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27.03.2008 09:22

Neues Buch zur Werteerziehung in der Schule erschienen

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    2007 startete die bayerische Staatsregierung eine "Werteinitiative" an Schulen; im selben Jahr führte das Land Nordrhein-Westfalen "Kopfnoten" in den Kategorien Arbeits- und Sozialverhalten ein: Die Vermittlung von Werten wird immer mehr zu einer Aufgabe der Lehrer. Doch wie kann und soll Werteerziehung in einer pluralen Gesellschaft erfolgen? Vorschläge dazu gibt ein Buch, das Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Karlsruhe herausgegeben haben. Der Band zeigt theoretisch und in einem knappen Dutzend Unterrichtsbeispielen, dass Werteerziehung nicht (allein) Aufgabe von Religions- oder Ethikunterricht ist.

    Eines stellt Professor Dr. Volker Ladenthin direkt klar: "Die Schule soll nicht zu Werten erziehen - welche sollten das in einer pluralen Gesellschaft auch sein? Es geht um die Erziehung zum Werten: Der Unterricht soll die Schüler befähigen, sich mit unterschiedlichen Wertvorstellungen auseinanderzusetzen und sich bewusst zu entscheiden, sie anzunehmen oder abzulehnen. Das ist eine Aufgabe, die alle Fächer betrifft."

    Um zu zeigen, wie das funktionieren kann, haben sich der Bonner Erziehungswissenschaftler und der Karlsruher Pädagogik-Professor Jürgen Rekus mit Lehrern ganz unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen gesetzt. Herausgekommen ist ein Buch mit einem knappen Dutzend Unterrichtsbeispielen. Der rote Faden, der sie durchzieht, ist die Frage: Welches Rüstzeug kann Fachunterricht Schülern mitgeben, sich in einer pluralen Gesellschaft für oder auch gegen bestimmte Werte zu entscheiden? "Es ist ja nicht so, dass es heute Werte fehlen - im Gegenteil", betont Jürgen Rekus. "Das Problem besteht eher darin, dass es eine Fülle von Werten gibt, die in Konkurrenz zueinander stehen."

    Dieser Konflikt zeigt sich beispielsweise beim Thema Rauchen: Vor allem in der Pubertät sind Anerkennung und Gruppenzugehörigkeit extrem wichtig. In Konkurrenz dazu steht der Wert "Gesundheit". Das "Kräfteverhältnis" dieser Werte verschiebt sich mit dem Alter: Gruppenzugehörigkeit wird weniger bedeutend, Gesundheit ein immer wichtigeres Thema. Das spiegelt sich auch statistisch wider: Wer mit 18 noch nicht der Nikotinsucht anheim gefallen ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch in späteren Jahren davor gefeit. Indem Schüler sich im Mathematikunterricht mit Statistiken zum Einstiegsalter von Rauchern beschäftigen, können sie diesen Wertekonflikt identifizieren - und selbst Stellung beziehen. Dabei erarbeiteten sie sich im Idealfall nicht nur überzeugende Argumente gegen das Rauchen. Sie lernen auch den Wert der Prozent- und Wahrscheinlichkeitsrechnung an einem konkreten Beispiel schätzen.

    Schöner Nebeneffekt: Ein Unterricht, der die Frage "Warum muss ich das denn lernen" überzeugend beantwortet, ist viel motivierender, als wenn in den Stunden aus Sicht der Schüler nur "l'art pour l'art" betrieben wird. "Uns geht es aber nicht um einen motivationspsychologischen Trick", betont Ladenthin. Die Beispiele zeigen, wie Lehrer Werteerziehung in ihren Unterricht implementieren können. Dass klappt auch in der Praxis: Sämtliche Entwürfe wurden bereits an Schulen erprobt.

    Werterziehung als Qualitätsdimension von Schule und Unterricht. Volker Ladenthin/Jürgen Rekus (Hg.). Aschendorff Verlag Münster

    Kontakt:
    Professor Dr. Volker Ladenthin
    Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Bonn
    Abteilung Bildungswissenschaft
    Telefon: 0228/73-7615
    E-Mail: v.ladenthin@uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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