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20.11.2007 11:24

HRK-Präsidentin Wintermantel zu Berliner Plänen: Wir brauchen keine Retorten-Unis - Grundlegende Fragen für das gesamte deutsche Hochschulsystem aufgeworfen

Susanne Schilden Pressestelle
Hochschulrektorenkonferenz (HRK)

    Mit großer Sorge beobachtet die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Bemühungen, in Berlin neben den Universitäten eine Einrichtung zu gründen, die die Berliner "Spitzenforschung" bündeln soll. Die Einrichtung soll herausragende Wissenschaftler der Berliner Universitäten, der außeruniversitären Forschungsinstitutionen sowie externe Wissenschaftler auch aus dem Ausland zusammenführen und "exzellente Ausbildung, Nachwuchsförderung (Promotionsrecht), Forschung, Weiterbildung und Wissenstransfer im Paket anbieten" sowie "die strategische Forschungsplanung und wissenschaftsgeleitete Schwerpunktsetzung sowie die Koordination und Förderung der Spitzenforschung in Berlin übernehmen", so heißt es in einer Pressemeldung der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin vom 22. Oktober 2007.

    Dazu sagte HRK-Präsidentin Professor Dr. Margret Wintermantel, heute in Bonn: "Für die Berliner Universitäten würde dies bedeuten, dass ihre herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wesentliche Aufgaben außerhalb der Universitäten wahrnähmen und damit für Forschung und Lehre in ihren Heimatinstitutionen nur noch eingeschränkt zur Verfügung stünden. Dies gefährdet die überaus erfolgreiche Entwicklung der Berliner Universitäten, denen es gerade in der Exzellenzinitiative gelungen ist, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.

    Die HRK begrüßt den politischen Willen, universitäre Exzellenz in den Ländern breiter zu fördern. Allerdings werfen die Berliner Pläne grundlegende Fragen auf, die das gesamte deutsche Hochschulsystem betreffen.

    Insbesondere stellt die Struktur des vorgeschlagenen 'International Forum of Advanced Studies (IFAS)' wesentliche Erfolgsbedingungen europäischer Universitäten - und damit die Wirksamkeit der neuen Förderung - in Frage. So würde die Umsetzung der Berliner Pläne beinhalten, dass
    - Promotionen und Graduierungen (Master) aus den Fachbereichen und Fakultäten der Universitäten herausgenommen würden und damit ihre fachliche Breite aufgegeben würde,
    - die Universitäten die Spitzenforschung verlieren und damit die universitäre, forschungs-integrierte Lehre weiter beschädigt würde,
    - die strategische Forschungsplanung und -koordination an externe Einrichtungen abgegeben und damit die Autonomie der Universitäten, die zu stärken Kern aller Reformen der letzten Jahre war, wieder zurückgenommen würde,
    - Forschungsfragestellungen und wissenschaftliche Schwerpunkte durch ein politisch eingesetztes Gremium "vorsortiert" würden und damit die Chancen - gerade auch des wissenschaftlichen Nachwuchses - neue, interdisziplinäre Fragestellungen zu verfolgen und bisher nicht etablierte Forschungsgebiete zu erschließen, deutlich geschwächt würden.
    Eine solche Entwicklung lehnt die HRK ab. In ihrer Verantwortung für das deutsche Hochschulsystem wird sie nicht zulassen, dass Universitäten ihrer Autonomie und ihres Propriums beraubt werden.

    Die HRK begrüßt nachdrücklich die Bemühungen der Politik, eine Profilierung der deutschen Forschungslandschaft mit dem Ziel eines effektiven Mitteleinsatzes und einer Steigerung der internationalen Anschlussfähigkeit voranzutreiben und wertet die Berliner Absichten als Bemühung in diese Richtung.

    Es bleibt die gemeinsame Verantwortung aller hochschulpolitischen Akteure, den Erfolg neuer, dringend benötigter Förderungen nicht durch abenteuerliche Umstrukturierungen aufs Spiel zu setzen. Die Forschungspotentiale müssen konzentriert und international noch besser sichtbar gemacht werden. Kooperationen zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen werden nachdrücklich unterstützt. Doch müssen sie von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst ausgehen. Diesen Kooperationen zum Erfolg zu verhelfen, dafür müssen die Hochschulen finanziell und strukturell in den Stand gesetzt werden.

    Die HRK steht selbstverständlich für die Diskussion um konstruktive Lösungen, die Forschungspotentiale zu konzentrieren, jederzeit zur Verfügung."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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