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02.04.1998 00:00

Neue Therapie gegen abnormes Schwitzen

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Injektion stoppt den Schweissfluss fuer vier bis sechs Monate

    Viele Menschen leiden unter einer uebermaessigen Absonderung von Schweiss. Wissenschaftler der Universitaet Wuerzburg haben eine neuartige Methode gefunden, um diesen Patienten zu helfen.

    Das abnorme Schwitzen an Haenden, Fuessen, unter den Achseln oder sogar im Gesicht sei ein Problem, das in seiner Haeufigkeit weit unterschaetzt werde, sagt PD Dr. Markus Naumann von der Neurologischen Klinik der Universitaet. Ein Problem zumal, das nicht einfach mit der Bemerkung: "Nun ja, diese Leute schwitzen eben mehr als andere" abgetan werden kann - die Lebensqualitaet der meist jungen Patienten ist erheblich beeintraechtigt.

    Mitunter kommt es durch das starke Schwitzen zu Hautveraenderungen oder oertlichen Infektionen. In schweren Faellen sind die Haende der Betroffenen so nass, dass der Schweiss abtropft, oder die Achseln so verschwitzt, dass die Fluessigkeit die Arme herabrinnt. Dr. Naumann: "Solche Patienten trauen sich kaum noch, anderen die Hand zu geben."

    Klar, dass sich daraus enorme soziale Probleme ergeben, beruflich wie privat. Der Wuerzburger Neurologe weiss von jungen Frauen zu berichten, die so stark unter den Achseln schwitzen, dass sie sich mehrfach am Tag umziehen muessen und nur noch helle Kleidung tragen. Er kennt auch Patientinnen, die einen sozialen Teil-Rueckzug angetreten haben, weil sie sich wegen ihrer Krankheit nicht mehr an bestimmte Orte wagen, wie zum Beispiel in Diskotheken.

    Bisher muessen diese Patienten taeglich Tabletten einnehmen, taeglich Salben verwenden oder sich einer sogenannten Iontophorese unterziehen. Bei dieser Methode werden die Medikamente ueber ein elektrisches Spannungsfeld in die Haut eingebracht. In schweren Faellen von starkem Schwitzen an den Haenden, bei denen die genannten Therapien nicht anschlagen, ist ein sehr aufwendiger operativer Eingriff durch den oberen Brustkorb erforderlich. Dabei werden die Nervenbahnen durchtrennt, welche zu den Schweissdruesen der Haende fuehren.

    Wesentlich einfacher ist dagegen das Verfahren, das Dr. Naumann zusammen mit Kollegen von der Klinik fuer Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universitaet Wuerzburg erarbeitet, getestet und weiterentwickelt hat. Dabei wird das Bakteriengift Botulinum-Toxin in geringsten Konzentrationen in die betroffene Hautregion injiziert. Nach etwa einer Woche komme die uebermaessige Schweissproduktion zum Erliegen, sagt Dr. Naumann. Die Wirkung einer Spritze halte dann nach den bisherigen Erkenntnissen vier bis sechs Monate an.

    Bislang wurden als Nebenwirkungen kleine blaue Flecken beobachtet. Zudem kann die Injektion hin und wieder schmerzhaft sein, weshalb sie unter oertlicher Betaeubung durchgefuehrt wird. In seltenen Faellen, so Dr. Naumann, koenne es zu einer voruebergehenden Beeintraechtigung der Muskelkraft in der Hand kommen.

    Botulinum-Toxin ist ein natuerliches Gift, das von Bakterien stammt. Es wird weltweit seit vielen Jahren verwendet, um Erkrankungen zu behandeln, die mit einer UEberaktivitaet der Muskeln einhergehen. In diesem Fall wirkt das Gift, weil es voruebergehend die Impulsuebertragung vom Nerven auf den Muskel blockiert.

    Mit dem gleichen Mechanismus hilft das Botulinum-Toxin den stark schwitzenden Patienten: Es unterbindet fuer eine gewisse Zeit den Einfluss der Nervenimpulse auf die Schweissdruesen. Botulinum-Toxin wird seit Jahren auch in einer Spezialsprechstunde der Wuerzburger Neurologischen Klinik eingesetzt, um Muskelerkrankungen wie den Schiefhals oder Lid- und Schreibkraempfe zu behandeln.

    Hinweis fuer Redaktionen:

    Diese Arbeit wurde im Maerz 1998 im international renommierten Fachblatt Archives of Dermatology, 134, Seiten 301-304, publiziert.

    Ansprechpartner fuer eine Berichterstattung ist PD Dr. Markus Naumann, Oberarzt an der Neurologischen Klinik der Universitaet Wuerzburg. Telefon (0931) 201-2525 (oefter versuchen) oder 201-2621 (Pfoertner). Der Pfoertner kann Sie mit Dr. Naumann verbinden, falls dieser gerade in der Klinik unterwegs ist. Fax (0 93 67) 98 03 88.

    Bitte veroeffentlichen Sie die hier genannten Nummern nicht!


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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