Mit der Ringvorlesung suchen die Veranstalter den Kontakt zur Öffentlichkeit - Rituale sind in den Gesellschaften aller Kulturen zu finden - Alte Rituale stoßen im Konfliktfall mitunter auf Gegen-Rituale - Interdisziplinärer Arbeitskreis Ritualdynamik thematisiert auch die merkwürdigen Ritualpraktiken ferner und fremder Kulturen
An der Universität Heidelberg beginnt in diesen Tagen die Ringvorlesung "Riten und Rituale im Leben der Kulturen" des Wintersemesters 2000/2001. Rituale sind in den Gesellschaften aller Kulturen zu finden und spielen - ob in religiöser oder in weltlicher Bedeutung - eine besondere Rolle in der symbolischen Ausgestaltung der kollektiven Bild- und Vorstellungswelt. Eheschließungen, Grundsteinlegungen, Gedenkreden zu bestimmten politischen Anlässen, Jubiläumsfeiern, die Einweihung eines Denk- oder Mahnmals: fehlt die rituelle, mit allerlei attraktiven Zeichen, Gesten und Klängen ausgestattete Inszenierung, so bleiben solche Ereignisse ohne die Weihe und Feierlichkeit, die in den Augen moderner Ritualkritiker nichts anderes als fauler Zauber sind.
Auch das gehört also zur Geschichte der Rituale, sie sind selten unumstritten, was auch damit zu tun hat, dass sie zumeist mit dem Anspruch auftreten, sie seien als Medien gesellschaftlicher Kontrolle unersetzbar. Alte, schon zur Gewohnheit gewordene Rituale stoßen im Konfliktfall mitunter auf Gegen-Rituale, die dann zu jenen drastischen Veränderungen führen, die der Begriff "Ritualdynamik" zum Ausdruck bringen will.
Diese Dynamik in verschiedenen Kulturen zu untersuchen, hat sich seit einiger Zeit eine Gruppe Heidelberger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen zur Aufgabe gemacht. Mit der Ringvorlesung "Riten und Rituale im Leben der Kulturen" des Wintersemesters 2000/2001 sucht diese Gruppe, deren Arbeit vom Wissenschaftsministerium des Landes gefördert wird, nun den Kontakt mit der Öffentlichkeit. Neben den grundsätzlichen Fragen nach Begriff, Theorie, Nutzen und Kritik der Rituale kommen in dieser Vorlesungsreihe ausführlich auch die sehr merkwürdigen Ritualpraktiken ferner und fremder Kulturen (Ägypten, Japan, Indien, Nepal, Tibet) zur Sprache.
Rückfragen bitte an:
Interdisziplinärer Arbeitskreis Ritualdynamik
Sprecher: Prof. Dr. Dietrich Harth
Germanistisches Seminar der Universität Heidelberg
Tel. 06221 543207 oder 712426, Fax 543255
harth@uni-hd.de
oder:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Ringvorlesung im Wintersemester 2000/2001
26. Okt.
Ritus und Ritual im öffentlichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch
Burckhard Dücker und Dietrich Harth (Literaturwissenschaft)
2. Nov.
Ritual und Bedeutung: Überlegungen zu einer ethno-indologischen Debatte
Alexander Henn (Ethnologie)
9. Nov.
Kosmische und kulturelle 'Fremdheit' im rituellen imaginaire der ägyptischen Spätzeit (6. Jh. v. - 2. Jh. n. Chr.)
Robert Meyer (Judaistik)
16. Nov.
Totenriten im alten Ägypten
Jan Assmann (Ägyptologie)
23. Nov.
Der Witz im Ritual: Zur Förmlichkeit ritueller Handlungen
Axel Michaels (Klassische Indologie)
30. Nov.
Nach dem Fall - Die Jugendweihe im vereinten Deutschland
Micha Brumlik und Inga Pinhard (Erziehungswissenschaften)
7. Dez.
Unterwerfung, Tränen und Hundetragen. Ritual und Herrschaft im ottonisch-salischen Reich
Stefan Weinfurter (Mittlere Geschichte)
14. Dez.
Die transformative Kraft ritueller Performanz: Die Gründung einer Neuen Religion in Japan
Klaus-Peter Köpping (Ethnologie)
21. Dez.
Rituelle Symbolik und Rechtswissenschaft im Kampf zwischen Kaiser und Papst. Friedrich Barbarossa und der Konflikt um die Bedeutung von Ritualen
Jürgen Miethke (Mittlere Geschichte)
11. Jan.
Ritual - Mimesis - Performanz
Christoph Wulf (Erziehungswissenschaften)
18. Jan.
Ritual Healing in the Central Himalayas
William S. Sax (Ethnologie am SAI)
25. Jan.
Männerbund und Ritual. Stationen einer Faszinationsgeschichte
Ulrike Brunotte (Vergleichende Religionswissenschaften)
1. Feb.
Der Kotau der Mächtigen - Zur Globalisierung des Rituals öffentlicher Entschuldigung
Franz Maciejewski (Soziologie)
7. Feb.
Sterben Tibeter anders? Kulturvergleichende Betrachtungen zur entlastenden Funktion von Ritualen in der Sterbebegleitung
Eva Saalfrank (Medizinische Psychologie)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).