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26.10.2000 12:37

Universitätsklinikum Freiburg mit Projekten zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Mehr Gesundheit für die Beschäftigten

    Universitätsklinikum Freiburg mit Projekt zur betrieblichen Gesundheitsförderung

    Seit längerem weiß man aus Studien von Arbeits- und Sozialwissenschaftlern, dass es eine Wechselwirkung zwischen einem schlechtem Betriebsklima, falscher Arbeitsorganisation oder Fehlverhalten von Vorgesetzten mit dem Gesundheitszustand von Beschäftigten eines Unternehmens oder einer Institution gibt. Da Fehlzeiten in der Regel extrem teuer sind und diese Situation auch in einem großen Universitätsklinikum als Krankenhaus der Maximalversorgung für die Region Freiburg nicht grundlegend anders ist, hat man sich auf Initiative der Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV) am Universitätsklinikum Freiburg zu einer besonderen Maßnahme entschlossen: In einem Projekt zur betrieblichen Gesundheitsförderung geht es nun erstmals ganz konkret um die Gesundheit der Beschäftigten. Denn am Freiburger Großklinikum sind mit insgesamt 50.000 stationären und 250.000 ambulanten Patienten gerade die täglichen Belastungen beim Personal besonders hoch.

    Getragen wird dieses zwei Jahre laufende Projekt von einer "konzertierten Aktion", zu der sowohl Wolfgang Eismann, Leiter des Geschäftsbereichs 3 (Wirtschaft) des Universitätsklinikums, und Rainer Geis von der ÖTV als auch Petra Mergenthaler und Ralph Vögtle vom Personalrat gehören. Ziel des Vorhabens ist eine Förderung und Verbesserung des sozialen, psychischen und körperlichen Wohlbefindens aller Beschäftigten. Erreichen will man dies durch eine Verbesserung der Kommunikation untereinander, eine Steigerung der Motivation, den Abbau belastender Arbeitsabläufe und die Optimierung der Führungsstrukturen.

    In der Startphase des Projekts, Ende April 1999, wurde zunächst ein Lenkungsausschuss ins Leben gerufen. Diesem kam die Aufgabe zu, die Interventionsbereiche zu definieren, eine ist-Analyse der Arbeitsbedingungen durch Befragung der Beschäftigten auszuarbeiten und Verbesserungsvorschläge entgegenzunehmen bzw. umzusetzen. Dem Ausschuss gehörten neben dem Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaft und dem Kreisgeschäftsführer der ÖTV sowie Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsmedizin auch der Leiter der Zentralküche, die Leiterin der Zentralwäscherei, Vertreterinnen der Arbeitssicherheit und Vertreter vom Badischen Gemeinde Unfallversicherungsverband, die Frauenvertretung und Vertreter der Betriebskrankenkasse sowie Mitglieder des Personalrates an.

    Als Interventionsbereiche wurden vom Lenkungsausschuß die Zentralküche und die Zentralwäscherei mit insgesamt 190 Beschäftigten ausgesucht. Diese beiden Betriebe entsandten ebenfalls ihre Vertreter direkt in den Ausschuss. Zusätzlich konnte ein externer Berater und Moderator verpflichtet werden, der die Diskussionen über die Arbeitsbedingungen in den Betrieben professionell leitete.
    Gerade die beiden Bereiche Zentralküche und Zentralwäscherei sind im täglichen Arbeitsablauf besonders belastet: Die Beschäftigten in der Zentralküche stellen für die Patienten an sieben Tagen in der Woche jeweils 5.000 Mahlzeiten her. Die Speisen müssen zubereitet, portioniert und sind zu ganz bestimmten Zeiten dreimal täglich den Patienten zuzuleiten. Hohe Temperaturen, schwere körperliche Arbeit und enorme Konzentration bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten verursachen Streß und vor allem eine Jahre andauernde Belastung des Bewegungsapparates, was nicht selten zur dauerhaften Schädigung von Gelenken und Wirbelsäule führt. Nicht weniger belastend ist die Arbeit in der Zentralwäscherei: Dort werden täglich bis zu 12 Tonnen Wäsche gewaschen, gebügelt, gelegt und an die Stationen versandt.

    Eine besondere Herausforderung bestand für die Projektinitiative darin, dass bisher noch nie ähnliche Projekte mit entsprechender Beschäftigungsstruktur, also Arbeitsbereiche mit hohem Frauenanteil, vielen Nationalitäten und Schichtarbeit, durchgeführt wurden. Die Praxis der Evaluierungsphase sah vor, dass sich aus dem Kreis der Beschäftigten beider Betriebe Gesprächszikel bildeten, die jeweils unter Leitung eines Moderators mehrmals zusammentraten. Mit Hilfe der Meta-Planmethode gelang es, Probleme bei der täglichen Arbeit abzufragen. Beanstandet wurden so u.a. Unzufriedenheit mit der Führungsebene, schweres Heben und Tragen, zu wenig Personal, mangelnde Organisation der Arbeitsvorgänge, fehlende Kommunikation untereinander, Angst vor Erkrankungen und zuviel Streß bei der Arbeit. Parallel dazu hatten die Mitarbeiter Gelegenheit, auch konstruktiv Verbesserungsvorschläge einzubringen.

    In einer parallel verlaufenden Fragebogenaktion konnten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihr persönliches Befinden im Betrieb Auskunft geben, ihre Arbeitsbedingungen sowie ihre Vorgesetzten beurteilen und die Leistungen des Arbeitgebers hinsichtlich Arbeitsschutz und Ausgestaltung der Arbeitsplätze einschätzen. Die Mitarbeiter des Lenkungsausschusses bekamen so ein Fülle von Informationen, die einen tiefen Einblick über Zusammenarbeit, Führung, Organisation, Betriebsklima und die Arbeitsabläufe zuließen. In mehreren Sitzungen musste der Ausschuss dann nach Lösungsansätzen für die angesprochenen Probleme suchen. Eine fortlaufende Information stellte sicher, dass das Personal über die eingeleiteten Maßnahmen ausführlich und aktuell informiert wurde. Ein großer Teil der Anregungen ist bereits umgesetzt: In demokratisch gewählten Ausschüssen sollen aktuelle Probleme diskutiert und die Kommunikation zwischen den Beschäftigten bzw. zur Führungsebene verbessert werden. Einem Teil der Beschäftigen wurde außerdem die Verantwortung übertragen, ihren Urlaubsplan für das laufende Jahr eigenverantwortlich zu erstellen.

    Kontakt:

    Wolfgang Eismann
    Leiter des Geschäftsbereichs 3
    Universitätsklinikum Freiburg
    Hugstetter Str. 49
    79106 Freiburg
    Tel. 0761/270-2160
    Fax. 0761/270-2040

    Kontakt in der Pressestelle der Universität
    Dr. Thomas Nesseler
    Tel. 0761/203-4901
    Fax 0761/203-4285
    email: nesseler@verwaltung.uni-freiburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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