idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.04.2008 10:23

Rund 500.000 Mal klingelte das Notruf-Telefon: 40 Jahre Giftnotruf an der Universitäts-Kinderklinik

Dr. Inka Väth Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Seit 40 Jahren berät die Informationszentrale gegen Vergiftungen am Zentrum für Kinderheilkunde rund um die Uhr kostenlos bei akuten Vergiftungsfällen. Mehr als 26.000 Bürger und medizinisches Fachpersonal nutzen inzwischen im Jahr diesen Service des Universitätsklinikums Bonn, der einzige dieser Art in Nordrhein-Westfalen. "Neben Beratung und Information ist unsere Hauptaufgabe, die Gefahren für die Bevölkerung zu minimieren und Fehlbehandlungen, unnötige Krankenhausaufenthalte oder überflüssige Einsätze der Rettungsdienste zu vermeiden", sagt der Leiter der Giftnotrufzentrale Professor Dr. Michael Lentze.

    Seit ihrem Bestehen stand die Bonner Giftnotrufzentrale bereits rund 500.000 Mal Ratsuchenden bei allen Fragen zu Vergiftungen bis hin zur Vergiftungsprophylaxe zur Seite. Mehr als jeder zweite Anruf betrifft Kinder. "Meistens können wir innerhalb von ein paar Minuten entscheiden, was zu tun ist", sagt Ärztin Dr. Carola Seidel, stellvertretende Leiterin der Giftnotrufzentrale. Bei einem akuten Vergiftungsfall rät sie den Eltern Ruhe und Nerven zu bewahren. Wichtig sei als Erstes eine Schadensbegrenzung. Also Mund ausspülen und Hände waschen, damit kein weiteres Gift in den Magen gelangt. Denn ob etwas giftig wirkt oder nur leichte Beschwerden verursacht, entscheidet meist die eingenommene Menge. Erst dann sollen die Eltern die Giftzentrale unter der Telefonnummer 0228/19240 anrufen.

    Medikamente und Chemikalien beispielsweise in Hausputzmitteln stellen das höchste Risiko für Kinder dar. Aus Erfahrung weiß Seidel, dass Kinder auch gerne rote Beeren essen. Die Beeren des Aronstabs gehören hier zu den Gefährlichsten. Von roten Vogelbeeren bekommt das Kind dagegen höchstens Bauchweh und Durchfall. "Natürlich gehen wir immer zuerst vom schlimmsten Fall aus. Trotzdem erfragen wir im Telefongespräch, was eigentlich passiert ist. Denn manchmal übertreiben Eltern aus Sorge um ihr Kind", erklärt Seidel. Trinkt ein Kind wirklich ein ganzes Fläschchen Rasierwasser, obwohl es eklig schmeckt? Hat das Kind sich eventuell nur von oben bis unten mit den roten Beeren beschmiert und vielleicht keine einzige probiert? Diese Detektivarbeit erfordert von Expertin Seidel und ihren Kollegen viel Fingerspitzengefühl, denn die Eltern sind oft in Panik und sehr ungeduldig. "Aber es ist wichtig Stress, oder sogar einen unnötigen Krankenhausaufenthalt zu vermeiden", betont Seidel. Meistens können die Eltern das Kind zu Hause behandeln und manchmal ist einfach gar nichts Schlimmes passiert.

    Ein Anruf lohnt sich immer

    Eine Jugendliche isst drei Päckchen Kreide pro Tag. "Das ist im Grunde nicht gefährlich. Doch wir fragten uns, warum tut sie das", erzählt Seidel. Die Giftnotrufzentrale gab dem behandelnden Arzt den Hinweis auf eine mögliche durch Eisenmangel ausgelöste Essstörung. Nach Eisenzugabe aß die Patientin keine Kreide mehr. Nicht der einzige Fall, bei dem die Giftnotrufzentrale Querdiagnosen im Auge haben muss. So hatte eine Patientin nach Versprühen eines Insektenschutzmittels Symptome, die nicht zur Toxizität des Mittels passten. Auf Rat der Giftnotrufzentrale wurde nach weiteren Ursachen gesucht und ein Schlaganfall diagnostiziert. Oder ein älterer Mann hatte ein akutes Leber- und Nierenversagen, da Blutgerinnsel die großen Bauchgefäße verschlossen und dadurch die Organe zu wenig durchblutet wurden. "Zwar hatte der Patient einige Tage vorher Pilze im Restaurant gegessen, doch Pilze sind nicht immer der Übeltäter", sagt Seidel.

    Wertvolle Informationen finden Ratsuchende auf der Internetseite der Informationszentrale gegen Vergiftungen: http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale

    Kontakt für die Medien:
    Dr. Carola Seidel
    Stellvertretende Leiterin der Informationszentrale gegen Vergiftungen NRW
    Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn
    Telefon: 0228/287-33219 oder 0228/287-33211
    E-Mail: carola.seidel@ukb.uni-bonn.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).