"Ruperto Carola" 2/2000 mit aktuellen Forschungsprojekten der Universität Heidelberg - Prorektor Prof. Dr. Jochen Tröger warnt im Editorial vor negativen Folgen laufender Reformen in der Hochschulmedizin - Die weiteren Themen: Henry David Thoreau - Das Glas und seine Geheimnisse - Die "Regressionsfalle", Ursache vieler Denkfehler - Was leisten intelligente Bioinformatiksysteme? - Und : Wie das Nervensystem entsteht
Einzelne Moleküle sichtbar zu machen, ist eine ebenso wichtige wie schwierige Forschungsaufgabe. Um beispielsweise zu beobachten, wie Enzyme innerhalb der Zelle zusammenarbeiten, müssen Wissenschaftler ausgefeilte Techniken entwickeln und zu so manchem Trick greifen. Einer dieser "Tricks" sind mit Farbstoffen beladene Sonden, die aufleuchten, sobald sie ihr Zielmolekül aufgespürt haben. Markus Sauer vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg schildert in der Titelgeschichte des neuen Forschungsmagazins "Ruperto Carola" 2/2000 die Methoden und nennt viel versprechende Anwendungen - zum Beispiel ein neues Testsystem, um Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Die weiteren Themen des Magazins reichen vom Einfluss Henry David Thoreaus auf den amerikanischen Transzendentalismus über das Glas und seine Geheimnisse bis hin zur "Regressionsfalle", die Ursache vieler Denkfehler und Fehlbeurteilungen ist. Und: Was leisten intelligente Bioinformatiksysteme, um das menschliche Erbgut nicht nur kennen zu lernen, sondern auch zu verstehen?
Prorektor Prof. Dr. Jochen Tröger skizziert erheblichen Reformdruck in der Hochschulmedizin
Im Editorial skizziert Prorektor Prof. Dr. Jochen Tröger den erheblichen Reformdruck, unter dem die Medizin an der Universität Heidelberg zurzeit steht: den Druck in Krankenversorgung, Wissenschaft und Lehre. Das neue Universitätsgesetz ist für die beiden Medizinischen Fakultäten Heidelberg und Mannheim nur eine von zahlreichen Reformen und Reformvorhaben der letzten beiden Jahre. Tröger beschreibt zudem die Auswirkungen des Hochschulmedizinreform-Gesetzes, das zum Beispiel die Trennung von Krankenversorgung, Wissenschaft und Lehre vorantreibt. Wo liegen - so fragt er - die Gefahren dieser Strukturänderungen?
Alte, bisher verdeckte Ungerechtigkeiten werden infolge des Gesetzes festgeschrieben. Ein zweites, noch nicht gelöstes Problem ist die Wertung der in der Medizin notwendigen Weiter- und Fortbildung. Aktivitäten auf diesem Gebiet haben keine Budgetrelevanz, verlieren dadurch an interner Bedeutung und werden eingeschränkt. Eine dritte Gefahr: Die Qualität der Krankenversorgung ist wesentlich schwerer zu evaluieren als Forschung und Lehre. Hier droht eine Schieflage zum Nachteil der Patienten.
Tröger schildert im Editorial weitere Probleme, die ein Reformvorstoß der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit der Forderung nach personeller Trennung zwischen Ärzten in der Forschung und in der Krankenversorgung bringen. "Die von der DFG vorgeschlagene Karrieretrennung bedarf noch einer differenzierten Diskussion", so Tröger. Sein Ausblick endet jedoch positiv: "Wir werden die Balance zwischen exzellenter Krankenversorgung und hohem Niveau in Wissenschaft und Lehre nicht verlieren."
"Wer den Vogel hört"
Im Sommer des Jahres 1998 erholte sich Bill Clinton bei einem Waldspaziergang in der Nähe der Stadt Concord von den Strapazen der Washingtoner Amtsgeschäfte und den Nachstellungen des Sonderermittlers Kenneth Starr. Anlass der Präsidentenreise nach Concord war die Eröffnung des "Thoreau-Instituts". Dieter Schulz vom Anglistischen Seminar schildert in dem ersten Hauptbeitrag von "Ruperto Carola" 2/2000 das ungewöhnliche Leben des amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau und seinen Einfluss auf den amerikanischen Transzendentalismus - eine Utopie mit bis heute anhaltender Virulenz.
Das Glas und seine Geheimnisse
Gläser gehören zum täglichen Leben. Was wir selbstverständlich in unserem Alltag verwenden, gibt den Physikern noch immer Rätsel auf. Wie entstehen Gläser? Oder wie verhalten sie sich bei tiefen Temperaturen? Siegfried Hunklinger vom Kirchhoff-Institut für Physik berichtet in dem neuen Forschungsmagazin von den raffinierten Methoden, die Wissenschaftler einsetzen müssen, um den Gläsern einige ihrer bestgehütetsten Geheimnisse zu entlocken.
Die Regressionsfalle
Sie ist tückisch und nur schwer zu erkennen. Selbst intelligente und in formalem Denken geübte Menschen laufen nur allzu oft in die "Regressionsfalle" - die Ursache vieler Denkfehler und Fehlbeurteilungen. Klaus Fiedler vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg erklärt im folgenden Text der "Ruperto Carola" das universelle Prinzip der Regression anhand überraschender Alltagsbeispiele und zeigt, wie man die schwerwiegenden Fehlerquellen menschlichen Denkens erkennen und vermeiden kann. Für seine Forschungsarbeiten erhielt Klaus Fiedler kürzlich den renommierten Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Gebändigte Erkenntnisflut: Was intelligente Bioinformatiksysteme leisten
Die Molekularbiologie produziert auf Grund ihrer vielfältigen Fragestellungen und Methoden eine enorme Datenfülle. Ohne Computer kann die immense Menge an komplexen Erkenntnissen schon lange nicht mehr bewältigt werden. Eine eigenständige Disziplin - die Bioinformatik - stellt der modernen Biowissenschaft die dazu notwendigen Analysesysteme zur Verfügung. Roland Eils erforschte am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg, was intelligente Bioinformatiksysteme zu leisten vermögen, beispielsweise um das menschliche Erbgut nicht nur kennen zu lernen, sondern auch zu verstehen. Hiervon handelt sein Text in der neuen "Ruperto Carola".
Wie das Nervensystem entsteht
Im Januar 2000 hat der neue Sonderforschungsbereich (SFB) für Molekulare Entwicklungsneurobiologie der Universität Heidelberg seine Arbeit aufgenommen. SFB-Sprecher Prof. Klaus Unsicker beschreibt im Gespräch mit Michael Schwarz, um welche zukunftsträchtigen Fragen es hier in der Forschung geht: Wer wüsste nicht gern, wie Denken, Sprache und Gefühle entstehen?
Virtuelle Zahnimplantation
Mit einem neuen Software-System können Zahnärzte die optimale Lage von Zahnimplantaten dreidimensional am Bildschirm planen. Die künftige Anbindung dieser Software an intraoperative Navigationssysteme erlaubt es, die Planungen während der Operation präzise umzusetzen. Das Ergebnis einer Implantation wird dadurch besser abschätzbar und das Risiko für den Patienten reduziert. Entwickelt wurde das neue System von Stefan Haßfeld und Wolfram Stein von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Heidelberg. Die Arbeit der beiden Wissenschaftler wurde kürzlich mit dem "Millerpreis" der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ausgezeichnet.
In einem Meinungsbeitrag kritisiert Prof. Volker Lenhart aus dem Erziehungswissenschaftlichen Seminar die Reform der Lehrerausbildung und die hinter ihr stehenden ministeriellen Absichten. Die ständigen Rubriken "Aus der Stiftung Universität Heidelberg" und "Drittmittel" runden das Magazin ab.
Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg GmbH. Ein Einzelheft "Ruperto Carola" kostet 10 DM plus Versand, für Studierende 5 DM. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 60 DM (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus.
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca2_2000/index.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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