Kartierungsphase des "Sprachatlas von Unterfranken" beginnt
Sechs Jahre lang waren sie in unterfraenkischen Doerfern unterwegs. Haben in 182 Orten unzaehlige Gespraeche gefuehrt. Und sind dabei zu Spezialistinnen der Dialektlehre geworden. Nun aber haben die drei Interviewerinnen die Erhebungen fuer den "Sprachatlas von Unterfranken" abgeschlossen: Die Kartierungsphase beginnt.
Bekanntlich ist der Regierungsbezirk Unterfranken noch ein weisser Fleck auf der dialektologischen Landkarte - diesem Missstand soll das Projekt "Sprachatlas von Unterfranken" abhelfen. Es ist Teil eines Forschungsverbundes, an dem neben Wuerzburg die Universitaeten Augsburg, Bayreuth, Erlangen und Passau beteiligt sind. Das Ziel: Es sollen Sprachatlanten fuer den gesamten Freistaat Bayern entstehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat nun die Foerderung des unterfraenkischen Projektes, das von Prof. Dr. Norbert Richard Wolf vom Institut fuer deutsche Philologie der Universitaet Wuerzburg geleitet wird, fuer weitere zwei Jahre bewilligt.
Fuer den Sprachatlas von Unterfranken wurde ueber den gesamten Regierungsbezirk ein Netz von Planquadraten mit sieben Kilometern Seitenlaenge gelegt. Pro Planquadrat wurde an einem Ort eine Befragung durchgefuehrt, so dass jetzt 182 Aufnahmeorte gezaehlt werden koennen. Der Fragenkatalog bestand aus etwa 2.000 Fragen zur Laut-, Formen- und Satzlehre der Mundarten sowie zum Wortschatz.
Die Befragungen wurden von drei ausgebildeten und, so Prof. Wolf, mittlerweile hochqualifizierten Interviewerinnen durchgefuehrt, die sich in jedem Ort etwa eine Woche aufhielten. Als Informanten kamen Personen der aelteren Generation in Frage, die in dem jeweiligen Ort zur Welt gekommen sind, sich den groessten Teil ihres Lebens dort aufgehalten haben und deren Eltern und Partner nach Moeglichkeit auch aus diesem Ort stammen.
Die Projekt-Mitarbeiterinnen schrieben die Antworten in Lautschrift mit und nahmen sie gleichzeitig auf Band auf, so dass UEberpruefungen des gesamten Materials jederzeit moeglich sind. Nun werden die ausgefuellten Fragebuecher noch einmal kontrolliert. Schliesslich wird das Material in den Computer eingegeben und ist dann sowohl fuer die Erstellung der Atlaskarten als auch fuer weitere Fragestellungen leicht abrufbar.
In der jetzigen Etappe des Projekts sollen bis zum Jahr 2004 allein in Wuerzburg sechs Atlasbaende entstehen, welche die wichtigsten Mundartphaenomene kartographisch darstellen. Weil ein Gebiet wie Unterfranken mundartlich reich gegliedert ist, wurde bereits eine Karte der "Sprachraeume in Unterfranken" erstellt, welche die vielfaeltige Kammerung veranschaulichen soll.
Auf eine Erscheinung macht Prof. Wolf besonders aufmerksam: In Unterfranken werden ostfraenkische und rheinfraenkische Dialekte gesprochen. Die Grenze zwischen beiden fuehrt als sogenannte Apfel/Appel-Linie durch den Spessart: OEstlich dieser Linie sagen die Menschen "Apfel", westlich davon hingegen ist vom "Appel" die Rede. Diese "Spessart-Barriere" gilt als eine der Hauptmundartgrenzen des deutschen Sprachraums. Dies sowie die Detailgliederung der unterfraenkischen Mundartraeume fuehrt die Karte "Sprachraeume in Unterfranken" eindrucksvoll vor Augen.
Kontakt: Prof. Dr. Norbert Richard Wolf, Telefon (0931) 888-5626, Fax (0931) 888-4616, E-Mail: nrwolf@germanistik.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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