Jena. (11.08.00) Ihre erste Forschergruppe für "Laboratory Astrophysics" hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt für die Technische Universität Chemnitz und die Friedrich-Schiller-Universität Jena bewilligt. Sie ist in den nächsten drei Jahren mit knapp drei Millionen Mark ausgestattet und bringt allein für das Astrophysikalische Institut der Uni Jena fünf neue Mitarbeiterstellen. Die Forschergruppe, die gemeinsam von Prof. Dr. Dieter Gerlich (Chemnitz) und Prof. Dr. Thomas Henning (Jena) geleitet wird, befasst sich intensiv mit der Struktur, Dynamik und den Eigenschaften von Molekülen und Festkörperteilchen, wie sie unter den extremen Bedingungen des Weltraums vorkommen - also bei großer Kälte, sehr niedrigen Drücken und Schwerelosigkeit.
Perspektivisch kann die Tätigkeit der neuen Forschergruppe auf bis zu acht Jahre verlängert werden. Der voluminöse Bewilligungsbescheid wird als Anerkennung bisheriger Arbeiten an beiden Universitäten auf dem Gebiet der Laborastrophysik betrachtet.
"Die Physik und Chemie funktioniert im Weltall etwas anders als unter herkömmlichen Bedingungen auf der Erde", erläutert der Jenaer Prof. Thomas Henning, "in vielerlei Hinsicht stehen wir noch vor echten Rätseln." Zum Beispiel bei der Frage, wie etwa die Hälfte des interstellaren Gases in unserer Milchstraße entstanden ist, das als molekularer Wasserstoff (H2) vorkommt. Henning: "Wir vermuten, dass diese einfachen Moleküle sich aus frei schwebenden Wasserstoff-Atomen auf der Oberfläche von Staubteilchen bildeten und dann in den interstellaren Raum gelangten." Wie solche Prozesse ablaufen, hat natürlich noch niemand unmittelbar vor Ort beobachtet; Henning und sein Team versuchen sie aber nun im Labor unter spezifischen Bedingungen nachzubilden.
Letztlich trügen solche Forschungen über die physikalischen und chemischen Abläufe in Molekülwolken und Sonnennebeln dazu bei, die Entstehung von Sternen und Planetensystemen besser zu verstehen, weiß Henning - und sie dienten auch als Basis für eine neue astrobiologische Forschungsrichtung. Henning: "Wenn wir im All nach irgendwelchen Formen von Leben suchen, müssen wir zunächst die chemischen Grundlagen dafür aufklären." Aber auch ganz irdische Effekte will der Jenaer Astrophysiker nicht ausschließen. "Es wäre nicht das erste Mal, dass bei solchen Experimenten neue Wege für die Synthese-Chemie, die Materialwissenschaft oder für experimentelle Techniken entdeckt werden."
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Henning
Astrophysikalisches Institut und Universitäts-Sternwarte der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/947531, Fax: 947532
E-Mail: henning@astro.uni-jena.de
Prof. Dr. Dieter Gerlich
Institut für Physik der TU Chemnitz
Tel.: 0371/5313135, Fax: 5313103
E-mail: gerlich@physik.tu-chemnitz.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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