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23.01.2008 10:19

Wie Geographie gemacht wird

Axel Burchardt Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Sozialgeographen der Jenaer Universität richten Tagung zu Neuer Kulturgeographie aus

    Jena (23.01.08) Weimar atmet Geschichte. Das dokumentiert sich unter anderem darin, dass die Bauten und Parkanlagen des klassischen Weimar seit 1998 zum Weltkulturerbe der Unesco gehören. Doch wer definiert, was Weltkulturerbe ist? Wie profitieren die Städte davon? Wie nutzen sie diesen besonderen Status für die eigene Vermarktung? Das ist eines der Themen, mit dem sich der Kongress "Kulturelle Dimensionen geographischer Praktiken" am 25. und 26. Januar in Jena auseinandersetzt. Ausgerichtet vom Lehrstuhl für Sozialgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena werden dazu weit mehr als 130 Wissenschaftler aus ganz Deutschland und dem Ausland erwartet.

    Damit werde der Tagungszyklus "Neue Kulturgeographie" fortgesetzt, der die Experten seit 2004 bislang in Leipzig, Münster, Heidelberg und Frankfurt am Main zusammenführte, sagt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Benno Werlen, Präsident der Kommission der Internationalen Geographischen Union (IGU) für "Geographien des Kulturellen". "Dabei richten wir unser Augenmerk auf die kulturellen Dimensionen jener sozialen Praktiken und Kommunikationen, die unseren Alltag in räumlicher Hinsicht bestimmen." Dazu zählen solche in Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und Religion ebenso wie das Erinnern, Bewahren, Schützen und Pflegen, beispielsweise in Gestalt des Weltkulturerbes.

    Kulturgeographie sei ein alter und traditionsreicher Begriff für die geographische Wissenschaft, macht der Jenaer Wissenschaftler deutlich. In dieser Tradition erforschten, inventarisierten und kartierten Geographen lange Zeit vornehmlich die von Menschen hervorgebrachten kulturellen Leistungen in ihrer räumlichen Verbreitung. Darunter fallen etwa die Erforschung von Kulturlandschaften, Siedlungsweisen oder unterschiedliche regionale Baustile. "Die Neue Kulturgeographie hingegen setzt sich von dieser eher statischen Sichtweise ab und analysiert, wie das aktuelle Alltagsgeschehen Räume immer wieder neu organisiert und symbolisch besetzt", erläutert Dr. Marc Redepenning, Mitorganisator der Tagung. Anders als zu Zeiten ihrer Herausbildung als Wissenschaft vor etwa 200 Jahren "stellt die Geographie nicht nur dar, wie die Dinge 'sind', sondern es wird kritisch hinterfragt, wie Räume und unsere raumbezogenen Vorstellungen 'hergestellt' sowie zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dabei spielen auch die Medien eine nicht zu unterschätzende Rolle". Wie sehr das raumbezogene Image oft der Realität hinterherhinke, würde beispielsweise an den Plattenbau-Siedlungen deutlich. Ihr Ruf sei "so schlecht geschrieben worden", dass die seit längerem beobachtbare Aufwertung durch Rückbau, Sanierung und Modernisierung vielfach gar nicht mehr wahrgenommen werde.

    Solche Praktiken, die einen starken räumlichen Bezug aufweisen, werden auf der Tagung eine Rolle spielen. Doch auch der weltweite Wissenstransfer, der Zusammenhang von Förderpolitik in den neuen Ländern und Kultur, die Scheu vieler Geographen, sich wissenschaftlich mit der Religion auseinanderzusetzen stehen unter anderem in den sechs thematischen Blöcken zur Debatte.

    Präsentiert und diskutiert werden auf der Tagung, die nach Worten von Dr. Redepenning vor allem bei jungen Geographen auf Resonanz stößt, neueste Arbeiten und Forschungsergebnisse. Dabei verdeutlichen die Gastvorträge der beiden Jenaer Kollegen Prof. Dr. Hartmut Rosa und Prof. Dr. Tilman Rhode-Jüchtern den Bezug zur Soziologie und betonen die Bedeutung der Didaktik der Geographie. Schließlich sollen die Erkenntnisse auf diesem Gebiet den Studenten, aber auch den Schülern im Unterricht anschaulich vermittelt werden.

    Darüber hinaus wollen sich die Wissenschaftler bei der Jenaer Tagung über die Umsetzung dieser neuen Perspektiven in Forschungsprogramme und neue Felder der geographischen Berufspraxis verständigen. Zudem soll die IGU-Initiative für ein Internationales UN-Jahr zu "Kulturelle und natürliche Diversität" konzeptionell weiter entwickelt werden. "Deutschland kann bei dieser Initiative durchaus eine leitende Rolle spielen", blickt Prof. Werlen voraus.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Benno Werlen/Dr. Marc Redepenning
    Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Löbdergraben 32
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 948844
    E-Mail: marc.redepenning[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.geogr.uni-jena.de
    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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