Die Entstehung von Feindbildern im Konflikt um Palästina
Internationale Konferenz des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin
vom 6. bis 8. September 2000
Judenfeindschaft und Antisemitismus begleiten die christlich-abendländische Geschichte seit ihrer Frühzeit. In der neueren europäischen Geschichte war eine ideologisch überhöhte schroffe Ablehnung Israels vor allem in der westeuropäischen radikalen Linken und in der Politik der früheren Ostblockstaaten, die im Nahostkonflikt für die arabische Seite Partei ergriffen, anzutreffen. Es waren primär Orientalisten und israelische Antisemitismusforscher, die sich mit extremen Formen der Feindschaft gegenüber Israel und den Juden generell befasst haben. Dabei wurde sichtbar, wie sehr der arabische Antizionismus europäische Traditionen des Antisemitismus rezipiert hat und weiter verbreitet, dass er aber in seiner Dynamik nur aus dem realen Nahostkonflikt heraus zu verstehen ist.
Die Internationale Konferenz "Die Entstehung von Feindbildern im Konflikt um Palästina" des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin wird sich mit der Entwicklung eines antijüdischen/antiisraelischen Feindbildes in der arabischen Welt befassen. Dabei soll auch die Herausbildung eines antiarabischen Feindbildes auf Seite der Zionisten/ Israelis in die Analyse einbezogen werden, um den Zusammenhang von Konflikt und Feindbild (Vorurteil) in seiner historischen Genese und seinen historischen Formen zu verstehen. Hintergrund ist der seit den Anfängen der zionistischen Siedlung im Osmanischen Reich ab 1882 bestehende Palästinakonflikt. Sie findet vom 6. bis 8. September 2000 an der TU Berlin statt und führt erstmals in Europa Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den unterschiedlichsten Disziplinen (Islamwissenschaft, Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie) und Ländern zusammen.
Wir möchten Sie recht herzlich zur Berichterstattung über die Tagung einladen. Die Veranstaltung ist öffentlich, um Anmeldung wird allerdings gebeten. Das vollständige Programm der Konferenz entnehmen Sie bitte der folgenden Seite.
Beginn: am Mittwoch, dem 6. September 2000, um 10.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal H 3010, 10623 Berlin
Neben einem judenfreundlichen Strang kannte der Islam auch eine endogene Judenfeindschaft, die aber im Unterschied zum christlichen Antijudaismus über weite historische Phasen hin nicht aktualisiert wurde, aber latent als Potenzial vorhanden war. Gewalt und Diskriminierung wie im christlichen Abendland waren die Ausnahme, doch wurde Juden (und auch Christen) im gesellschaftlichen Leben ein sozial minderer Status zugewiesen. Der Vortrag "Der rechtliche und soziale Status von Juden in der vorkolonialen Gesellschaft Palästinas" von der Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Gudrun Krämer (FU Berlin) soll deshalb am Beginn der Tagung stehen.
Die Vorträge sind in englischer, französischer und deutscher Sprache - jeweils mit Simultanübersetzung ins Englische und Deutsche. Die Veranstaltung wird finanziell gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Bundeszentrale für Politische Bildung und die Stiftung Preußische Seehandlung.
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern Prof. Dr. Werner Bergmann vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Tel.: 030/314-25853, Fax: -21136, E-Mail: berg0154@mailszrz.zrz.TU-Berlin.DE oder im WWW unter http://www.tu-berlin.de/~zfa/
Diese Medieninformation finden Sie auch im World Wide Web unter der Adresse:
http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2000/pi171.htm
Programm der Konferenz "Die Entstehung von Feindbildern im Konflikt um Palästina"
Mittwoch, den 6. September 2000
10.00 Uhr Begrüßung und Einführung - Wolfgang Benz und Werner Bergmann
10.30 Uhr Der rechtliche und soziale Status von Juden in der vorkolonialen Gesellschaft Palästinas - Gudrun Krämer, FU Berlin
11.15 Uhr Die Rezeption des europäischen Antisemitismus im Palästina des 19. Jahrhunderts
Adel Manna, Jerusalem
Mittagspause: 12.00 bis 13.30 Uhr
13.30 Uhr Bereiche und Etappen des Palästinakonflikts unter dem britischen Mandat - Alexander Flores, Bremen
14.15 Uhr "Land ohne Volk". Das Bild der Bevölkerung Palästinas unter den Zionisten, 1882 - 1948 - Nur Masalha, London
15.00 Uhr Die palästinensische Nationalbewegung bis 1948 und ihr früher Antizionismus - Muhammad Muslih, New York
Kaffeepause: 15.45 bis 16.15 Uhr
16.15 Uhr Die Haltung der arabischen Öffentlichkeit zu Juden, 1918 - 1948 - Tudor Parfitt, London
17.00 Uhr Antijüdische Gewalt im Algerien der 1930er und 40er Jahre - Richard Ayoun, Paris
18.30 Uhr Empfang - Begrüßung durch den Vizepräsidenten der TU Berlin - Prof. Dr. Kurt Kutzler
Donnerstag, den 7. September 2000
9.30 Uhr "Blind für die Geschichte". Arabische Nationalisten und der Nationalsozialismus - Gerhard Höpp, Berlin
10.15 Uhr Das Haavara-Abkommen als "Gegenargument"
Francis Nicosia, Colchester, Vermont
Kaffeepause: 11.00 bis 11.30 Uhr
11.30 Uhr Juden in der palästinensischen Literatur nach 1945 - Stefan Wild, Bonn
12.15 Uhr Der arabisch-jüdische Konflikt in der israelischen Gegenwartsliteratur - Leon I. Yudkin, London
Mittagspause: 13.00 bis 14.30 Uhr
14.30 Uhr Die Haltung der PLO, PA und von Palästinensern zu Israel und den Juden - Hillel Frisch, Ramat Gan
15.15 Uhr Die Situation seit der Intifada und dem Friedensprozess - Helga Baumgarten, Bir Zeit
Kaffeepause: 16.00 bis 16.30 Uhr
16.30 Uhr Die Bedeutung der iranischen Revolution von 1979 als Ausgangspunkt einer antijüdisch orientierten Islamisierung - Henner Fürtig, Berlin
17.15 Uhr Die Haltung der Hamas-Bewegung zu Israel und den Juden - Andrea Nüsse, Berlin
18.00 Uhr Antisemitische Motive in der Ideologie der Hisballah - Esther Webman, Tel Aviv
Freitag, den 8. September 2000
9.30 Uhr Die Haltung zu Israel(is) in der öffentlichen Meinung der Palästinenser - Jamil Rabah, Ramallah
10.15 Uhr Die Einstellung zu den arabischen Nachbarn in der öffentlichen Meinung Israels - Tamar S. Hermann, Tel Aviv
Kaffeepause 11.00 bis 11.30 Uhr
11.30 Uhr Die anti-arabische Haltung rechter orthodoxer Gruppierungen in Israel - Ehud Sprinzak, Jerusalem
12.15 Uhr Die Einstellung der jüdischen Siedler gegenüber den Palästinensern und Arabern - Zvi Schuldiner, Beer Sheva
Mittagspause 13.00 und 14.30 Uhr
14.30 Uhr Die Einstellung zu den Arabern unter Israelis aus europäischen und arabischen Ländern im Vergleich - Sammy Smooha, Haifa
15.15 Uhr Die ägyptischen Juden und der Antizionismus von den 40er Jahren bis heute - Joel Beinin, Stanford
Kaffeepause 16.00 bis 16.30 Uhr
16.30 Uhr Die Einstellung zu Juden und Judentum im Irak - Amatzia Baram, Haifa
17.15 Uhr Internet: Die europäische Rechte und der arabische Antizionismus - Juliane Wetzel, TU Berlin
18.30 Uhr Podiumsdiskussion
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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