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16.12.1997 00:00

3D-Sonographie der Schilddrüse

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Das wichtigste Verfahren, um Groesse, Form und Struktur der Schilddruese zu ermitteln, ist die Ultraschalluntersuchung - doch deren Qualitaet faellt bislang nicht zufriedenstellend aus. Ein Projekt an der Universitaet Wuerzburg soll das aendern.

    Bei der herkoemmlichen Ultraschalluntersuchung (Sonographie) fuehrt der Untersucher den Schallkopf mit der Hand ueber die Koerperoberflaeche des Patienten und betrachtet dabei eine Vielzahl von zweidimensionalen Computerbildern. Durch das staendige Bewegen des Schallkopfes verschafft er sich einen Eindruck von der raeumlichen Ausdehnung des untersuchten Organs und von eventuellen krankhaften Veraenderungen. Er muss sozusagen vor seinem geistigen Auge eine dreidimensionale Vorstellung von der Schilddruese entwickeln.

    Im naechsten Schritt dokumentiert der Untersucher dann auf den zweidimensionalen Bildern einige wenige Befunde, die er fuer wichtig haelt. Fuer eine Nachbegutachtung durch einen anderen Arzt und fuer Kontrolluntersuchungen stehen nur diese Bilder zur Verfuegung. Scheinbar belanglose Auffaelligkeiten, die nicht dokumentiert wurden, spaeter aber vielleicht von Bedeutung sein koennten, gehen verloren.

    Vorteilhafter ist die dreidimensionale Ultraschalluntersuchung, die 3D-Sonographie. Bei ihr wird mit Hilfe eines elektromagnetischen Sensorsystems, das am Schallkopf montiert ist, staendig die exakte Position des Schallkopfes ermittelt und zusammen mit den digitalisierten Bildern einem Computer mitgeteilt. Aus diesen Rohdaten kann ein schneller Rechner dreidimensionale Datensaetze erzeugen, die dann bearbeitet werden koennen. Die vorhandene 3D-Sonographie-Software soll nun in einem Gemeinschaftsprojekt der Klinik fuer Nuklearmedizin der Universitaet Wuerzburg und der Firma EchoTech fuer die Belange der Schilddruesendiagnostik optimiert werden. Die Bayerische Forschungsstiftung foerdert dieses Projekt, an dem von Seiten der Klinik deren Direktor Prof. Dr. Christoph Reiners, Dr. Edgar Werner, Susanne Schloegl und Dr. Michael Lassmann beteiligt sind.

    Die bei der 3D-Sonographie gewonnenen Rohdaten werden digitalisiert und zu dreidimensionalen ,,Datenwuerfeln" weiterverarbeitet. An solchen Datenwuerfeln kann der Untersucher oder ein spaeter zu Hilfe geholter Spezialist die Ultraschalluntersuchung am Computer wiederholen - ohne den Patienten. UEber Datennetze koennen die Informationen zudem an auswaertige Spezialisten oder weiterbehandelnde AErzte uebertragen werden.

    Mit 3D-Ultraschall koennen auch Organansichten erzeugt werden, die bei der ueblichen Technik nicht darstellbar sind. Um beispielsweise die Oberflaeche eines angeschnittenen Schilddruesenlappens darzustellen, muss der Untersucher bislang auf einzelnen Schnittbildern die eingefaerbte Schilddruese per Hand umzeichnen, um dem Computer die Organgrenzen zu zeigen. Das dauere etwa eine Stunde, so Susanne Schloegl, was einen nicht vertretbaren Zeitaufwand bedeute. Die Arbeitsgruppe will deshalb ein Konturerkennungsprogramm entwickeln, das die Schilddruesengrenzen mit wenigen Benutzerinteraktionen automatisch oder halbautomatisch ortet. Dieses Programm soll auch die Basis fuer exakte Volumenberechnungen sein: Bisher konnte man das Volumen der Gesamtschilddruese oder von Knoten nur abschaetzen.

    Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist es, die 3D-Sonographie mit funktionellen Bildern zu kombinieren. Bei kaum einem anderen Organ spielt die Funktion eines Knotens eine so grosse Rolle wie bei der Schilddruese. Sie laesst sich nach Gabe eines radioaktiven Stoffs, der sich im Koerper wie Jod verhaelt, mit einem Szintigramm ermitteln. Waehrend szintigraphisch "heisse" Knoten zwar zur UEberproduktion von Schilddruesenhormon neigen, aber praktisch immer gutartig sind, koennen "kalte" Knoten unter Umstaenden boesartig sein. In Deutschland, dem "Kropfland Nummer 1", haben viele Schilddruesenpatienten "heisse" und "kalte" Knoten nebeneinander. Bei der bisherigen sonographischen Technik muss der Untersucher mit seinem "geistigen Auge" entscheiden, welche sonographischen Knoten welchen Mehr- oder Minderspeicherungen im Szintigramm entsprechen. Ist der Untersucher aber nicht erfahren oder zu unkonzentriert, kann eine falsche Zuordnung von Szintigramm und Sonogramm zu Fehldiagnosen und falschen Behandlungen fuehren. Mit dreidimensionalen Datensaetzen ist dagegen die Voraussetzung gegeben, die Bilder der Schilddruesenfunktion exakt mit den Bildern der Schilddruesenform zu ueberlagern.

    Kontakt: Prof. Dr. Christoph Reiners, Telefon (0931) 201-5868, E-Mail: reiners@nuklearmedizin.uni-wuerzburg.de Dr. Michael Lassmann, Telefon (0931) 201-5878, E-Mail: lassmann@nuklearmedizin.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Maschinenbau, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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