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22.08.2000 13:30

Aus dem Land - für das Land:

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    10 Jahre Agrarökologie an der Universität Rostock

    Warum muss überhaupt irgend jemand "Agrarökologie" studieren? Die Antwort auf diese provozierende Frage ist einfach: weil dieser Studiengang notwendig ist. Der ländliche Raum ist der Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen - als solcher sollte er möglichst unbelastet von schädlichen Einflüssen aller Art sein. Er soll aber auch der Erzeugung von gesunden Nahrungsmitteln und Rohstoffen für die Industrie dienen. Dieser zweifachen hohen Anforderung kann nur gerecht werden, wer sich einer schonenden nachhaltigen Nutzung unserer natürlichen Ressourcen verpflichtet fühlt, und die dafür notwendigen fachlichen Voraussetzungen mitbringt.
    Zur Lösung der dabei entstehenden komplexen Aufgaben müssen Hochschulabsolventen die von ihnen geforderte hohe Fachkompetenz durch eine entsprechendes Ausbildungsprofil erwerben. Dieses Profil muss durch eine enorme fachliche Breite gekennzeichnet sein. Weder die "klassische" Hochschulausbildung in Agrarwissenschaften, noch spezielle naturwissenschaftliche Studiengänge oder Studien zur Landschaftsökologie und Naturschutz, Landeskultur und Umweltschutz können allein dem Absolventen das notwendige Rüstzeug vermitteln.
    Aus diesem Grund wurde aus dem traditionellen Studiengang "Agrarwissenschaften" heraus der völlig neue Studiengang "Agrarökologie" vor nun beinahe 10 Jahren an der Universität Rostock im Fachbereich Agrarökologie entwickelt. Die damalige Intention ist auch heute noch gültig: es sollte ein Studiengang geschaffen werden, der seinen Absolventen zwei Dinge als Rüstzeug mit auf den Weg gibt:
    auf der Basis einer agrarwissenschaftlichen Ausbildung sollen sie eine qualifizierte Tätigkeit im und
    für den ländlichen Raum ausüben können,
    sie sollen darüber hinaus aber in besonderem Maße befähigt sein, all jene Aspekte erkennen und
    berücksichtigen zu können, die zur gegenwärtigen und künftigen Sicherung eines komplexen Agro-
    Ökosystems notwendig sind.
    Zur Ausbildung gehört nicht nur die detaillierte Kenntnis von agrobiologischen Fakten und deren Wechselwirkungen, sondern auch das Wissen über sozioökonomische Zusammenhänge und deren wechselseitige Einflussnahme. Der Studiengang wurde deshalb von Anfang an sehr breit angelegt und unterscheidet sich aus diesem Grund - nicht nur im Namen - von der "klassischen" agrarwissenschaftlichen Ausbildung, wie sie an den anderen Ausbildungsstandorten in Deutschland erfolgt. Die übliche Trennung in die Fachrichtungen "Pflanze - Tier - Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus" wurde zugunsten einer fächerübergreifenden Ausbildung aufgegeben. Vom ersten Tag des Studiums an wirken neben agrarwissenschaftlichen auch Disziplinen aus den Bereichen Landeskultur und Umweltschutz, Chemie, Biologie (bes. Ökologie), Medizin, Rechts- und Sozialwissenschaften synergistisch zusammen.
    Neben der Lehre in den traditionellen landwirtschaftlichen Fächern gibt es eine besondere Ausbildung in den Bereichen der Ökologie und Umweltwissenschaften, welche die Studierenden auch für die Belange des Umweltschutzes sensibilisiert, ohne gleich aus jedem einen Ökologen zu machen.
    Dieses Studienkonzept wurde gleich von Anfang an gut aufgenommen. Seit dem Neubeginn im Jahr 1991 kommen Studierende aus allen Bundesländern zum Studium nach Rostock. Mit einem Anteil von durchschnittlich 43% stellten die Studierenden aus Mecklenburg-Vorpommern dabei das größte Kontingent. Zur Zeit absolvieren 347 Studenten und Studentinnen die Ausbildung am Fachbereich Agrarökologie. Die Aufteilung in 45% männliche und 55% weibliche Studierende macht deutlich, dass sich von diesem Studiengang alle gleichermaßen angesprochen fühlen. Die Tatsache, dass die Mindeststudienzeit von 9 Semestern dabei im Durchschnitt nur um ein Semester überschritten wird, zeigt, dass sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden großen Wert auf ein zügiges Studium legen. Dass dabei auch die Wissenschaft nicht zu kurz kommt, verdeutlicht die Anzahl der Promotionen: pro Jahr wird am Fachbereich Agrarökologie im Durchschnitt immerhin 8-10 Studierenden der Titel eines "Dr. agriculturae" verliehen.
    Nach dem Studium steht den Absolventen eine Vielzahl von Möglichkeiten offen. Die im Studiengang gebotene Freizügigkeit für die Spezialisierung eröffnet ihnen ein breites Spektrum von Tätigkeitsfeldern und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt - wie Absolventenbefragungen ergaben. Bedingt durch die vielfältigen Wahlmöglichkeiten können sich die Studierenden für folgende Tätigkeitsfelder qualifizieren:
    Landwirtschaftliche Unternehmen,
    Öffentlicher Dienst: Verwaltungsstellen der Kommunen, Länder, des Bundes, der EU und
    landwirtschaftskammern, Forschungseinrichtungen,
    Gewerbliche Wirtschaft: Unternehmen der Ernährungs- und Futtermittelindustrie, der chemischen
    Industrie, der Verarbeitungsindustrie und Vertriebsunternehmen,
    Beratungsstellen: Umwelt-Ingenieurbüros, Consulting-Firmen, Privat- und Offizial-
    Beratungsgesellschaften, Land- und Siedlungsgesellschaften, Beratungsringe,
    Verbände, gesellschaftliche Organisationen, Unternehmen im Bereich der Kommunikation und
    Information: Bauern-, Landvolk- und Jugendverbände, Erzeugergemeinschaften,
    Verbraucherverbände, Pressedienste und Verlage.
    Durch ein umfangreiches Wahlpflichtfächer-Angebot kann jeder Studierende - ganz gleich ob er im ländlichen Bereich als Unternehmer oder leitender Mitarbeiter tätig sein will - sein maßgeschneidertes Studium absolvieren.
    Studienreform am Fachbereich Agrarökologie:
    erst 10 Jahre alt - und schon wieder etwas Neues ?
    Ja und nein. Für einen innovativen Studiengang wie die Agrarökologie sind Veränderungen nicht nur Herausforderung, sondern auch Verpflichtung. Die internationale Entwicklung, nicht nur auf dem Gebiet der Forschung, geht am Fachbereich nicht vorüber. Gemäß dem Grundsatz, stets einen modernen zukunftsorientierten Studiengang anzubieten, wurden im zurückliegenden Jahr erhebliche Anstrengungen zu Internationalisierung des Studiums unternommen. Es liegt nun ein Konzept vor, das eine gründliche Umstrukturierung vorsieht, ohne dass dabei Bewährtes "über Bord geworfen" wird.
    Es werden in Zukunft Lehrveranstaltungen in Form von klar abgegrenzten Lehreinheiten (Module) angeboten, die eine Leistungsbewertung nach dem international anerkannten ECTS (European Credit Transfer System) vorsehen. Hierdurch werden die internationale Mobilität der Studierenden gefördert, sowie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert.
    In Zukunft werden auch an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät die international anerkannten Abschlüsse "Bachelor of Science" (B.sc) und "Master of Science" (M.sc.) erworben werden können. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für Absolventen, die über die Landesgrenzen hinaus im Bereich der EU oder weltweit tätig sein wollen; es ist aber auch ein Anreiz für ausländische Studierende nach Rostock zu kommen, da sie dann auch hier Berufsabschlüsse erwerben können, die in ihren Heimatländern anerkannt werden.

    Prof. Dr. Martin Gabel
    (Leiter Kommission für Studium und Lehre)
    Prof. Dr. Elmar Mohr
    T: 0381 498 2117


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Tier / Land / Forst
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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