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22.08.2000 18:30

Tatsachen und Befürchtungen: Augsburger Universitätsleitung zur öffentlichen Strukturdebatte

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Stellungnahme der Augsburger Universitätsleitung zu den Artikeln "Dreifache Verstümmelung" (Augsburger Allgemeine vom 19.8.2000) und "Universität Augsburg fürchtet um drei Lehrstühle" (Süddeutsche Zeitung vom 22.8.2000)

    Glaubt man verschiedenen Pressemitteilungen und Gerüchten, so steht die Universität Augsburg seit Monaten vor einer Zerreißprobe: 86 Stellen sollen angeblich "gestrichen" werden, drei Lehrstühle in der Philosophischen Fakultät II - diejenigen für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, für Englische Literaturwissenschaft und für Kunstgeschichte - seien ("was die universitären Gemüter in Augsburg speziell erregt") in Gefahr, Opfer der Sparaktion zu werden, die Geisteswissenschaften würden nach Meinung eines Lehrstuhlinhabers "derzeit regelrecht ausgeblutet".

    In der Tat wurden während der letzten Monate in der Universität Augsburg schwierige Strukturdiskussionen geführt. Diese werden in den nächsten Monaten weiter zu führen sein, und eigentlich sollte ihnen nicht vorgegriffen werden. Angesichts der in der Öffentlichkeit entstandenen Unsicherheit sieht sich die Leitung der Universität Augsburg veranlasst, gewisse Befürchtungen sauber von Tatsachen zu trennen.

    1. Das Ministerium hat die Ausschreibung der drei genannten Lehrstühle der Philosophischen Fakultät II zunächst zurückgestellt, um den Planungsspielraum der Universität und den Entscheidungsspielraum des Ministeriums nicht von vornherein erheblich einzuengen. Eine Entscheidung in der Sache ist damit nicht verbunden. Mit der Zurückstellung verbunden ist die Bitte an die Universität, ein überzeugendes Konzept für notwendige Neuorientierungen und Umstrukturierungen in den Philosophischen Fakultäten vorzulegen. Auch nach Ansicht der Universitätsleitung und des Hochschulrats ist der Anfang des Jahres vorgelegte Entwicklungsplan in verschiedenen Punkten tatsächlich zu konkretisieren. Das damit verbundene Vorgehen wird keineswegs "auf dem Rücken der Studierenden" ausgetragen, da zur Sicherstellung des Lehrangebots die betroffenen Professuren nach Ausscheiden des jeweiligen Lehrstuhlinhabers unverzüglich vertreten werden können. Um Fortschritte in der notwendigen Diskussion zu erzielen, haben auch Mitglieder des Hochschulrates ihre Mithilfe zugesagt.

    2. Die Universität Augsburg hat sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich um die Einwerbung externer Mittel bemüht: die Physik konnte mit dem vom Bund auf zehn Jahre (1996 - 2006) finanzierten Bereich "Elektronische Korrelationen und Magnetismus" (EKM) ausgebaut werden, der neue Studiengang "Angewandte Informatik" wird vier Jahre lang (2000-2004) vom Freistaat Bayern im Rahmen der High-Tech-Offensive gefördert. Mit diesem Aus- bzw. Aufbau, der durch entsprechende Beschlüsse des Senats der Universität abgesichert ist, ist selbstverständlich die Frage der dauerhaften, über die Förderungszeiträume hinausreichenden Absicherung von Personalstellen verknüpft. In den Bereichen EKM und Angewandte Informatik geht es um jeweils ca. 30 solcher anschubfinanzierten Stellen. Auch wenn aufgrund der notwendigen letzten Zustimmung des Haushaltsgesetzgebers noch keine rechtlich verbindlichen Zusagen möglich sind, kann man grundsätzlich erwarten, dass der Freistaat Bayern seine Stellenübernahmeverpflichtung für die EKM-Stellen erfüllen wird. Über die Stellen der Informatik werden zur Zeit entsprechende Gespräche geführt, deren Ergebnis abzuwarten ist. Selbstverständlich hat die Leitung der Universität Verständnis für die Befürchtungen einzelner Professoren und der Studierenden. Es ist aber zu betonen, dass über die eventuelle Umwidmung irgendwelcher Stellen noch keinerlei Entscheidung gefallen ist. Als Tatsache zu akzeptieren ist allerdings, dass die Universität aufgrund der genannten Entwicklungen gezwungen sein wird, stärkere Akzente zu setzen und dabei auch interne Umschichtungen vorzunehmen.

    3. Die Universitätsleitung sieht keinen Anlass zu übereilten, emotionalen Reaktionen. In Wahrnehmung ihrer Verantwortung sieht sie sich aber in der Pflicht, sich über mögliche "Notfälle" Gedanken zu machen. Aus diesem Grund hat die Ständige Kommission für Hochschulplanung der Universität Anfang des Jahres auch den schlimmstmöglichen Notfall (also die theoretische Möglichkeit, alle befristet finanzierten Stellen in einigen Jahren aus eigenen Ressourcen fortführen zu müssen) diskutiert und in Ergänzung zum Entwicklungsplan einen (internen) Notfallplan erarbeitet, der auch vom Senat der Universität beschlossen wurde. Rein rechnerisch würde in diesem schlimmsten Fall ein Bedarf von etwa 75 bis maximal 86 Stellen entstehen. Angesichts des permanenten Wandels im Personalbestand der Universität kann ein derartiger Notfallplan aber nur als eine Momentaufnahme begriffen werden, die selbstverständlich der kontinuierlichen Überarbeitung und Anpassung bedarf. Angesichts der - zugegeben - schwierigen Situation hat sich die Leitung der Universität entschlossen, künftig frei werdende Stellen nicht übereilt und ohne Prüfung zur Ausschreibung zu beantragen. Übereilte Festlegungen würden eine verantwortliche Planung, zu der die Universitätsleitung sich verpflichtet fühlt, unmöglich machen.

    4. Aus Sicht der Universitätsleitung ist die Bildung von Schwerpunkten im Fächerangebot unumgänglich, um die Attraktivität der Universität Augsburg - auch im Vergleich mit den anderen bayerischen Universitäten - langfristig zu sichern. Mit Blick auf diese Schwerpunktbildung hat sich die Universität Augsburg in ihrem Entwicklungsplan den drei Themenkreisen "orientierende Gesellschaftswissenschaften", "reformorientierte Lehrerbildung" und "innovative Technologien" verpflichtet. Die Umsetzung des Entwicklungsplans und seine Konkretisierung haben höchste Priorität und werden kontinuierlich erfolgen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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