Von Heidelberg über Tübingen nach Göttingen zog es so manche Studierende in früheren Zeiten. Um ihren Horizont räumlich wie wissenschaftlich zu erweitern, wählten die Studierenden von damals mehrere Studienorte. Und wie sieht es heute aus? Die Studierenden würden sich fragen, ob die Studien- und Prüfungsleistungen, die sie in den Modulen ihres Bachelor- oder Master-Studiengangs in Berlin erwerben, von den Hochschulen in Frankfurt oder Paris auch vollständig anerkannt werden und - wenn dies das einzige Entscheidungskriterium wäre - wahrscheinlich bleiben, wo sie sind.
Gut 110 Fach- und Führungskräfte bundesdeutscher Hochschulen diskutierten auf Einladung der HIS Hochschul-Informations-System GmbH und des Arbeitskreises Prüfungsverwaltung der bundesdeutschen Hochschulen beim "Forum Prüfungsverwaltung" Mitte März in Hannover die Auswirkungen der europaweiten Umgestaltung der Hochschullandschaft durch das Bachelor/Master-System - bekannt als "Bologna-Prozess" - sowohl auf die studentische Mobilität als auch auf die Prüfungsverwaltung.
Entwicklung der Mobilität von Studierenden in Zeiten von Bologna
Die Mobilität der Studierenden ist entgegen der Absicht, die die europäischen Bildungspolitiker in Bologna mit der Einführung des BA/MA-Systems angestrebt haben, schwach ausgeprägt - insbesondere im BA-Bereich. Dies verdeutlichten die Referenten Dr. Ulrich Heublein und Dr. Christoph Heine (beide HIS) auf der Grundlage aktueller HIS-Studien zur innerdeutschen und internationalen Mobilität von deutschen Studierenden.
Ein Grund, der neben privaten und organisatorischen Gründen die studentische Mobilität beeinflusst, ist die Anerkennung von Prüfungsleistungen, die die Studierenden an vorausgehenden Studienorten erbracht haben. Die innerdeutsche Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen sei oftmals problematisch, beschrieb Hermann Reuke, der als Geschäftsführer der Akkreditierungsagentur ZEvA einen guten Überblick über die Ausgestaltung von Modulen eines Studienfaches an unterschiedlichen Studienorten hat.
Veränderungen in den Prüfungsverwaltungen
Durch die Einführung des BA-/MA-Systems haben sich die Strukturen, Aufgabenspektren und Arbeitsbelastungen in den Prüfungsverwaltungen verändert. Eine bisher einmalige bundesweite Befragung mit 106 Antworten von Hochschulleitungen und 396 Antworten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Prüfungsverwaltungen zeigt dies auf. Ihre Ergebnisse wurden bei dem Forum erstmals vorgestellt. "Durch den Bologna-Prozess und den verstärkten IT-Einsatz hat sich das Aufgabenspektrum der Prüfungsverwaltung erweitert. Hierdurch entsteht ein verändertes Berufsbild", so Dr. Lars Degenhardt, der als Leiter des Kompetenzzentrums Prüfungsverwaltung bei HIS diese Studie mit durchgeführt hat.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich erfreut darüber, auf der Grundlage der Studie ein Gesamtbild über die Organisation der Prüfungsverwaltung an deutschen Hochschulen zu erhalten und sich im Bezug darauf selber verorten zu können, etwa bei der Frage der Zentralität bzw. Dezentralität der Prüfungsverwaltung oder der Zuständigkeit von Personen für Studiengänge.
Wechselwirkungen zwischen studentischer Mobilität und der Organisation von Prüfungsverwaltungen
Doch welchen Einfluss kann die Prüfungsverwaltung auf die studentische Mobilität haben? Im Rahmen einer Open Space-Phase erörterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbstorganisiert und mit großem Engagement verschiedene Aspekte studentischer Mobilität und die Konsequenzen dieser Überlegungen für die Tätigkeit der Prüfungsverwaltungen. "Die Breite des Teilnehmerkreises ermöglichte es hierbei, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren. Zusätzlich wurde die Gelegenheit zum kollegialen Austausch und zur Erweiterung des beruflichen Netzwerks vielfach genutzt", resümiert Birga Stender als Mitorganisatorin des Forums.
Diskutiert wurde beispielsweise, dass die Prüfungsverwaltung selbst an den meisten Hochschulstandorten kaum zu einer Verbesserung der studentischen Mobilität beitragen könne. Vielmehr sei die Gestaltung von Studien- und Prüfungsordnungen eine Schaltstelle und ebenso wichtig seien die Lehrenden selbst, die konkret mit der Anerkennung befasst sind. Auch sei zu hinterfragen, ob studentische Mobilität überhaupt ein Wert an sich sei und ob von den Hochschulen diese Mobilität angestrebt wird, wenn man an Profilierung oder Finanzierung nach Outputkriterien wie 'Absolventen in der Regelstudienzeit' denkt.
Zusammenfassung und Ausblick zur Tagung
"Wir freuen uns über die unerwartet hohe Resonanz auf das Tagungsthema und das durchgängig positive Echo auf die Veranstaltung", fasste Michael Schulz als Vertreter des Arbeitskreises Prüfungsverwaltung zusammen. Die Hochschulen und deren Prüfungsverwaltungen stehen im Zuge des Bologna-Prozesses vor großen organisatorischen und technischen Aufgaben und sind sich dessen auch bewusst. Die Arbeit von HIS trägt über das Kompetenzzentrum Prüfungsverwaltung zu einer Vernetzung zwischen den Prüfungsverwaltungen bei und unterstützt diese bei der Optimierung ihrer Organisationsstrukturen und Prozesse.
Nähere Informationen:
Dr. Lars Degenhardt
Telefon + 49 (0)511 1220-336
degenhardt@his.de
Birga Stender
Telefon + 49 (0)511 1220-141
stender@his.de
Pressekontakt:
Theo Hafner
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jmueller@his.de
Über HIS
Die HIS Hochschul-Informations-System GmbH unterstützt die Hochschulen und ihre Verwaltungen sowie die staatliche Hochschulpolitik als Dienstleister im Bemühen um eine effektive Erfüllung ihrer Aufgaben. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Aktivitäten
o als Softwarehaus der Hochschulverwaltungen
o im Sektor Hochschulforschung in Form von empirischen Untersuchungen und anderen Expertisen
o im Bereich Hochschulentwicklung mit den zentralen Themenfeldern Hochschulmanagement, Hochschulorganisation und Hochschulbau
http://www.his.de/publikation/seminar/Forum_Pruefungsverwaltung_032008 - Dokumentation der Beiträge zum "Forum Prüfungsverwaltung"
HIS-Veranstaltung "Forum Prüfungsverwaltung" am 12./13. März 2008
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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