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12.05.1998 00:00

Spektakuläre Wanderung durch den Erdmantel

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    In China gibt es Gesteine, die den Ehrgeiz von Geowissenschaftlern auf Touren bringen: Sie wurden einst ungewoehnlich tief versenkt, befinden sich jetzt aber wieder an der Erdoberflaeche. Vor allem diese Verlagerung nach oben stellt die Forscher vor Raetsel.

    Die Gesteine, die im sogenannten Dabie Shan Orogen in Zentralchina gefunden wurden, sind laut Prof. Dr. Lothar Ratschbacher vom Institut fuer Geologie der Universitaet Wuerzburg an der Erdoberflaeche entstanden. Sie enthalten aber Minerale wie Diamant und Coesit - das weist darauf hin, dass diese Gesteine bis in den Erdmantel versenkt wurden, und zwar maximal in eine Tiefe von 120 Kilometern.

    "Spektakulaerer noch als diese Versenkung, die wir recht gut mit dem plattentektonischen Prozess der Subduktion erklaeren koennen, ist die Tatsache, dass diese Gesteine heute wieder an der Erdoberflaeche sind", sagt Prof. Ratschbacher. Als Erklaerung dafuer sei noch kein gesicherter Mechanismus gefunden worden. Wuerzburger Geowissenschaftler wollen sich nun in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefoerderten Projekt die Strukturen ansehen, welche die langsamen - es geht um Groessenordnungen von Millimetern pro Jahr -, ueber geologische Zeitraeume aber sehr effektiven Bewegungen in Gesteinen anzeigen. So wollen die Forscher herausfinden, wie die Gesteine wieder nach oben gekommen sind.

    Wurden die Gesteine vielleicht bei der Kollision des Sino-Koreanischen- und des Yangtze-Blockes entlang von Stoerungen vertikal gedehnt und durch Erosion freigelegt? Dann muessten sich ungeheure Mengen von Sedimenten - die Abtragungsprodukte der Erosion - im Umfeld des Dabie Shans befinden. Dafuer gibt es Hinweise, und zwar in Form des groessten fossilen Sedimentbeckens der Welt.

    Doch durch welche Mechanismen auch immer die chinesischen Gesteine ihre spektakulaere Reise durch die oberen Teile der Erde vollbracht haben: "Wir werden dies herausfinden", ist sich Prof. Ratschbacher sicher. Wir, damit ist eine internationale Gruppe gemeint: Wissenschaftler vom GeoForschungsZentrum in Potsdam werden zusammen mit chinesischen Kollegen geophysikalische Methoden anwenden, mit denen die Tiefenstruktur der Erde untersucht werden kann. Angehoerige der Universitaeten Wuerzburg und Potsdam untersuchen die Druck-Temperatur-Deformations-Zeit-Geschichte der Oberflaechengesteine und damit deren Vergangenheit. Schliesslich wollen die chinesischen Partner eine Tiefbohrung nach Oberpfaelzer Vorbild durchfuehren. Prof. Ratschbacher: "Wir hoffen allerdings, sie davon abbringen zu koennen, indem wir das Problem schon mit Techniken loesen, die von der Oberflaeche her anwendbar sind."

    Kontakt: Prof. Dr. Lothar Ratschbacher, Telefon (0931) 31-2580, Fax (0931) 31-2378, E-Mail: lothar@geologie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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