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07.04.2008 10:54

Förderung des Auslandsstudiums steigert Arbeitsmobilität: Studie zieht positive Bilanz des ERASMUS-Programms

Holger Hinte Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

    Politikmaßnahmen zur Schaffung grenzüberschreitend integrierter Arbeitsmärkte in Europa und zur Anwerbung qualifizierter ausländischer Arbeitskräfte erlangen immer größere Bedeutung, sind bislang aber oft nur mäßig erfolgreich. Eine bemerkenswert positive Wirkung erzielt allerdings das ERASMUS-Programm der Europäischen Union zur Förderung des Auslandsstudiums, das die Bereitschaft zur innereuropäischen Arbeitsmobilität um bis zu 20 Prozent vergrößert und auf diese Weise positive wirtschaftliche Effekte erzielt. Dies geht aus einer heute vom Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlichten Studie (http://ftp.iza.org/dp3430.pdf) hervor.

    Zahlreiche Länder wie die USA, Japan oder Großbritannien betreiben bereits seit langem gezielte Förderprogramme, um Jungakademikern attraktive Möglichkeiten zum Auslandsstudium zu bieten und so die Arbeitsmarktdynamik und -flexibilität zu steigern. Die EU reagierte 1987 mit der Einführung des ERASMUS-Programms, in dessen Rahmen bislang bereits rund 1,7 Millionen besonders qualifizierte Studierende gefördert wurden - darunter fast 265.000 aus Deutschland. Neben der Erstattung der Studiengebühren im Ausland erhalten die Teilnehmer einen monatlichen Mobilitätszuschuss, der gerade finanziell schwächeren Studenten ein Auslandsstudium erst ermöglicht. Die von den Ökonomen Matthias Parey (University College London und IZA) und Fabian Waldinger (London School of Economics) erarbeitete Studie belegt, dass ERASMUS durch die Überwindung finanzieller und bürokratischer Hürden signifikant dazu beiträgt, die Bereitschaft zum Studium im Ausland zu erhöhen. Dadurch wiederum vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit, auch eine berufliche Laufbahn im Ausland anzustreben. Resultat der Initiative ist eine messbar und nachhaltig höhere grenzüberschreitende Mobilität der ERASMUS-Absolventen.

    Die Wissenschaftler untersuchten anhand von Daten der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS), in denen Informationen zur Berufslaufbahn von Studenten mit akademischer Auslandserfahrung gesammelt werden, ob und wie sich der Gastaufenthalt auf die Entscheidung auswirkt, nach dem Studium einen Berufseinstieg im Ausland zu wählen. Um feststellen zu können, ob tatsächlich das Auslandsstudium und nicht andere Faktoren eine Erhöhung der Arbeitsmarktmobilität bewirken, analysierten die Experten zudem, welche Veränderungen der Mobilitätsintensität in der Zeit vor und nach Einführung des ERASMUS-Programms zu verzeichnen waren. Die Forschungsarbeit ergibt, dass ein Auslandssemester die Wahrscheinlichkeit für eine Berufslaufbahn im Ausland um 15 bis 20 Prozent erhöht.

    Auch bei der Motivation für eine Karriere im Ausland unterscheiden sich ERASMUS-Absolventen von anderen im Ausland tätigen Arbeitnehmern: Oft sind für sie das Interesse an fremden Kulturen und persönliche Bindungen ins Gastland entscheidender als rein wirtschaftliche Erwägungen. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass es viele ERASMUS-Studenten beruflich wieder ins Zielland des vorausgegangenen Auslandsstudiums zieht. Im Übrigen geht aus der Studie hervor, dass eine überwältigende Mehrheit der Studenten, die im europäischen Ausland studiert haben, später auch in Europa arbeitet. Das ERASMUS-Programm trägt demnach stark dazu bei, das Ziel eines integrierten europäischen Binnenarbeitsmarktes zu erreichen.

    Gleichzeitig kann durch die höhere Mobilität qualifizierter Fachkräfte eher sichergestellt werden, dass diese ihre Fähigkeiten und Innovationskraft dort zur Verfügung stellen, wo dies wirtschaftlich am sinnvollsten ist. Ein regionaler Mangel an Fachkräften, wie er sich derzeit nicht nur in Deutschland abzeichnet, kann durch ein größeres Maß an Arbeitsmobilität leichter aufgefangen werden - zum Vorteil aller Beteiligten und mit positiven Auswirkungen auch auf die Beschäftigungschancen von Problemgruppen der nationalen Arbeitsmärkte. "Mobilität sollte schon zu Studienzeiten verstärkt gefördert werden. Das erspart kostspielige Anreize im weiteren Verlauf des Berufslebens und sorgt für den größtmöglichen ökonomischen Nutzen. Die Forschungsergebnisse zeigen, wie sinnvoll eine solche Strategie ist", so IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann anlässlich der Vorstellung der neuen Studie.

    Der Volltext der Studie ist kostenlos über die IZA-Homepage abrufbar.

    M. Parey/F. Waldinger, Studying Abroad and the Effect on International Labor Market Mobility: Evidence from the Introduction of ERASMUS. IZA Discussion Paper No. 3430, April 2008.

    Pressekontakt:

    Matthias Parey
    Institute for Fiscal Studies (IFS)
    7 Ridgmount Street
    London WC1E 7AE
    United Kingdom
    Tel.: +44 (0) 20 7291 4800
    E-Mail: m.parey@ucl.ac.uk


    Weitere Informationen:

    http://ftp.iza.org/dp3430.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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