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26.09.2000 16:24

Chemnitz, eine Wiege des deutschen Automobilbaus - Autohistoriker treffen sich an Chemnitzer Uni

Hubert J. Gieß Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Eine der Wiegen des deutschen Automobilbaus stand in Chemnitz. Dort war bis 1945 die Auto Union ansässig, zu der die Luxusmarke Horch ebenso gehörte wie die Wagen von Audi, DKW und Wanderer. Das Archiv der Firma befindet sich noch immer in Chemnitz. Jetzt haben Historiker der Chemnitzer Uni die mehr als 270 Regalmeter voller Werbeprospekte, Plakate, technischer Zeichnungen, Fotos und Protokolle erstmals wissenschaftlich ausgewertet und erschlossen.

    In den dreißiger Jahren war sie nach Opel der zweitgrößte Autohersteller Deutschlands: Die Auto Union AG. In ihr waren die Firmen Wanderer, Horch, DKW und Audi zusammen geschlossen. Etwa jedes vierte deutsche Auto trug damals das Logo der Firma: vier ineinander verschlungene Ringe. Wagen der Auto Union brachen reihenweise Weltrekorde, und unter Kennern galten etwa die Horch-Luxuswagen einem Mercedes gegenüber als technisch weit überlegen. Sitz der Firma war Chemnitz, dort sowie in Zwickau und in einigen anderen Orten Südwestsachsens gab es damals sieben Fabrikationsstätten.

    Die vier ineinander verschlungenen Ringe schmücken heute Autos der Marke Audi - sie ist als einzige übrig geblieben. Die Audis werden freilich nicht mehr in Chemnitz und Zwickau gebaut, sondern im bayerischen Ingolstadt - dorthin war das Management der Firma kurz vor Kriegsende geflohen. Die Auto Union selbst existiert nicht mehr, sie wurde in den siebziger Jahren in Audi AG umbenannt und ist schon seit langem eine Tochterfirma von Volkswagen.

    Was Chemnitz von der untergegangenen Firma geblieben ist, sind die Archive: Rund 270 Regalmeter an Werbeprospekten, Plakaten, technischen Zeichnungen, Fotos, Werksleiter- und Fabrikationsprotokollen aus der Zeit vor 1945, darunter auch Material über den Einsatz von Zwangsarbeitern, befinden sich in der Außenstelle des Sächsischen Staatsarchivs. Dieses Material haben jetzt die Wirtschafts- und Sozialhistoriker Prof. Rudolf Boch und Dr. Martin Kukowski von der Chemnitzer Uni ausgewertet und die Ergebnisse in mehreren so genannten "Findbüchern" zusammengefasst. Finanziert wurde das Projekt von der Audi AG, das sächsische Innenministerium saß ebenfalls mit im Boot.

    Diese Findbücher wird Prof. Boch am 6. Oktober 2000 um 18 Uhr im Veranstaltungssaal der Sparkasse Moritzhof, Bahnhofstraße 51, in Chemnitz in einer

    Pressekonferenz

    vorstellen. Im Anschluss daran findet um 19 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion über die "Gegenwartstendenzen und Zukunft der Automobilindustrie" statt, an der neben dem sächsischen Innenminister Klaus Hardraht auch der in Chemnitz aufgewachsene Ex-VW-Chef Carl H. Hahn (sein Vater war Direktor bei der Auto Union), der ehemalige Daimler-Benz-Boss Edzard Reuter, der Chef von VW Sachsen, Dr. Jochem Heizmann, der Nestor der deutschen Industriesoziologie, Prof. Michael Schumann, und der Kulturwissenschaftler Dr. Hardwig Heine teilnehmen. Dazu sind alle Bürger herzlich eingeladen, der Eintritt ist selbstverständlich frei.

    Die Podiumsdiskussion ist Auftakt zu einer wissenschaftlichen Tagung, die am Samstag, dem 7. Oktober, von 9 bis 18.30 Uhr im Renaissance Chemnitz-Hotel stattfindet. Die Tagung ist Teil des Kulturfestivals "Chemnitzer Begegnungen", das in diesem Jahr unter dem Motto "mobile" steht. Dort werden rund ein Dutzend Forscher über die Geschichte, aber auch die Zukunft des Autos sprechen. War das Auto vor dem ersten Weltkrieg nur ein Spielzeug für Reiche, oder begann damals die Massenmotorisierung? Wie sah der Wettbewerb zwischen der Auto Union und Daimler Benz zwischen den beiden Weltkriegen aus? Lag die deutsche Autoindustrie damals gegenüber ihren europäischen und amerikanischen Konkurrenten technisch zurück? Wie haben sich die Ansprüche der Deutschen an ihr Auto in den vergangenen Jahrzehnten geändert und wie hat die Industrie darauf reagiert? Wie wird das Auto der Zukunft aussehen? Das sind nur einige der Fragen, die die Referenten in ihren Vorträgen behandeln werden. Die einzelnen Beiträge werden später auch in einem Buch veröffentlicht.

    Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Reichenhainer Str. 39, 09107 Chemnitz, Prof. Dr. Rudolf Boch, Tel. 0371/531-3921, Fax 0371/531-4065, E-mail: rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de


    Bilder

    406 Stundenkilometer fuhr der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1937 auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt - Weltrekord. Sein Wagen: Ein Auto Union. Diese alten Prospekte künden davon.
    406 Stundenkilometer fuhr der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1937 auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darms ...

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    Berge von Akten, Prospekten, technischen Zeichnungen: Fast 270 Meter Archivgut der Auto Union werteten die Chemnitzer Forscher aus. Im Bild: Dr Martin Kukowski.
    Berge von Akten, Prospekten, technischen Zeichnungen: Fast 270 Meter Archivgut der Auto Union wertet ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Maschinenbau, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    406 Stundenkilometer fuhr der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1937 auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt - Weltrekord. Sein Wagen: Ein Auto Union. Diese alten Prospekte künden davon.


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    Berge von Akten, Prospekten, technischen Zeichnungen: Fast 270 Meter Archivgut der Auto Union werteten die Chemnitzer Forscher aus. Im Bild: Dr Martin Kukowski.


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