Jena. (15.09.00) Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fußball-Hooligans werden immer brutaler. Ein früher vermeintlich vorhandener "Ehrenkodex", keine Waffen zu gebrauchen und am Boden Liegende oder Unbeteiligte nicht zu attackieren, wird immer weniger respektiert. Zugleich gibt es Anzeichen dafür, dass Prügeleien unter Fußball-Rowdies in Deutschland insgesamt eher zunehmen und sich inzwischen auch auf Stadien der 3. Und 4. Ligen ausweiten. Zu diesen Ergebnissen kommen die Psychologen Thomas Bliesener und Friedrich Lösel von der Universität Erlangen-Nürnberg in einer Studie, die sie beim 42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 24.-28. September in Jena der Fachöffentlichkeit vorstellen.
Dabei widersprechen die Experten energisch der These, die Hooligans stammten überwiegend aus relativ gebildeten, gut situierten und sozial gesicherten Verhältnissen. Vielmehr stellten sie eine auffällige Zahl jener fest, die ihre Schul- oder Berufsausbildung abgebrochen haben. Auch Verbindungen zur Drogenszene und zu politisch extremen Gruppierungen seien erkennbar, so die beiden Psychologen. Zentrale Motive für Schlägereien am Rande von Fußballspielen seien das "Kick"-Erlebnis und der Spaß an der Gewalt. Persönlichkeitsmerkmale wie Aggressivität und Erregbarkeit sind häufig besonders hoch ausgeprägt, stellten die Erlanger Experten fest, hinzu komme eine hohe Impulsivität, ein ausgeprägtes Stimulierungsbedürfnis sowie die Suche nach Abenteuer und Nervenkitzel. Innerhalb der Hooligan-Gruppe verspüren die Täter ein starkes Gemeinschaftsgefühl, Akzeptanz und Rückhalt. Die Beachtung durch Sicherheitsorgane und Medien wird von ihnen als sebstbestätigend und befriedigend beschrieben.
Eine Langfassung des Pressebeitrags finden Sie unter dem externen Link; für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an folgenden Ansprechpartner:
Thomas Bliesener
Institut für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg
Tel.: 09131/8522330, Fax: 8522646, E-Mail: tsbliese@phil.uni-erlangen.de
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/svw/devpsy/kongresse/presse/pressedgps2.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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