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12.12.2007 12:17

Keine Schmerzen mehr nach Brustoperationen

Ricarda Wessinghage Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

    Frankfurter Universitätsfrauenklinik wendet mit der thorakalen Paravertebralblockade ein neues risikoarmes Verfahren zur Schmerzbetäubung nach einer Brustoperation an / "Hohe Zufriedenheit bei den Patientinnen"

    Wundschmerzen nach einer Operation stellen für die Patienten eine erhebliche emotionale und körperliche Belastung dar. Moderne schmerztherapeutische Konzepte können die Häufigkeit und Intensität von postoperativen Schmerzen deutlich mindern und leisten so einen wesentlichen Beitrag zu einer rascheren und komplikationsärmeren Genesung der Patienten nach einer Operation. An der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Frankfurt am Main unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Manfred Kaufmann ist man der Idealvorstellung eines schmerzfreien Krankenhauses wiederum ein Stück näher gekommen. In Zusammenarbeit mit dem für die Frauenklinik verantwortlichen Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Privatdozent Dr. med. Christian Byhahn, wird seit einiger Zeit ein neues Verfahren zur Schmerztherapie bei Frauen angewendet, die sich einer Brustoperation - meistens im Rahmen von Krebserkrankungen - unterziehen müssen.

    Bei dieser so genannten thorakalen Paravertebralblockade wird vor der Operation den Patientinnen an einer Rippe am Rücken ein Schmerzmittel gespritzt, das die Nerven betäubt, die Brust und Achselhöhle versorgen. Durch die Verwendung von Ropivacain, einem modernen, langwirksamen Lokalanästhetikum, können so die operationsbedingten Schmerzen für 36-48 Stunden ausgeschaltet werden. Die Operation findet wie bisher auch unter Vollnarkose statt, jedoch werden durch die zusätzliche, direkte Betäubung des Operationsgebietes weniger Narkosemittel als bisher benötigt.

    Nach der Operation wachen die Patientinnen ohne Schmerzen auf, können rascher aus dem Aufwachraum auf ihr Stationszimmer verlegt werden und schneller zu den Aktivitäten des täglichen Lebens zurückkehren. Die Effektivität dieses Anästhesieverfahrens wird neben der hohen Zufriedenheit der Frauen mit dieser Methode auch dadurch unterstrichen, dass in den ersten zwei Tagen nach der Operation ein zusätzliches Schmerzmittel nur noch in Ausnahmefällen von den Patientinnen angefordert wird.

    Die so genannte thorakale Paravertebralblockade ist ein technisch einfaches, rasch durchführbares und vor allem risikoarmes Verfahren zur Schmerzausschaltung. Komplikationen wurden bislang im Zusammenhang mit der Paravertebralblockade nicht beobachtet, jedoch ist eine Verletzung des Lungenfells durch die Punktionsnadel in Ausnahmefällen denkbar. Tritt eine solche Komplikation auf, muss diese gegebenenfalls durch die Einlage eines dünnen Drainageschlauchs in den Brustkorb der Patientin während der Operation behandelt werden. Statistisch liegt dieses Risiko deutlich unter einem Prozent.

    In einer Studie an 129 Patientinnen, die sich einer Brustamputation und Entfernung der benachbarten Lymphknoten unterziehen mussten, konnten irische Wissenschaftler zudem zeigen, dass das Risiko des Auftretens eines Tumorrezidivs oder von Metastasen bei den Frauen, die zusätzlich zur Vollnarkose einen Paravertebralblock erhielten, nach drei Jahren signifikant geringer war als bei der Patientengruppe, die ohne zusätzliches Regionalanästhesieverfahren operiert wurden (Anesthesiology 2006;105-660-4). Die Autoren der Arbeit führen diese Beobachtungen auf die verminderte Ausschüttung von potentiell prokanzerogenen Stressmediatoren während einer kombinierten Allgemein- und Regionalanästhesie zurück. Auch die Häufigkeit von chronifizierenden Schmerzen, etwa des so genannten Postmastektomieschmerzes, ist bei der Anwendung der Paravertebralblockade deutlich geringer als bei einer alleinigen Vollnarkose.

    "Eine Befragung der Patientinnen an der Frankfurter Universitätsfrauenklinik ergab eine extrem hohe Zufriedenheit mit diesem Verfahren zur Schmerzausschaltung", erklärt Prof. Dr. Manfred Kaufmann. Als objektiver Parameter kann zusätzlich der postoperative Bedarf an intravenös verabreichten Schmerzmitteln herangezogen werden: weniger als 2% der Frauen benötigten in den ersten beiden Tagen nach der Operation zusätzliche Schmerzmittel (z. B. Opioide wie Morphin), was ohne Paravertebralblockade nahezu regelhaft der Fall war.

    Frankfurt am Main, 12. Dezember 2007

    Für weitere Informationen:

    Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Kaufmann
    Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    Klinikum der J. W. Goethe-Universität Frankfurt/M.
    Fon (0 69) 63 01 - 51 15
    Fax (0 69) 63 01 - 63 17
    E-Mail M.Kaufmann@em.uni-frankfurt.de

    Ricarda Wessinghage
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
    Fon (0 69) 63 01 - 77 64
    Fax (0 69) 63 01 - 8 32 22
    E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de
    Internet www.kgu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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