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18.09.2000 11:28

Erste Frauenmilchsammelmilchstelle in Deutschland

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Vor mehr als 80 Jahren zog die Kinderärztin Dr. Marie-Elise Kayser, geb. Schubert (1885 - 1950), in Magdeburg aus der eigenen Beobachtung wichtige Konsequenzen: Sie hatte nach Geburt ihres Sohnes Ruprecht mehr Muttermilch, als ihr Baby benötigte, sammelte die überschüssige Milch und spendete sie bedürftigen Säuglingen. So begründete sie am 19. Mai 1919 an der Säuglingsabteilung des Krankenhauses Altstadt die erste Frauenmilchsammelstelle (FMS) in Deutschland.

    Noch im selben Jahr konnte sie 424 Liter Muttermilch sammeln, 1920 war es schon die doppelte Menge, die - von stillenden Müttern gespendet - anderen Kindern zugute kam. Die Milch wurde durch eine ehrenamtliche Sammlerin zunächst täglich zweimal, dann einmal aus den Haushaltungen abgeholt und der Stationsschwester zum Einkochen übergeben. Die Milchspenderinnen und ihre Kinder wurden von Fürsorge-, Haus- oder Krankenhaus-Ärzten kontrolliert, die Milch unterlag der Kontrolle durch das Städtische Nahrungsmitteluntersuchungsamt. Die Sammelstelle erhielt für bezogene Milch den Ammenpreis und gab die Milch auf Arzt-Attest unentgeltlich oder gegen einen der Zeit und den Vermögensverhältnissen angepassten Preis ab. Die Abrechnung erfolgte über das Städtische Wohlfahrtsamt. Drei Jahre später musste die Sammelstelle ihre Tätigkeit einstellen, wohl infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Situation.

    14 Jahre vergingen, bis in Magdeburg am 1. Mai 1936 an der Landesfrauenklinik erneut wieder eine Frauenmilchsammelstelle (FMS) eingerichtet wurde, die bis in die Gegenwart besteht. Die jährlichen Sammelergebnisse erreichten 1955 mit 13 000 Litern Frauenmilch ihren Gipfelpunkt. Deutschlandweit hatte sich die von Dr. Marie-Elise Kayser in Magdeburg begründete Sammeltätigkeit ausgebreitet, so dass es 1964 in der BRD 26 und in der DDR 73 FMS gab. Zahlreichen untergewichtigen und kranken Säuglingen konnte durch Ernährung mit Muttermilch das Leben gerettet werden. Erst mit dem Aufkommen künstlicher Säuglingsnahrungen, deren Bestandteil jenen der Muttermilch ähnlich sind, verlor die Muttermilch-Spende an Bedeutung, ist aber aus speziellen Gründen auch heute noch notwendig.

    Der 50. Todestag von Marie-Elise Kayser ist Anlass, auch in Magdeburg dieser tatkräftigen Kinderärztin zu gedenken. Marie-Elise Kayser kam am 28. November 1885 in Görlitz als siebentes von acht Kindern zur Welt. In Berlin bestand sie 1906 das Abitur und studierte anschließend Medizin in Berlin und Jena, zwischenzeitlich ein Semester in Rom. 1911 absolvierte sie Staatsexamen und Promotion als erste Frau an der Medizinischen Fakultät der Thüringschen Landes-Universität in Jena. Ihre kinderärztliche Ausbildung erhielt sie in Heidelberg, nachdem sie 1911/12 bereits in Magdeburg als Medizinalpraktikantin tätig gewesen war. Danach arbeitete die Kinderärztin zunächst in der Säuglingsfürsorge und dann in eigener kinderärztlicher Praxis in Magdeburg. 1925 folgte sie ihrem Gatten nach Erfurt und richtete dort eine Frauenmilch-Sammelstelle ein, deren Leitung sie übernahm. Dr. med. Marie-Elise Kayser starb am 6. September 1950 in Erfurt. Aufgrund der engagierten Leistungen der Kinderärztin wird in der Universitätsfrauenklinik am 21. September 2000, 14.15 Uhr, eine Erinnerungstafel, die vom Förderverein an der Universitätskinderklinik Magdeburg "Karl Nißler" gestiftet wurde, enthüllt.
    Autor: Prof. Dr. Wilhelm Thal


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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