Nr. 356
Wo bleibt der HIV-Impfstoff?
Etappenziele: Kulturschale - Maus - Affe - Mensch
Bei 12 000 HIV-Neuinfektionen pro Tag wartet alles auf den Impfstoff. Doch die weltweiten Bemühungen gleichen einer "Chronik andauernden Scheiterns". Einen Gen-basierten Impfstoff, der spezialisierte Zellen des Immunsystems ansteuert und aktiviert, entwickeln und prüfen jetzt Forscher des von der Ruhr-Universität koordinierten (Prof. Dr. Klaus T. Überla, Molekulare und Medizinische Virologie) europäischen Projekts DEC-VAC (Development of a Dendritic Cell-targeted Vaccine against AIDS) - und erreichen mit einem "Testprotein" bereits erstaunliche Erfolge.
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Genbasierte Impfstoffe - das Prinzip
Die Strategie Gen-basierter Impfstoffe ist, Aspekte von HIV-Lebendimpfstoffen zu nutzen, aber deren Sicherheitsrisiken auszuschließen. Dies geschieht, indem nicht das virale Protein selbst verabreicht wird, sondern ein Gen, dass seine Bildung erst nach der Impfung ermöglicht. Die Impfung soll die Immunabwehr gegen HIV stärken, indem sie die sog. zytotoxischen T-Zellen aktiviert. Für die Erstausbildung dieser T-Zellen müssen die viralen Proteine aber zunächst von spezialisierten Zellen des Immunsystems, den sog. dendritischen Zellen, aufgenommen und auf der Zelloberfläche (der infizierten Zelle) wie auf einem Tablett präsentiert werden. Die Forscher haben diese Voraussetzung geschaffen, indem sie die durch den Gen-basierten Impfstoff gebildeten viralen Proteine an einen Antikörper koppeln, der wiederum an ein spezielles Oberflächenprotein (DEC205) der dendritischen Zellen bindet. Mit Hilfe sog. Genfähren (für Menschen ungefährliche Viren) wird die Übertragung der Impfgene verbessert.
Vielversprechende Erfolge mit "Testprotein"
Als erstes entwickelten die DEC-VAC-Forscher einen speziellen Antikörper gegen DEC205 und koppelten diesen mit dem "Impfprotein"(Fusionsprotein). Dabei setzten sie anstelle des viralen Proteins zunächst ein "Testprotein" ein, mit dem sich Immunantworten gut untersuchen lassen. Mit diesem Konstrukt wurde eine gute Bindung des Antikörpers an die dendritischen Zellen und eine verbesserte Aufnahme und Präsentation des "Testproteins" durch die dendritischen Zellen erreicht. Bei Mäusen führte die Injektion des Fusionsproteins inzwischen nicht nur zur Aktivierung zytotoxischer T-Zellen, auch die Bildung von Interferon (Hormon des Immunsystems) konnte angeregt werden. Nun hoffen die Forscher, die Ergebnisse mit dem echten (HIV-) Fusionsprotein bestätigen zu können. Entscheidend für die Weiterentwicklung des sog. Gen-basierten DEC205-gerichteten Impfstoffs werden die Ergebnisse der Impfung bei Rhesusaffen sein.
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Weitere Informationen
Prof. Dr. Klaus T. Überla, Molekulare und Medizinischen Virologie, Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: 0234/32-23189, Email: Klaus.Ueberla@rub.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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