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15.09.2000 10:07

Von Kunsthaut bis zum biosynthetischen Nervenersatz

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Bio-Engineering als Forschungsschwerpunkt gehört zu den Haupthemen auf der Jahrestagung der plastischen und ästhetischen Chirurgen, die vom 13. bis 16. September in Magdeburg stattfindet.

    Wenn Verbrennungen, Tumoroperationen oder Unfälle große Wunden im Körper hinterlassen, sind die plastischen Chirurgen gefragt. Sie versuchen, meist mit Hilfe von Haut, Knorpel, Knochen, Nerven und Muskeln sowie von Sehnen des Patienten die Defekte zu beheben. In den vergangenen Jahren konnten sie die Techniken zur Verlagerung und Verpflanzung von Geweben deutlich verbessern. In zahlreichen Vorträgen auf dem derzeit in Magdeburg stattfindenden gemeinsamen Jahreskongress der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen und der Deutschen Gesellschaft Ästhetisch-Plastischer Chirurgen wurde über mikrochirurgische Operationsverfahren berichtet, die eine freie Verpflanzung großer Gewebsanteile eines Patienten sowie die Replantation (das "Wiederannähen") abgetrennter Finger, Hände oder Füße ermöglichen. Verbesserte Heilungschancen z.B. nach Tumorentfernungen im Knochenbereich, bei angeborenen Fehlbildungen oder nach Unfällen bieten zudem Techniken der langsamen Dehnung des durchtrennten Knochens um mehrere Zentimeter. Am Beginn des 21. Jahrhunderts bahnen sich weitere Fortschritte an, die die Möglichkeiten der plastisch-ästhetischen Chirurgie noch erweitern werden.

    Große Hoffnungen verbinden die Mediziner mit dem so genannten Bio-Engineering. Darunter ist die Zucht von Hautgewebe, Knorpeln, Knochen, Muskeln und sogar von Nerven im peripheren System zu verstehen. Die Forschung auf diesem Gebiet wurde auf der Tagung in zwei Wissenschaftsforen mit insgesamt 22 Vorträgen behandelt. Erste Erfolge lassen sich bereits mit der Zucht künstlicher Haut und Knochen sowie von Knorpel erzielen. Zur ihrer Herstellung werden körpereigene Zellen auf eine Trägersubstanz gegeben, die aus faserigen Baustoffen des Bindegewebes besteht.
    Dank eines Nährmediums vermehren sich die körpereigenen Zellen auf der dreidimensionalen Matrix und nehmen dabei deren Form an. So ist es prinzipiell möglich, u.a. künstliche Adern zu züchten. Das im Labor gezüchtete Gewebe kann dann in den Körper transplantiert werden.

    Zahlreiche Forschungen auf diesem Gebiet sind noch im tierexperimentellem Stadium. Dagegen erleichtert die künstliche Haut bereits die chirurgische Behandlung schwerer Brandwunden mit kosmetisch wie funktionell guten Ergebnissen. Eines der künftigen Ziele ist die Entwicklung eines Ersatzknochengewebes, das während der Operation plastisch verformbar ist und danach so hart wie normaler Knochen wird. Über Fortschritte auf diesem Gebiet berichteten plastische Chirurgen der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Über Forschungen auf dem Gebiet von Nerventransplantaten, mit denen sich künftig einmal größere Defekte in den Armen nach schweren Verkehrsunfällen beheben ließen, berichteten Mediziner der Klinik für Plastische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schneider in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Neurobiologie der Magdeburger Uni unter Leitung von Prof. Dr. Gerald Wolf. Im Unterschied zum Rückenmark bereitet die Regeneration im peripheren Nervensystem zwar weniger Schwierigkeiten. Allerdings wirkt sich auch hier das Umfeld entscheidet auf das Nervenwachstum und damit die Wiederherstellung der Beweglichkeit replantierter Gliedmaßen aus. Die Schaffung geeigneter Wachstumsbedingungen ist deshalb eines der Schwerpunkte zahlreicher Forschungsprojekte auch an anderen Universitäten.

    Vom 13. bis zum 16. September 2000 finden in Magdeburg die 31. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, die 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Ästhetisch-Plastischer Chirurgen und das European Joint Meeting of Plastic, Reconstructiv and Asthetic Surgeons with International Attendence statt. Tagungsort ist die Johanniskirche Magdeburg. Tagungspräsident ist Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Direktor der Klinik für Plastische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Universität Magdeburg.

    Kongressbüro:
    Johanniskirche Magdeburg
    Jacobstraße/ Ecke Johannisberg
    39104 Magdeburg
    Tel. 0391/540 2126 und 540 2462
    Fax 0391/540 6690


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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