Großer Neurologe und Multiple Sklerose-Forscher, Arzt und Lehrer: Ehemaliger Direktor der Abteilung Neurologie starb im Alter von 93 Jahren
(umg) Universitätsprofessor Dr. med. Helmut Bauer, erster Inhaber des Göttinger Lehrstuhls und langjähriger Direktor der Abteilung Neurologie, ist am 16. Januar 2008 im Alter von 93 Jahren gestorben. Der Emeritus der Abteilung Neurologie an der Universitätsmedizin Göttingen hatte die Abteilung von 1963 bis 1980 aufgebaut und geleitet. Für die Medizinische Fakultät hatte er von 1968 bis 1969 das Amt des Dekans inne. Professor Bauer war ein international bedeutender Neurologe und Multiple Sklerose-Forscher und ist der Mentor der deutschen Multiple Skerose-Forschung nach dem zweiten Weltkrieg. Ihm zu Ehren verleiht die Medizinische Fakultät seit 2003 den "Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple Sklerose Forschung". Die Universitätsmedizin und die Medizinische Fakultät der Universität Göttingen trauert um einen großen Arzt, Forscher und Lehrer.
Helmut Bauer, geboren am 31. März 1914 im Erzgebirge, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Siebenbürgen. 1922 wanderte die Familie aus nach New York und siedelte in Youngston, Ohio. Hier ging Bauer zur Schule und begann mit dem Studium am Hiram College. Zum Medizinstudium ging er zurück nach Deutschland an die Humboldt Universität in Berlin (Charité). 1938/39 wurde er promoviert. Seine Doktorarbeit schrieb Helmut Bauer über ein arbeitsmedizinisches Thema bei dem Internisten und Pionier der Arbeitsmedizin E.W. Bauer in Berlin.
Nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft folgte Helmut Bauer seinem Lehrer nach Hamm. 1947 ging er an das Universitätskrankenhaus Eppendorf, um an der Neurologischen Klinik seine Kenntnisse zu erweitern. 1949 erwarb er hier die Facharztanerkennung für Innere Medizin. 1955 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Einführung der Elektrophorese in die Liquordiagnostik und die Identität der Liquorproteine mit den Eiweißkörpern des Blutes für das Fach Neurologie. Sie lenkte Bauers Interesse auf die Multiple Sklerose, die Zeit seines Lebens sein Hauptarbeitsgebiet blieb. Sein neurochemisches Wissen verschaffte ihm internationale Anerkennung. 1959 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Kommission für Neurochemie der World Federation of Neurology.
1961 und 1962 übernahm Helmut Bauer eine Gastprofessur an der St. Louis Uni-versity, Ohio. 1963 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Neurologie und über-nahm die Leitung der Abteilung für Neurologie an der Universität Göttingen. Professor Helmut Bauer gelang es innerhalb weniger Jahre, die Göttinger Neurologie nach modernen klinischen und wissenschaftlichen Anforderungen auszurichten. Bereits 1964 richtete er ein neurochemisches Labor ein. 1967 war er einer der ersten Neurologen, der eine neurologische Intensivstation etablierte.
In den Folgejahren partizipierte die Neurologische Klinik in Göttingen am Förder-programm Biomedizinische Technik der VW-Stiftung und am DFG-Schwerpunkt für Multiple Sklerose. Die Neurologie in Göttingen wurde mit Professor Bauer einer der Trendgeber für die umfangreiche Differenzierung der Neurologie.
Zahlreiche Ämter und Ehrungen, die Professor Dr. Helmut Bauer im Laufe seines Lebens erhalten hat, zeugen von dem hohen Ansehen, das dem Forscher und Arzt - auch international - entgegengebracht wurde. Er war unter anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Ehrenmitglied der britischen und der französischen Gesellschaften für Neurologie sowie korrespondierendes Mitglied der Amerikanischen Neurologischen Gesellschaft. Helmut Bauer hatte wesentlichen Anteil am Aufbau der internationalen Verbindungen der deutschen Neurologie. Wegen dieser Verdienste wurde er zum Ehrenpräsidenten der DGN gewählt.
Seine wissenschaftliche Arbeit über Multiple Sklerose setzte Professor Helmut Bauer auch nach seiner Emeritierung (1980) fort. Bereits über 80-jährig machte er zusammen mit Professor Dr. Folker Hanefeld, dem damaligen Direktor der Abtei-lung Kinderheilkunde, Schwerpunkt Neuropädiatrie, eine bedeutende Entdeckung: Sie fanden heraus, dass Multiple Sklerose bereits bei Kindern auftritt. Beide schrieben über die damals kaum bekannte "Kindliche MS" ein Buch.
Bauers Hauptanliegen blieb das oft schwere Schicksal MS-Betroffener. Noch vor seiner Emeritierung und mit Unterstützung seiner Ehefrau setzte er sich dafür ein, dass eine Informations- und Beratungsstelle für MS-Kranke eingerichtet wurde. Diese Anlaufstelle für Menschen mit MS besteht noch heute und berät zur Nachsorge und Rehabilitation sowie über die sozialmedizinische Versorgung.
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E-mail: presse.medizin@med.uni-goettingen.de,
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Prof. Dr. Helmut Bauer
Foto: umg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Personalia
Deutsch
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