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10.02.1998 00:00

Forschung über erbliche Neuropathien

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Immunzellen - eine treibende Kraft fuer erbliche Nervenerkrankungen?

    Angeborene Erkrankungen peripherer Nerven werden zum Grossteil verursacht, weil die Isolierschicht um die Nervenfortsaetze fehlgebildet oder degeneriert ist. An der Neurologischen Klinik der Universitaet Wuerzburg werden solche erblichen Neuropathien erforscht.

    Die Isolierschicht, das Myelin, ist fuer die Funktion der Nerven als Leitungsbahnen ausserordentlich wichtig: Myelinfehlbildung oder -verlust fuehren zu erheblichen Behinderungen; in schweren Faellen ist der Kranke an den Rollstuhl gefesselt. Erbliche Neuropathien sind recht haeufig - in der westlichen Welt kommt ein Fall auf etwa 2.500 Einwohner - und trotz grosser Fortschritte in der Kenntnis der molekularen Ursachen noch nicht heilbar.

    An der Wuerzburger Neurologischen Klinik werden diese Krankheiten seit Jahren untersucht. Als Modell verwenden die Wissenschaftler Maeuse, die, aehnlich wie manche Patienten, einen wichtigen Bestandteil des Myelins, das sogenannte P0-Molekuel, in zu geringen Mengen synthetisieren. Diese Tiere sind exzellente Modelle fuer einige Arten von erblichen Neuropathien. UEber die pathologischen und physiologischen Veraenderungen wie auch ueber den Krankheitsverlauf wisse man mittlerweile gut Bescheid, sagt PD Dr. Rudolf Martini. Nun sei es an der Zeit, systematisch Behandlungsansaetze zu studieren.

    Die Basis fuer einen Behandlungsansatz koennte die Beobachtung der Wuerzburger Forscher sein, dass Zellen des Immunsystems in die erkrankten Nerven einwandern. Wie von anderen neurologischen Erkrankungen, zum Beispiel der Multiplen Sklerose und dem Guillain-Barre-Syndrom, bekannt ist, haben solche ins Nervensystem einwandernden Immunzellen einen zerstoererischen Einfluss auf das Myelin. Deshalb werden sie als treibende Kraft der Krankheit angesehen.

    Ob Immunzellen die Symptome einer angeborenen Neuropathie tatsaechlich verschlechtern, wollen die Neurologen nun herausfinden. In einem von der Gemeinnuetzigen Hertie-Stiftung gefoerderten Projekt werden die Neuropathie-Maeuse mit anderen Maeusen gekreuzt, die bestimmte Immunzellen nicht bilden koennen - bei den Nachkommen fehlen dann in den erkrankten Nerven die Immunzellen. An ihnen wird untersucht, ob die Auspraegung der angeborenen Neuropathie in Abwesenheit der Immunzellen gemildert ist. Dr. Martini: "In diesem Fall waere in Aussicht gestellt, dass der Verlauf schwerer, erblicher Neuropathien beim Menschen durch eine zeitweilige medikamentoese Unterdrueckung des Immunsystems gemildert werden koennte."

    Kontakt: PD Dr. Rudolf Martini, Telefon (0931) 201-2268, Fax (0931) 201-2697, E-Mail: neuk176@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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