Politik ebnet Weg für flächendeckende Einführung des AGnES-Konzeptes
Am 14. März wurde im Deutschen Bundestag im Zuge des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes eine Ergänzung im SGB V, § 87 verabschiedet. Damit wird der Bewertungsausschuss der Kassen und KBV beauftragt, mit Wirkung zum 1. Januar 2009 eine Vergütungsregelung für ärztlich angeordnete Leistungen in der Häuslichkeit der Patienten zu treffen. Mit dieser Änderung wurde ein Vorschlag der Arbeitsgruppe AGnES aufgegriffen, an der insbesondere Vertreter der Sozialministerien aller neuen Bundesländer beteiligt sind.
Das AGnES-Konzept (AGnES = Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische Intervention) wurde seit 2005 vom Institut für Community Medicine der Universität Greifswald entwickelt und in mehreren Projekten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt erprobt. Die Projekte wurden zum größten Teil aus dem Europäischen Sozialfonds und Mitteln der jeweiligen Bundesländer finanziert. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind auch die Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen finanziell und inhaltlich beteiligt.
Das Konzept basiert auf der Delegation hausärztlicher Leistungen an nichtärztliches Praxispersonal (Gesundheits- und Krankenpfleger, medizinische Fachangestellte, Arzthelferinnen) insbesondere von Hausbesuchen bei Patienten. Das Konzept wurde speziell für Regionen, die von hausärztlicher Unterversorgung bedroht sind, entwickelt. Außer der Abkürzung, die an eine populäre Fernsehfigur der 1970er Jahren erinnert, hat das AGnES-Konzept keine strukturellen Gemeinsamkeiten mit der Gemeindeschwester aus DDR-Zeiten.
Bisher waren über 1.000 Patienten, 44 Hausärzte und 40 Krankenschwestern und Arzthelferinnen an den Praxisprojekten beteiligt; insgesamt wurden etwa 5.500 Hausbesuche durchgeführt. Die Ergebnisse sind durchweg positiv und zeigen eine hohe Akzeptanz des Konzeptes bei den beteiligten Ärzten und Patienten.
Wesentliches gesundheitspolitisches Ziel des AGnES-Konzeptes ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Delegation medizinischer Tätigkeiten durch den Arzt an dafür qualifizierte Mitarbeiter und damit die stärkere Einbeziehung nichtärztlicher Gesundheitsberufe in die Versorgungskonzepte. Dieses ist gemeinsames Ziel der großen Koalition in Berlin und wird ausdrücklich von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Bundesärztekammer unterstützt.
Durch die aktuell erfolgte Gesetzesänderung können qualifizierte Mitarbeiter des Praxisteams Aufgaben im medizinischen Bereich und auch Hausbesuche auf Anordnung des Hausarztes übernehmen.
Durch AGnES wird keine neue Struktur in der medizinischen Versorgung geschaffen, sondern im Gegenteil durch die Qualifizierung von Mitarbeitern in der Hausarztpraxis einer Doppelstruktur effektiv entgegengewirkt. Nach den erfolgreichen Modellversuchen und der Schaffung der gesetzlichen Grundlagen steht nun die Einführung von AGnES in die Regelversorgung unmittelbar bevor.
Ansprechpartner Universitätsklinikum Greifswald
Institut für Community Medicine
Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health
Ellernholzstraße 1-2, 17475 Greifswald
Projektleitung: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH
T +49 3834 86-77 50
E wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de
Wissenschaftliche Koordination
Dr. rer. med. Neeltje van den Berg
T +49 3834 86-77 71
E neeltje.vandenberg@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/icm/institut.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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