idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.02.2008 15:48

Deutsche Forschungsgemeinschaft arbeitete ihre Geschichte im Nationalsozialismus auf

Dr. Michael Schwarz Pressestelle
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Heidelberger Forschergruppe beteiligt - Wolfgang U. Eckart: "Die Forschung nutzte klar die ihr durch das totalitäre und rassistisch orientierte Herrschaftssystem des NS-Staates gewährten Freiräume tötender Forschung"

    Mit einer großen Abschlusskonferenz unter reger öffentlicher Beteiligung ging in der letzten Woche im Berliner Harnack-Haus ein fünfjähriges Forschungsprojekt zur "Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920-1970" unter Leitung von Ulrich Herbert (Freiburg) und Rüdiger vom Bruch (Berlin) zuende. Es war vom damaligen Präsidenten der DFG Ernst-Ludwig Winnacker 2000 angestoßen worden und hatte auf Vorwürfe reagiert, die DFG habe ihre Geschichte während der NS-Diktatur "geschönt" oder doch zumindest nicht hinreichend aufgearbeitet.

    Der zu Recht angemahnte Aufarbeitungsprozess ist nun in seiner ersten Phase abgeschlossen, und die Ergebnisse sind bedrückend. "Eine wahrhaft unbequeme Wahrheit" nennt sie der amtierende DFG-Präsident Matthias Kleiner. Tatsächlich zeigt die Studie, dass sich die DFG und die von ihr geförderten Wissenschaftler rückhaltlos für die Ziele des NS-Regimes eingesetzt haben - oft in vorauseilendem Gehorsam. Die medizinische Forschungsförderung der DFG und des Reichsforschungsrates zwischen 1933 und 1945 ist von einer Heidelberger Forschergruppe unter Leitung des Medizinhistorikers Wolfgang U. Eckart aufgearbeitet worden.

    In erschreckender Regimenähe hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft unter der NS-Diktatur verbrecherische Humanexperimente finanziert. Diese Experimente, wie sie an KZ-Häftlingen vorgenommen wurden, seien in ihrer inhumanen und tödlichen Konsequenz weit hinter bereits erreichte Standards der Forschungsethik zurückgefallen, sagte Wolfgang U. Eckart (Heidelberg). "Die Forschung nutzte hier klar die ihr durch das totalitäre und rassistisch orientierte Herrschaftssystem des NS-Staates gewährten Freiräume tötender Forschung." Allerdings habe die Forschergruppe, so Eckart, etwa in der Vererbungslehre, der Physiologie, der Krebsforschung oder der Tropenmedizin auch spezifische Beiträge der DFG-gefördertern Forschungen zur modernen Fortentwicklung der Medizin registriert.

    Medizinische Verbrechen und konkrete Erkenntnisbeiträge waren teils unabhängig voneinander, teils in enger Verschränkung erkennbar, so dass wissenschaftliche Moderne und verbrecherische Perversion der Moderne unter den Bedingungen des totalitären NS-Staates in der Medizin nahe beieinander lagen. Die Ergebnisse der Heidelberger Gruppe sind zum Teil bereits in Monographien veröffentlicht oder stehen kurz vor der Publikation.

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart
    Wolfgang.Eckart@histmed.uni-heidelberg.de

    Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

    Irene Thewalt
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).