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18.11.1997 00:00

Auf Mammutjagd im Südschwarzwald

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Auf Mammutjagd im Suedschwarzwald

    Tuebinger Notgrabung zu den Lebensbedingungen des Neandertalers

    Ende letzter Woche ist nach zweieinhalb Monaten eine Notgrabung, die die urgeschichtliche Abteilung der Universitaet Tuebingen (Leitung: Prof. Nicholas Conard) in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Freiburg (Leitung: Rolf Dehn) durchfuehrte, zu Ende gegangen. In einem Kalksteinbruch bei Bollschweil suedlich von Freiburg, der von einem Zementwerk abgebaut wird, hat das international besetzte Tuebinger Archaeologenteam zahlreiche Tierknochen aus der letzten Eiszeit gefunden und geborgen, deren Alter in einer ersten Datierung auf 50.000 bis 100.000 Jahre angesetzt wird. Die Knochen stammen von Mammut, Wollnashorn, Pferd, grossen Rindern sowie einigen Kleintieren.

    Da auch mindestens fuenf eindeutig als "Artefakte" bestimmte Steinwerkzeuge gefunden wurden, ist ein Zusammenhang mit der gezielten Jagd der Tiere durch die damals in diesem Raum lebenden Neandertaler wahrscheinlich. Eine genaue Untersuchung der Knochenfunde in den archaeozoologischen Labors der Universitaet Tuebingen wird diese Frage klaeren. Damit waere der erste Nachweis von Mammutjagd durch Neandertaler in Sueddeutschland gefuehrt. Gleichzeitig werden durch das Projekt auch neue Erkenntnisse ueber die Anpassungsfaehigkeit des Neandertalers an schwierige Lebensbedingungen gewonnen, wie sie in der sogenannten "Mammutsteppe" waehrend der letzten Eiszeit herrschten, als die Alpengletscher am Oberrhein bis Schaffhausen reichten.

    Die Ausgrabung wurde gefoerdert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Geowissenschaftlichen Sonderforschungsbereichs 275, der sich mit den Zusammenhaengen von Klima und Umwelt in der Erdgeschichte beschaeftigt. Entdeckt hatten die Fundstelle zwei Hobbyarchaeologen (Rudolf Ritz aus Weil am Rhein und Emil Blattmann aus Freiburg). Zur Weiterfuehrung der Abbauarbeiten im Steinbruch wird das Ausgrabungsgelaende voraussichtlich zu Beginn des naechsten Jahres gesprengt. Die Tuebinger Archaeologen betonen, dass sie bei ihrer Ausgrabung wertvolle Unterstuetzung durch die Firma Koch, die das Zementwerk in Bollschweil betreibt, erhalten hat.

    Naehere Informationen: Prof. Dr. Nicholas Conard, Institut fuer Ur- und Fruehgeschichte und Archaeologie des Mittelalters, Schloss, 72074 Tuebingen, Tel.: (07071) 29-72416


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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