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18.12.2007 14:06

Vom Einfluss des Publikums auf die Partnerwahl - Verhaltensbiologen der Universität Potsdam untersuchen Paarungsverhalten bei Süßwasserfischen

Andrea Benthien Referat für Presse-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit
Universität Potsdam

    In der Natur findet die Partnerwahl selten statt, ohne dass andere Individuen derselben Art zuschauen. Hat solch ein "Publikum" Einfluss auf Partnerwahlentscheidungen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Universität Potsdam nach. Dr. Martin Plath und Prof. Dr. Ralph Tiedemann aus den Arbeitsgruppen Tierökologie beziehungsweise Evolutionsbiologie untersuchen das Partnerwahlverhalten von Männchen der Fischart Poecilia mexicana, einem mexikanischen Süßwasserfisch.

    Seit geraumer Zeit erforschen Wissenschaftler Paarungspräferenzen unter verhaltensökologisch-evolutionsbiologischen Gesichtspunkten. Aus evolutionsbiologischer Sicht sind Paarungspräferenzen besonders interessant, weil sie zu nicht-zufälligen Verpaarungen führen und damit die Evolution von "sexuell selektierten" Merkmalen ermöglichen. Bekannte Beispiele dafür sind die aufwändigen Gesänge und die bunten Federkleider vieler Vogelarten. Paarungspräferenzen sind bislang vor allem in Laborversuchen untersucht worden, in denen dem Tier die Wahl zwischen zwei oder mehreren potenziellen Paarungspartnern gegeben wird. In Abwesenheit eines Konkurrenten zeigten die Männchen der untersuchten Fischart klare Paarungspräferenzen für große Weibchen, welche fruchtbarer sind als kleine. Wurde jedoch ein männlicher Konkurrent visuell präsentiert, so änderten sich die Präferenzen, und die Männchen teilten ihre Aufmerksamkeit gleichmäßiger zwischen den Weibchen. In Kontrollversuchen ohne Publikum blieben die Präferenzen konstant, und Männchen einer anderen Fischart riefen diesen Effekt nicht hervor. Aktuelle Daten zeigen, dass die Männchen zu Beginn der Präsentation des Konkurrenten sogar signifikant das zuvor nicht bevorzugte Weibchen wählen. Warum ändern die Männchen ihre Paarungspräferenzen in Gegenwart eines Konkurrenten? Die plausibelste Erklärung für die Potsdamer Biologen ist, dass Männchen versuchen, ihre Fitness zu erhöhen, indem sie "Spermienkonkurrenz" vermeiden, zumal männliche Konkurrenten ähnliche Paarungspräferenzen haben und sich folglich mit demselben (anfänglich) bevorzugten Weibchen verpaaren würden.

    Die Untersuchungen tragen zum Verständnis von Kommunikationsnetzwerken bei der Partnerwahl bei, in denen mehrere Individuen beider Geschlechter miteinander kommunizieren und dabei ihre Partnerwahlentscheidungen gegenseitig beeinflussen. Zukünftig wollen sich die Wissenschaftler dem Verständnis solcher Kommunikationsnetzwerke nähern. Die gegenwärtigen Untersuchungsergebnisse zeigen bereits eindeutig, welch dramatischen Effekt das soziale Umfeld eines Tieres auf seine Partnerwahlentscheidungen haben kann: Bereits ein einzelner Konkurrent kann zu einer Änderung führen.

    Ihre neuesten Forschungsergebnisse veröffentlichen die Potsdamer Biologen im Januar-Heft der Zeitschrift "Animal Behaviour".

    Hinweis an die Redaktionen:
    Für weitere Informationen steht Ihnen Dr. Martin Plath von der Universität Potsdam telefonisch unter 0331/977-5586, E-Mail: mplath@uni-potsdam.de zur Verfügung.

    Plath M., Blum D., Schlupp I., Tiedemann R. (2008): Audience effect alters mating preferences in Atlantic molly (Poecilia mexicana) males, In: Animal Behaviour 75(1)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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