Nr. 145
Die Sozialraumanalyse ergründet, wer sich warum wo weiterbildet
RUB-Forscher stellt fest: Nähe ist entscheidend
Vom Computerlehrgang bis zum Töpferkurs ist im Programm von VHS und Familienbildungsstätten eigentlich für jeden was dabei. Aber nicht jeder geht hin. Die Frage, wer warum teilnimmt und wer es warum nicht tut, beschäftigt Bildungsforscher um Prof. Dr. Jürgen Wittpoth und PD Dr. Michael Schemmann (Lehrstuhl Erwachsenenbildung, Institut für Pädogogik der Ruhr-Universität). Ihre These: Neben dem sozialen Status zählen auch die räumliche Nähe zur Weiterbildungseinrichtung und viele weitere Faktoren bis hin zur mentalen Zugehörigkeit zu einem Stadtviertel. Über ihre Forschung berichtet RUBIN, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.
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Raum ist von Bedeutung
Eine Auswertung der Belegdaten der Bochumer Volkshochschule förderte Überraschendes zutage: Die weitaus meisten Teilnehmer von VHS-Kursen kamen nicht wie erwartet aus Stadtteilen mit durchschnittlichem oder besserem Sozialstatus, sondern aus, gemessen an Bildung und Einkommen, unterdurchschnittlichen Vierteln. Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt, dass die meisten Teilnehmer aus den Vierteln stammen, die der VHS am nächsten liegen - und die liegt nun mal in der Innenstadt, nicht dem besten Bochumer Viertel. Daten der Familienbildungsstätten brachten ähnliche Ergebnisse. Besonders aufschlussreich: Die Familienbildungsstätte im Gertrudenhof in Bochum-Wattenscheid wird fast ausschließlich von Bürgern besucht, die auf ehemaligem Wattenscheider Stadtgebiet zu Hause sind. Obwohl die Stadt Wattenscheid seit den 1970er Jahren eingemeindet ist, fühlen sich die Menschen scheinbar als Wattenscheider und nutzen Angebote vorzugsweise in "ihrer" Stadt. "Die Kategorie Raum ist also in zweierlei Hinsicht von Bedeutung für das Weiterbildungsverhalten: als räumliche Nähe und als mentale Zugehörigkeit", folgert Dr. Schemmann.
Bis auf die Ebene einzelner Straßenzüge
Allerdings ist die Sozialraumanalyse damit noch lange nicht am Ende, das Rätsel um die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten noch nicht gelöst. Zusätzliche Faktoren wollen berücksichtigt werden, z.B. wie ehrenamtliche Tätigkeiten und das soziale Milieu mitspielen. Eine Befragung bei 5000 Bochumern soll demnächst Antworten bringen. Eines steht für Michael Schemmann schon fest: "Letztlich kann man den sozialen Raum herunter brechen bis auf die Ebene einzelner Straßenzüge."
Weitere Informationen
PD Dr. Michael Schemmann, Fakultät für Philosophie, Pädagogik und Publizistik, Institut für Pädagogik, Lehrstuhl für Erwachsenenbildung (Prof. Dr. Jürgen Wittpoth), Tel. 0234/32-22735, E-Mail: michael.schemmann@rub.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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