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04.02.1998 00:00

Bessere Waffen gegen Parodontitis

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Es beginnt mit Zahnfleischbluten. Doch im weiteren Verlauf einer Parodontitis lockern sich die Zaehne und es kann zu schmerzhaften Abszessen kommen. Wissenschaftler der Universitaet Wuerzburg haben dazu beigetragen, dass diese bakterielle Infektionskrankheit jetzt besser behandelt werden kann.

    Eine Krankheit zumal, die nicht gerade selten ist: 15 bis 19 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von einer mittelschweren bis schweren Parodontitis betroffen. Besonders empfaenglich sind Raucher, gestresste Menschen sowie Patienten mit Diabetes mellitus oder einer Immunschwaeche. Doch damit nicht genug. Neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen einer parodontalen Infektion und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Gehirnschlag gibt: Einige Bakterienarten, die fuer die Entzuendung im Zahnbereich verantwortlich sind, wurden auch in Fettablagerungen der Herzkranzgefaesse entdeckt.

    Es gibt nur wenige Bakterien, die eine Parodontitis verursachen koennen. Zwei wichtige dieser Keime sind Porphyromonas gingivalis und Eikenella corrodens. Sie stehen im Mittelpunkt von Forschungen der Professoren Dr. Helge Karch vom Institut fuer Hygiene und Mikrobiologie und Dr. Thomas F. Flemmig von der Abteilung fuer Parodontologie der Universitaet Wuerzburg. Die Arbeiten der beiden Wissenschaftler werden vom Bundesministerium fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) gefoerdert.

    Wie die Forscher erlaeutern, werden die schaedlichen Bakterien durch Troepfcheninfektionen uebertragen - Kuesse oder die Benutzung derselben Zahnbuerste seien folglich als Risikofaktoren zu werten. Zudem halten es die Wuerzburger Wissenschaftler fuer moeglich, dass die Bazillen auch bei Tieren vorkommen und beispielsweise vom Hund aufs Herrchen ueberspringen koennen.

    Bislang war die Behandlung einer Parodontitis laut Prof. Flemmig nur darauf ausgerichtet, die Anzahl der krankmachenden Bakterien im Mund zu verringern. Das geschieht auf rein mechanischem Weg, zum Beispiel mit Ultraschall. Doch nach einer solchen Behandlung siedeln sich die Keime sehr rasch wieder in den Zahnfleischtaschen an. Aus diesem Grund haengt der Langzeiterfolg wesentlich von einer engmaschigen Nachsorge ab.

    Doch es gibt eine bessere Therapie: Erhaelt der Patient neben der "mechanischen" Behandlung auch Antibiotika, dann werden die Bakterien ausgeloescht, und zwar in allen Nischen der Mundhoehle. "Um die Antibiotika erfolgreich einsetzen zu koennen, ist zuvor aber eine mikrobiologische Analyse der Infektion notwendig", sagt Prof. Flemmig. Das heisst, dass zuerst einmal die "boesen Bakterien" festgestellt werden. Angesichts der Vielzahl von Mikroben, die eine Parodontitis verursachen koennen, leuchtet das ein: Der zu bekaempfende Feind muss schliesslich genau bekannt sein.

    Eben diese Analyse haben die Wuerzburger Professoren verbessert. Mit ihrem neuen molekularbiologischen Verfahren koennen geringste Keimzahlen nachgewiesen werden - schon 100 Bakterien genuegen. Zum Vergleich: In einer einzigen Zahnfleischtasche des Menschen kann sich eine Milliarde Bakterien tummeln.

    Bei den Forschungen geht es aber auch um die Faktoren, welche die krankmachenden Eigenschaften des Bakteriums P. gingivalis bedingen. Dabei wurde das bakterielle Enzym Kollagenase naeher untersucht. Dieses Enzym baut spezifisch das im Zahnhalteapparat vorkommende Kollagen vom Typ I ab. Kollagen hat fuer das Gewebe eine Art Geruestfunktion, ist also wesentlich fuer dessen Festigkeit zustaendig. Nach Angaben von Prof. Karch wurde nachgewiesen, dass das Kollagenase-Gen prtC bei verschiedenen P. gingivalis-Staemmen unterschiedlich strukturiert ist. Patienten, die mit diesen Staemmen infiziert sind, haetten unabhaengig von der Persistenz des Keims in der Mundhoehle eine Antikoerperreaktivitaet gegen ein Fusionsprotein des prtC gezeigt. Das weise auf das hohe immunogene Potential dieser Kollagenase hin.

    Kontakt: Prof. Dr. Thomas F. Flemmig, Telefon (0931) 201-7263, Fax (0931) 201-7268, E-Mail: tflemmig@psychologie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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