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09.07.1996 00:00

Keine Sprachkenntnisse - keine Aufträge

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Keine Sprachkenntnisse - keine Auftraege

    Warum saechsischen Firmen lukrative Bestellungen durch die Lappen gehen?

    CHEMNITZ. "Brandmanager/in gesucht", so steht es in der Stellenanzeige. Na klar, auch die Feuerwehr braucht Fachleute. Fein, dass die jetzt auch Frauen einstellen. Doch da stutzt man: die Annonce stammt von einer Schuhfirma. Wozu die wohl einen Brandspezialisten brauchen? Und dann daemmert es langsam - die Firma sucht einen Markenspezialisten. "Brand", das kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie Marke bzw. Markenname. Das Beispiel macht deutlich: ohne Englisch geht nichts mehr in der Wirtschaft. Wer kein Englisch kann, macht's sich unnoetig schwer auf dem Arbeitsmarkt. Wie schwer, das haben jetzt Anglisten der Chemnitzer Uni (die Wissenschaftler, die sich mit der englischen Sprache und Literatur beschaeftigen) in einer grossangelegten Untersuchung in Sachsen erforscht.

    Mehr als 1000 Frageboegen verschickte die Arbeitsgruppe um Prof. Josef Schmied und seine Mitarbeiterin Marie-Luise Egbert dazu an Firmen aller Groessen und Branchen. Ziel der Umfrage, die in den Bezirken Chemnitz und Dresden der Industrie- und Handelskammern durchgefuehrt wurde: den Bedarf und die Sprachkenntnisse im Englischen in der Region festzustellen. Finanziert wurde sie vom Saechsischen Wissenschaftsministerium, das sich davon Empfehlungen fuer die kuenftige Sprachenpolitik verspricht.

    Hauptergebnis: Viele Unternehmen sind mit den Englischkenntnissen ihrer Mitarbeiter unzufrieden. Es sei dringend noetig, so die vorherrschende Meinung, die Aus- und Weiterbildung in Englisch zu verbessern. Immerhin fast jede dritte Firma gab an, Englischkenntnisse haeufig oder sehr haeufig zu benoetigen, ein weiteres Viertel mit mittlerer Haeufigkeit. Auch Franzoesisch war noch fuer jede zwanzigste und Russisch fuer jede dreissigste Firma wichtig, andere Sprachen landeten abgeschlagen auf den Raengen. Ganz anders dagegen sah es beim Grad der Sprachbeherrschung aus: Nur jeder vierte Firmenmitarbeiter konnte gut oder sehr gut Englisch, bei Russisch war es jeder zwoelfte, bei Franzoesisch jeder vierzigste und bei Spanisch jeder sechzigste. Die meisten Mitarbeiter hatten "ihre" Sprache in der Schule gelernt, die Haelfte ausserdem noch Sprachkurse besucht. Immerhin jeder Dritte gab an, seine Kenntnisse auch im Ausland vertieft zu haben. Die alte Kaufmannsweisheit scheint richtig zu sein: "Man kauft in seiner eigenen Sprache und verkauft in der Sprache des Kunden". Immerhin - jeder fuenften Firma naemlich war schon einmal ein Auftrag wegen mangelnder Sprachkenntnisse durch die Lappen gegangen. Gut moeglich also, dass es auch an den Sprachkenntnissen liegt, wenn nur jeder zehnte der befragten Betriebe einen Exportanteil von ueber 20 Prozent hatte. Viele Firmen haben jedoch das Manko erkannt. In jeder sechsten Firma koennen die Mitarbeiter an innerbetrieblichen Kursen teilnehmen, ein Viertel der Betriebe bezahlt den Mitarbeitern Sprachkurse, jede dritte gibt ihnen dafuer frei. Und immerhin eine von sieben Firmen leistet sich einen Dolmetscher oder UEbersetzer im Haus, etwa genauso viele nehmen die Dienste von entsprechenden freien Bueros in Anspruch.

    An die Politiker haben die Unternehmen daher direkte Forderungen: Schueler sollten bis zum Abi drei Fremdsprachen lernen, Azubis in den Berufsschulen immerhin noch zwei, meinte jede zweite befragte Firma. Und auch die Unis sind gefordert - vier von fuenf Firmen wollen das Sprachangebot fuer Hoerer aller Faecher gestaerkt wissen.

    Kontakt: Technische Universitaet Chemnitz-Zwickau, Philosophische Fakultaet, Lehrstuhl Englische Sprachwissenschaft, Reichenhainer Str. 39, 09126 Chemnitz, Prof. Dr. Josef Schmied, Tel. 03 71/5 31-42 26, Fax 03 71/5 31-42 33


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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