idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.09.2000 07:29

Bedeutung von Arbeitsmarktfaktoren bei der Standortwahl wird oftmals überschätzt

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    So lässt sich das Ergebnis einer Befragung zusammenfassen, die das RWI gemeinsam mit dem European Policies Research Centre, Glasgow, durchführte. Befragt wurden Unternehmen aus der Automobil- und der Chemischen Industrie, die über Fabrikationsstätten sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland verfügen. Hintergrund war, dass Deutschland häufig als Land gilt, das sich schwer tut, ausländische Unternehmen für eine Ansiedlung zu gewinnen. Für Großbritannien wird genau das Gegenteil behauptet. Begründet wird diese "Musterrolle" zumeist mit den dort niedrigeren Löhnen und der geringeren Regulierung des Arbeitsmarktes.
    Aus der Sicht von Unternehmen, die in Deutschland und in Großbritannien Direktinvestitionen vorgenommen haben, sind die Unterschiede zwischen den Investitionsstandorten offenbar keineswegs derart ausgeprägt, wie es angesichts der unterschiedlichen öffentlichen Wahrnehmung zu erwarten wäre. Jedenfalls differieren die geäußerten Motive für die Investitionsentscheidung erstaunlich wenig. Sowohl ausländische Investitionen in Deutschland als auch in Großbritannien wurden überwiegend von dem Wunsch nach Zugang zum Markt des betreffenden Landes geprägt. Andere Motive, und so auch Löhne und Unterschiede in der Arbeitsmarktregulierung, spielten hingegen bei der ursprünglichen Investitionsentscheidung eine untergeordnete Rolle
    Allerdings weist die Befragung auf deutliche Unterschiede zwischen den Motiven der Anfangsinvestition und von möglichen Folgeinvestitionen hin. Bei letzteren, die aus einer Situation heraus getroffen werden, in der der Marktzugang bereits erreicht ist, erlangen die genannten Arbeitsmarktfaktoren eine deutlich größere Bedeutung. Folgeinvestitionen werden übrigens in den einschlägigen Statistiken nur unzureichende erfasst, da sie häufig durch Bankkredite und seltener durch Zahlungen der Muttergesellschaft - nur diese zählen zu den Direktinvestitionen - finanziert werden. Dies dürfte erklären, weshalb es in gesamtwirtschaftlichen Analysen häufig nicht gelingt, einen Einfluss der Löhne auf die Direktinvestitionen nachzuweisen.
    Eine Besonderheit der Studie liegt darin, dass sie die Motive der Direktinvestitionen sowohl aus der Perspektive der Konzernzentralen als auch der Niederlassungen im Ausland beleuchtet. Dabei zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede in der Einschätzung. Offensichtlich werden die Entscheidungen in den Zentralen unter Erwägung eines weitaus breiteren Spektrums von Determinanten gefällt, als dies den Niederlassungen bewusst ist, wobei durchaus auch sprachliche und kulturelle Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Was die Folgeinvestitionen angeht, so halten ausländische Niederlassungen ihre Vor- und Nachteile aufgrund von Lohnkosten und der Arbeitsmarktregulierung für bedeutsamer als die Konzernzentralen.

    Ihre Ansprechpartner zu diesem Thema:
    Dr. Roland Döhrn, Tel.: (0201) 8149-262
    Joachim Schmidt (Pressestelle), Tel.: (0201) 8149-292


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).