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16.10.2000 14:47

"Das Wort sie sollen lassen stan" Ost-West-Sprachgebrauch - Zehn Jahre nach der Wende

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Seit 1993 findet anlässlich der traditionellen Festsitzungen des Akademischen Senates der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg jedes Jahr zum Reformationstag eine öffentliche Disputation zu einem aktuellen Thema der Zeit statt. Diesmal geht es um den Sprachgebrauch in Ost und West nach 1989 - ein Problem, das schon oft thematisiert, aber noch längst nicht gelöst oder gar erschöpfend behandelt ist. Namhafte Sprachexperten aus beiden Teilen des wieder vereinigten Landes wollen in friedlichem Streitgespräch deutsch-deutsche Spracherfahrungen zehn Jahre nach der Wende analysieren.
    Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, dem 31. Oktober 2000, um 15.00 Uhr in der Stiftung LEUCOREA zu Wittenberg, Collegienstraße 62.

    Zu diesem aufschlussreichen und anregenden Meinungsaustausch sind alle Vertreter der Medien sowie die interessierte Öffentlichkeit in die Lutherstadt herzlich eingeladen.

    Veränderungen des Sprachgebrauchs in den neuen Bundesländern seit 1989 bis in die unmittelbare Gegenwart stehen im Mittelpunkt der Disputation, zu der auch Unirektor Prof. Dr. Wilfried Grecksch und Wittenbergs Oberbürgermeister Eckard Naumann eingeladen sind. Moderation und Leitung liegen in den Händen von Prof. Dr. Ingrid Kühn. Die anerkannte Sprachwissenschaftlerin und -forscherin vom Institut für Germanistik der Universität befasst sich seit geraumer Zeit eingehend mit der deutschen Sprache im Wandel der Zeit. Sie wird die Disputanten zu den unterschiedlichsten Problemlagen der deutschen Sprache im vereinten Vaterland befragen. Einige der anstehenden Fragen lauten:

    Ist der Sprachgebrauch der BRD die Norm und die DDR-Sprachverwendung die Abweichung? Wie fühle ich mich in meinem Land?
    Fühle ich mich in meiner Sprache wohl?

    Mit dem Vers "Das Wort sie sollen lassen stan" aus der vierten Strophe in Luthers Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" leitet als erster Disputant Altgermanist Prof. Dr. Hans-Joachim Solms im Rahmen seines Beitrages über "Martin-Luther und die deutsche Sprache" vom historischen Ort der Stiftung LEUCOREA in die Gegenwart über.
    Der Direktor des Institutes für deutsche Sprache in Mannheim, Prof. Dr. Gerhard Stickel, wird Beispiele ost- und westdeutscher Spracheinstellungen benennen. Zu den prominenten Rednern gehört auch Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser von der Universität Frankfurt am Main, bestens bekannt durch das regelmäßig verkündete Unwort des Jahres - beispielsweise "Rentnerschwemme", "antifaschistischer Schutzwall", "Wohlstandsmüll". Über die vielfältigen Spracherfahrungen ostdeutscher Bürger referiert Prof. Dr. Ulla Fix (Universität Leipzig); als Vertreterin der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) wird Redakteurin Ute Albersmann über eigene Erlebnisse beim Ost-West-Zusammenschreiben in dem reformierten SED-Organ "Freiheit" berichten.

    Wie hört sich die Sprache in den blühenden Landschaften an?
    Wer spricht das wahre Deutsch?
    Hat der Broiler eine Überlebenschance?
    Gibt es eine "ostdeutsche" Identität oder eine westdeutsche "Prestige-Varietät"?

    Ost-West-Befindlichkeiten, wie sie sich in der gemeinsamen Sprache spiegeln, sollen ausgelotet werden. Das bis heute Trennende gilt es dingfest zu machen. Die Disputanten wollen Hörer, Leser und Sprecher für diese Fragen sensibilisieren und Wege zu wechselseitigem Verständnis suchen, wo diese noch immer fehlen.

    Ansprechpartner:

    Germanistisches Institut der Martin-Luther-Universität
    Prof. Dr. Ingrid Kühn
    Tel.: (0345) 552 36 12
    Fax: (0345) 552 70 67
    E-Mail: kuehn@germanistik.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.verwaltung.uni-halle.de/Tagungen/tag2000.htm#Disputation


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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