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26.10.2000 16:10

Service-Roboter - Heinzelmännchen aus Elektronik und Stahl

Dr. Johannes Ehrlenspiel Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    Die Dienstleistungsgesellschaft beschert uns eine ganz neue Spezies von Maschinen: Serviceroboter - künstliche Dienstboten, die uns alle schwere, schmutzige, monotone oder lästige Arbeit abnehmen.

    Putzen, Saugen, Klettern, Kaffee holen - wer wünscht sich nicht maschinelle Dienstboten, die uns das Leben erleichtern. Vor etwa hundert Jahren begann mit der Elektrifizierung das Zeitalter der Haushaltsgeräte. Heute sind Staubsauger, Waschmaschine, Kühlschrank, Elektroherd, Bügeleisen, Mixer, Toaster, Bohrmaschine und Akku-schrauber Standard in jedem Haushalt. Darüber hinaus sind der Aufrüstung des heimischen Geräteparks kaum Grenzen gesetzt.

    All die Maschinen erleichtern den Menschen die Arbeit ganz erheblich. Doch sie haben einen Mangel, sie müssen bedient werden. Die Menschen träumen aber von Automaten, die ihnen lästige Arbeit vollständig abnehmen. »Wie war in Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem! Denn war man faul - man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich. Da kamen bei Nacht, eh' man's gedacht, die Männlein und schwärmten und klappten und lärmten und rupften und zupften...«, heißt es in der Sage. Mit Servicerobotern kehren die dienstbaren Geister zurück und sorgen rund um die Uhr zuverlässig, heimlich, still und leise für unser Wohl.

    Mit der steigenden Leistungsfähigkeit von Mechanik, Steuerungstechnik, Sensorik und Software erschließen sich für Roboter neue Einsatzfelder außerhalb der Produktionsautomatisierung. Das erkannte das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart schon vor Jahren. Eine Untersuchung der Marktchancen zeigte, dass die Dienste der Service-Roboter nicht nur im Haushalt gefragt sind, sondern überall dort, wo schmutzige, schwere, monotone oder gefährliche Arbeit wartet: beim Reinigen von U-Bahnhöfen, beim Fensterputzen von Hochhäusern, beim Tanken von Autos, beim Transportieren schwerer Lasten, beim Feuerlöschen, Minenräumen, Sanieren in Kernkraftwerken oder beim Erforschen des Mars.

    Das IPA nutzte seine Erfahrungen mit Industrierobotern, um eine neue mobile Robotergeneration zu konzipieren. Heute ist das IPA weltweit führend in der Entwicklung von Service-Robotern. Während allerorten noch an Protoypen gearbeitet wird, gelang dem IPA bereits der Schritt zum marktreifen Produkt. Für diesen Meilenstein in der Robotik wird Christoph Schaeffer, stellvertretend für die Entwicklergruppe am IPA, mit dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis ausgezeichnet. Ihre wesentliche Leistung ist die Entwicklung einer modular aufgebauten Hardware- und Software-Plattform, mit der eine ganze Familie von Service-Robotern ausgestattet werden kann. Bisher umgesetzt sind Museumsroboter, der CARE-Robot, ein Putz-, ein Kletter- und ein Feuerlöschroboter.

    Mit dem Plattformkonzept gelang der Durchbruch zu marktfähigen Systemen: »Die dezentrale Hardware-Struktur und die Mechanik hat Till May entworfen - sie bestehen aus vernetzten Standardkomponenten«, beschreibt Schaeffer den modularen Aufbau. »Entscheidend ist die innovative Softwarearchitektur, die von Andreas Traub entwickelt wurde. Mit den vielfach verwendbaren Softwarebausteinen können auch hochkomplexe Steuerungsysteme für mobile Roboter schnell und zuverlässig zusammengestellt werden.« Die internationale Spitzenstellung dieser Entwicklung belegt die Tatsache, dass ein japanischer Großkonzern - und Japan ist in der Welt die führende Robotiknation - einen Lizenzvertrag mit dem IPA abgeschlossen hat, um auf dieser Hard- und Softwarebasis eigene Produkte zu entwickeln. Denn die Zuverlässigkeit, Navigationsfähigkeit und das einfache Bedienkonzept sind weltweit einzigartig. Seine Tauglichkeit in der Praxis beweist dieses Konzept täglich: Seit über einem halben Jahr treten drei autonom agierende mobile Roboter als Publikumsmagneten im Museum für Kommunikation in Berlin auf. Inzwischen haben die drei Roboter eine Strecke von mehr als 1 000 Kilometern - in engem Kontakt mit den Museumsbesuchern - ohne Störung zurückgelegt.

    Jüngstes Highlight der Stuttgarter Robotiker: Ihr Service-Roboter wird Fernsehstar. Ende nächsten Jahres tritt ein vom IPA entwickelter Roboter als Hauptdarsteller in der ZDF-Fernsehserie »Jenny & Co« auf, die derzeit in und um München gedreht wird. In der Serie muss Jenny Holl, die Leiterin der Abteilung Roboter-Technik am Institut für Zukunftsforschung, allerlei private und berufliche Krisen bestehen. Treuester Helfer ist dabei der intelligente Roboter J.J., der immer wieder mit erstaunlichen Fähigkeiten überrascht.

    Franz Miller

    Joseph-von-Fraunhofer-Preis
    Seit 1978 verleiht die Fraunhofer-Gesellschaft alljährlich Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen ihrer Mitarbeiter zur Lösung anwendungsnaher Probleme. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert.

    Ansprechpartner:
    Dipl.-Ing. Christoph Schaeffer
    Telefon 07 11/9 70-12 12, Telefax 07 11/9 70-10 08
    Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
    Nobelstraße 12, D-70569 Stuttgart
    E-Mail: cfs@ipa.fhg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ipa.fhg.de/300/320/serviceroboter.php3


    Bilder

    Mit der von Christoph Schaeffer entwickelten modular aufgebauten Hardware- und Software-Plattform können Service-Roboter ausgestattet werden.
    Mit der von Christoph Schaeffer entwickelten modular aufgebauten Hardware- und Software-Plattform kö ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Maschinenbau, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

    Mit der von Christoph Schaeffer entwickelten modular aufgebauten Hardware- und Software-Plattform können Service-Roboter ausgestattet werden.


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