung.pdf

    Struktur und Themen der Graduiertenschule Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-graduiertenschule.pdf

    Fotos zum Thema:

    Netzwerk "Entzündung an Grenzflächen" ("Inflammation at Interfaces")

    Bild 1:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-1.jpg
    Bildunterschrift: 3D-Modelle als Ergebnis der Röntgenstrukturanalyse: Die Aufklärung der dreidimensionalen Struktur von Proteinen hilft den Wissenschaftlern, die Struktur-Wirkungsprozesse ("Wie passt der Schlüssel ins Schloss") in entzündlichen Prozessen zu verstehen.
    Foto: M. Lindner, Copyright: Inflammation at Interfaces, Netzwerk Entzündungsforschung in Schleswig-Holstein

    Bild 2:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-2.jpg
    Bildunterschrift: Untersuchung von zentralen Vorgängen der Zellteilung, die in der Entzündungs-, Tumor-, und Stammzellforschung wichtig sind (Blick durch ein Fluoreszenzmikroskop).
    Foto/Copyright: Dr. T. Scholzen, Ansprechpartner: Büro des Netzwerks Entzündungsforschung

    Bild 3:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-3.jpg
    Bildunterschrift: Mit dem FACS-Gerät (FACS steht für "fluorescence activated cell sorting"; Durchflusszytometrie) können die relevanten Zelleigenschaften auf Einzelzellebene gemessen werden, indem beispielsweise die für die Wissenschaftler interessanten Moleküle an den Oberflächen der Zellen, die in der Entzündungsreaktion eine Rolle spielen, spezifisch markiert und so quasi sichtbar gemacht werden.
    Foto: M. Lindner, Copyright: Inflammation at Interfaces, Netzwerk Entzündungsforschung in Schleswig-Holstein

    Bild 4:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-4.jpg
    Bildunterschrift: Eiweiße sind einer der Schlüsselstoffe zum Leben: Auch beim Exzellenzcluster "Entzündung an Grenzflächen" spielen sie eine Hauptrolle.
    Foto: J.Haacks, Ansprechpartner: Büro des Netzwerks Entzündungsforschung

    Graduiertenschule "Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften"

    Bild 5:
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-5.jpg
    Bildunterschrift: Graduiertenschule "Entwicklung menschlicher Gesellschaften in Landschaften". Durch das Freilegen und Sichern alter Siedlungsspuren lässt sich die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Landschaft untersuchen.
    Foto/Copyright: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Kontakt:
    Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr
    Harald Haase
    Tel. 0431/988-4420, harald.haase@wimi.landsh.de

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse und Kommunikation
    Susanne Schuck
    Tel. 0431/880-3004, presse@uv.uni-kiel.de

    Universität Lübeck
    Rüdiger Labahn
    Tel. 0451/500-3004, presse@uni-luebeck.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de
    http://www.inflammation-at-interfaces.de/de_startseite.phtml
    http://www.uni-kiel.de/landscapes/
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-entzuendung.pdf - Themen und Struktur Exzellenzcluster
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-082-graduiertenschule.pdf - Themen und Struktur Graduiertenschule Kiel


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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