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10.03.1998 00:00

Allergiker können hoffen

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wissenschaftler der Universitaet Wuerzburg haben zwei Proteine identifiziert, die offenbar einzig und allein bei allergischen Reaktionen eine Rolle spielen und deshalb ideale Angriffspunkte fuer Medikamente sind.

    Praktisch jeder kennt in seinem engsten Bekanntenkreis Menschen, die an einer Allergie leiden. Alleine der Heuschnupfen, die haeufigste Allergie in unseren Breiten, betrifft etwa 15 Prozent aller Einwohner in Deutschland. Bei der Aufklaerung der Mechanismen dieser Krankheit sind in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht worden.

    PD Dr. Albert Duschl, der am Biozentrum der Universitaet Wuerzburg Allergien erforscht, erklaert die Hintergruende seiner Arbeit: Die Allergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems, die gegen an sich unschaedliche Substanzen gerichtet ist, wie Pflanzenpollen, Hausstaub oder Bestandteile normaler Nahrungsmittel. Es wird irrtuemlich ein Abwehrsystem mobilisiert, das vermutlich der Bekaempfung von Parasiten dient. Da in Wahrheit aber kein Parasit im Koerper vorhanden ist, erhaelt das Immunsystem auch nie eine Rueckmeldung darueber, dass der Stoerfaktor jetzt beseitigt sei. Es ist also schwer, allergische Reaktionen zu beenden - dementsprechend oft verlaufen sie chronisch.

    Verantwortlich fuer die Fehlreaktion ist die irrtuemliche UEberproduktion des immunregulierenden Proteins Interleukin-4 (IL-4). Die Arbeitsgruppe von Dr. Duschl untersucht, wie dieser Faktor auf verschiedene Zellen wirkt. Interleukin-4 wird von T-Lymphozyten produziert und bindet an einen Rezeptor, der auf der Oberflaeche unterschiedlicher Zelltypen vorkommt. Dadurch werden im Inneren der Zelle Signalmolekuele aktiviert, welche die Eigenschaften der Zelle veraendern. B-Lymphozyten beispielsweise beginnen unter dem Einfluss von Interleukin-4 mit der Erzeugung von Immunglobulin E (IgE), einem Antikoerper, der die allergischen Reaktionen ausloest, bei Heuschnupfen also Traenenfluss, Juckreiz und Anschwellung der Atemwege.

    Die Wuerzburger Wissenschaftler, deren Arbeit auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefoerdert wird, haben erhebliche Unterschiede bei der Signalvermittlung in den unterschiedlichen Zellen gefunden. Interleukin-4 besitzt demnach mindestens zwei Rezeptortypen. Auch die intrazellulaeren Signalwege und Mechanismen der Genaktivierung sind von Zelltyp zu Zelltyp verschieden. Das erklaert, warum Interleukin-4 bei unterschiedlichen Zellen sogar entgegengesetzte Wirkungen haben kann.

    Viele der Proteine, die auf dem Signalweg vom Interleukin-4 bis zur Reaktion der Zelle eine Rolle spielen, sind auch Bestandteil anderer Signalwege. Eine spezifische Hemmung von Interleukin-4 in der Allergie erscheint also schwierig. Trotzdem gibt es fuer Allergiker einen Hoffnungsschimmer: Nach Angaben von Dr. Duschl scheinen zwei der Proteine ausschliesslich fuer die von Interleukin-4 gesteuerte allergische Reaktion wichtig zu sein. Dabei handle es sich um die Rezeptorkomponente IL-4R und das Signalmolekuel Stat6. Diese beiden Proteine stuft Dr. Duschl als interessante Zielpunkte fuer neue Medikamente ein.

    Die Wuerzburger Wissenschaftler haben bereits gezeigt, dass Maeuse keine Allergie bekommen koennen, wenn ihnen das Protein IL-4R fehlt oder wenn es durch einen spezifischen Hemmstoff blockiert wird. Jetzt arbeiten sie daran, die Wechselwirkungen zwischen Interleukin-4 und den anderen Faktoren noch besser zu verstehen, um weitere Signalproteine identifizieren zu koennen, an denen vielleicht einmal Arzneistoffe ihre Wirkung entfalten koennen.

    Kontakt: Dr. Albert Duschl, Telefon (0931) 888-4117, Fax (0931) 888-4113, E-Mail: duschl@biozentrum.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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