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18.09.2000 15:19

Zunehmende Akzeptanz für pflanzliche Arzneimittel

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Internationale Tagung an der Universität
    Ehrung für namhafte Wissenschaftler

    Viele sekundäre Naturstoffe sind als Arzneistoffe von Bedeutung. Pflanzliche Arzneimittel, deren Wirkstoffe den sekundären Naturstoffen zuzuordnen sind, finden gerade in Deutschland, in jüngster Zeit aber auch in den USA, breite Akzeptanz. Dieser Tatsache widmet sich eine internationale Tagung "Biosynthesis and Accumulation of Secondary Products", die vom 24. September bis 27. September 2000 in Halle stattfindet und sich mit Genetik und Enzymologie der Bildung sekundärer Naturstoffe, mit der Speicherung dieser Verbindungen und der Regulation der zur Bildung der Substanzen führenden Stoffwechselvorgänge beschäftigt.
    Die Konferenz wird gemeinsam ausgerichtet vom Fachbereich Pharmazie und dem Biozentrum der Martin-Luther-Universität sowie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung und der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Offizielle Eröffnung ist am 25. September 2000, 9:15 Uhr im Hörsaal des Biozentrums, Weinbergweg 22; die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Beate Diettrich (Universität Halle).

    Ehrensymposium für Prof. Dr. Manfred Luckner

    Der erste Konferenztag ist aus gegebenem Anlass den herzwirksamen Glykosiden vorbehalten. Anlässlich seines 65. Geburtstages und für seine Forschungen auf diesem Gebiet wird Prof. Dr. Manfred Luckner, der als Geschäftsführender Direktor dem Biozentrum vorsteht, mit einem festlichen Symposium am 24. September 2000, 14:00 Uhr, im Hörsaal des Instituts für Pharmazeutische Biologie, Hoher Weg 8, geehrt. Der Jubilar hat sich besonders in den letzten Jahren den herzwirksamen Glykosiden verschrieben. Die genannte Gruppe sekundärer Naturstoffe wurde in Halle eingehend bearbeitet. Die auf dem Programm ausgewiesenen Vorträge behandeln Chemie, Bildung, Wirkungsweise und Anwendung dieser Substanzen als Arzneimittel.
    Von besonderem Interesse ist, dass Herzglykoside, lange Zeit als typische sekundäre Pflanzenstoffe angesehen, in den letzten Jahren auch im Menschen gefunden wurden. Sie werden hier nachweislich gebildet und besitzen eine Funktion als Hormone. Ähnliches gilt auch für das "pflanzliche" Alkaloid Morphin, das seit dem Altertum als Schmerzmittel verwendet wird. Es ist zu erwarten, dass diese Erkenntnisse, die auf der Tagung eingehend behandelt werden, zu einer Verbesserung von Diagnose und Therapie auf den jeweiligen Gebieten führen werden.

    Zusammenhang zwischen arzneilicher Verwendung sekundärer Naturstoffe
    und ihrer Bedeutung für die Ökologie

    In engem Zusammenhang mit der arzneilichen Verwendung sekundärer Naturstoffe steht ihre Bedeutung für die Ökologie, das heißt, die wechselseitigen Beziehungen von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen in ihrer natürlichen Umwelt. Diesem faszinierenden Gebiet ist ein größerer Teil der Tagung gewidmet. Viele Sekundärstoffe sind natürliche Abwehrstoffe, die ausgeschieden werden, um einen Lebensraum zu verteidigen oder die eine toxische Wirkung entfalten, wenn eine Pflanze oder ein Tier Beute eines Fraßfeindes wird. Gerade bei Pflanzen ist dies von Bedeutung, da diese Lebewesen ihren Feinden nicht entfliehen können. Wichtig ist hierbei, dass neben der toxischen Wirkung beim Fraßfeind ein Lerneffekt bewirkt wird, der einen erneuten Angriff bereits im Vorfeld unterbindet. Viele dieser Abwehrstoffe haben deshalb einen besonderen, meist stark bitteren Geschmack. Abwehrstoffe sind häufig in hoher Dosierung toxisch, besitzen aber in niedriger Dosierung eine arzneiliche Wirkung. Dies ist von Ärzten schon vor langer Zeit erkannt worden Da über Jahrtausende hinweg ökologisch wirksame pflanzliche Sekundärstoffe die wichtigsten Wirkstoffe von Arzneimitteln waren, ist im Erfahrungsschatz der Bevölkerung tief verwurzelt, dass eine wirksame Arznei bitter schmecken muss.

    Es sind heute Zehntausende sekundärer Naturstoffe bekannt. Viele weitere wurden bisher nicht isoliert, sondern liegen nur in Form von Extrakten aus Organismen, Bodenproben etc. vor. Diese Stoffe bilden ein reichhaltiges Reservoir für die Suche nach bisher unbekannten Wirkstoffen. Auf der Tagung wird vorgestellt, wie diese Suche in den letzten Jahren durch den Einsatz von Robotern und durch Miniaturisierung auf eine neue experimentelle Basis gestellt wurde, die es erlaubt täglich zigtausende von Stoffen hinsichtlich pharmakologisch interessanter Wirkungen zu überprüfen (Hochdurchsatz-Screening). Dabei hat sich gezeigt, dass die Natur im Verlaufe der Evolution in Jahrmillionen eine Diversität chemischer Strukturen hervorgebracht hat, die auch durch die raffiniertesten Synthesekonzepte pharmazeutischer Chemiker nicht erreicht wird. Bei den Untersuchungen von Naturstoffen sind vielfach Verbindungen gefunden worden, die neue Therapieansätze erlauben, wobei heute eine weitere Verbesserung ihrer Eigenschaften durch den synthetischen Chemiker typisch ist.
    Insgesamt gesehen stellt die Tagung, die unterstützt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, von den an der Konferenz beteiligten wissenschaftlichen Organisationen sowie von Firmen aus dem Bundesgebiet, ein Abbild eines sich schnell entwickelnden Gebiets der Biochemie dar. In mehr als 40 Plenar- und Kurzvorträge und 40 Postern werden neueste Ergebnisse vorgestellt. Die angemeldeten 150 Redner und Tagungsteilnehmer kommen aus mehr als 15 Ländern.

    Ehrenpromotion für Wissenschaftler aus den USA

    Zu einem weiteren Höhepunkt des Tagungsgeschehens gestaltet sich die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Varro E. Tyler (West Lafayette), für seine Verdienste um die Verbreitung fundierter Kenntnisse über pflanzliche Arzneimittel in den USA. Die festliche Ehrenpromotion wird am 26. September 2000, 15:00 Uhr, den Räumen der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62, in der Lutherstadt Wittenberg vorgenommen.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Beate Diettrich
    Dr. Bettina Rahfeld
    Tel.: (0345) 55 252 00 oder 55 251 06
    Fax. (0345) 55 272 13
    e-mail: diettrich@pharmazie.uni-halle.de
    e-mail.: rahfeld@pharmazie.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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