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25.03.2008 13:10

Tumorstammzellen: Die wirklich bösartigen Tumorzellen

Bernhard Knappe Vorstand
Wilhelm Sander-Stiftung

    Bisher sprachen Ärzte von "dem" bösartigen Tumor. Die den Tumor bildenden Tumorzellen wurden als uniforme Masse bösartiger Zellen betrachtet. Man nahm an, dass jede Tumorzelle gleich fähig wäre, unbegrenzt zu wachsen. Seit einigen Jahren weiß man, dass diese Vorstellung bei Leukämien, Hirntumoren, Brustkrebs und einer wachsenden Zahl von anderen Krebsarten wohl nicht zutrifft. Hier scheinen einige wenige Zellen, Tumorstammzellen genannt, das Verhalten des gesamten Tumors zu bestimmen. Man glaubt, dass diese Tumorstammzellen abgetötet werden müssen, um solche Tumoren auszumerzen. Die Gruppe um den Ulmer Krebsforscher Christian Beltinger hat sich zur Aufgabe gesetzt, solche Tumorstammzellen im Neuroblastom und dem Ewing-Sarkom, zwei bösartigen Tumorerkrankungen im Kindesalter, zu finden.

    Trifft das Konzept der Tumorstammzellen zu, dann kann das weitreichende Konsequenzen für das klinische Vorgehen haben. Es könnte sein, dass die Zahl und die Funktion der wenigen Tumorstammzellen im Tumor und seinen Metastasen für die Prognose, die Einteilung der Patienten in Gruppen mit hohem oder niedrigem Risiko, die Beurteilung des Therapieansprechens und das Wiederauftreten einer Tumorerkrankung ausschlaggebend sind. Vor allem aber könnte ein Tumor, der Tumorstammzellen enthält, nur dann erfolgreich therapiert werden, wenn auch die Tumorstammzellen abgetötet werden.
    Es verdichten sich die Hinweise, dass die sich langsam teilenden Tumorstammzellen vergleichsweise widerstandsfähig sind gegen herkömmliche Chemo- und Strahlentherapie, die bevorzugt sich schnell teilende Zellen trifft. Darüber hinaus besitzen Tumorstammzellen Pumpen, die Krebsmedikamente aus der Krebszelle transportieren, so dass diese nicht wirken können. Therapien, die auch die Tumorstammzellen treffen, ohne die Gewebestammzellen zu beeinträchtigen, müssen entwickelt werden.

    Bei Neuroblastomen und Ewing-Sarkomen vermutet man, dass sie aus stammzell-ähnlichen Zellen des normalen Gewebes, sog. Vorläuferzellen, entstehen. Diese normalen Vorläuferzellen besitzen einige Eigenschaften, die auch Tumorstammzellen auszeichnen. Jedoch stehen diese Eigenschaften beim Gesunden unter strenger Kontrolle, so dass kein Tumor entsteht. Könnte es sein, dass bei der Entstehung dieser Tumoren nur einige wenige Schranken niedergerissen werden müssen, damit diese Zellen schrankenlos wachsen können, also Tumorstammzellen werden? So spannend diese Frage für die Krebsforscher um Christian Beltinger ist, die wirkliche Bedeutung ihrer Forschung sehen sie in der Perspektive, die Risikoeinschätzung und die Therapie dieser Krebserkrankungen zu verbessern. Bis dahin ist jedoch noch viel vorklinische Arbeit im Labor notwendig.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Christian Beltinger, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm

    Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 150.000 €.
    Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

    Weitere Informationen: www.wilhelm-sander-stiftung.de


    Bilder

    In sog. Tumorsphären, also frei in Zellkulturflüssigkeit schwimmenden kugelförmigen Zellgebilden, können Tumorstammzellen experimentell angereichert werden. Das Bild zeigt eine Tumorsphäre eines Neuroblastoms.
    In sog. Tumorsphären, also frei in Zellkulturflüssigkeit schwimmenden kugelförmigen Zellgebilden, kö ...
    Quelle: Prof. Beltinger
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    In sog. Tumorsphären, also frei in Zellkulturflüssigkeit schwimmenden kugelförmigen Zellgebilden, können Tumorstammzellen experimentell angereichert werden. Das Bild zeigt eine Tumorsphäre eines Neuroblastoms.


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