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27.10.2000 16:34

Diabetesdokumentation für Qualitätssicherung

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Diabetesdokumentation für Qualitätssicherung und bundesweiten Leistungsvergleich
    Ulmer Mathematiker erhält Diabetologenpreis

    Ungewöhnliche Ehren für einen Mathematiker: für seine Studie "DPV - ein umfassendes Qualitätssicherungssystem für Kinder und Jugendliche mit Typ-I-Diabetes: Krankheitsdokumentation, externe Qualitätsvergleiche und bundesweite Forschungsdatenbank" ist Dr. Matthias Grabert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Angewandte Informationsverarbeitung der Universität Ulm, mit dem Forschungspreis der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (Dotation 15.000 DM) ausgezeichnet worden.

    Das Kürzel DPV steht für "Diabetessoftware für prospektive Verlaufsdokumentation" und bezeichnet ein Softwarepaket, mit dessen Hilfe Ärzte in Klinik und freier Praxis Krankheitsverläufe dokumentieren, externe Qualitätsvergleiche anstellen, ihre Leistungen optimieren und Forschung im bundesweiten Verbund betreiben können - ohne spezielle EDV-Kenntnisse, auf Grundlage der in Routineuntersuchungen erhobenen Daten. Bereits im Sommer 2000 hatte PD Dr. Reinhard Holl, Leiter der Stabsabteilung Unterricht im Zentralinstitut für Biomedizinische Technik der Universität Ulm, als Projektbeteiligter den Forschungspreis der Dr.-Dr.-Bürger-Stiftung (Kaiserslautern) erhalten. Die Forscher werden von der Deutschen Diabetes-Stiftung und Geldgebern aus der pharmazeutischen Industrie gefördert.

    Die Idee eines EDV-Dokumentationssystems für jugendliche Typ-1-Diabetiker datiert von 1989, als sich eine Diabetes-Expertenrunde an der Ulmer Universitäts-Kinderklinik auf ein Bündel gemeinsamer therapeutischer Fünf-Jahres-Zielsetzungen im Kampf gegen die häufigsten Diabetesfolgeschäden verständigt hatte: die Amputationsrate sollte um mindestens die Hälfte, die Häufigkeit von Erblindung und terminalem Nierenversagen um etwa ein Drittel gesenkt werden. Zur Erfolgskontrolle mußte ein vor Ort handhabbares Dokumentationssystem her - und zwar eines, das den Anwendern so wenig wie möglich zusätzliche Arbeit aufbürden, sie womöglich sogar von Routineaufgaben entlasten würde. Nach diesen Vorgaben entwarfen Grabert und Abteilungschef Prof. Dr. Franz Schweiggert ihr System, das in der Folgezeit zum Standard der klinischen Diabetologie in Deutschland avancieren und zuletzt rund 150 Kinderkliniken in Deutschland und Österreich erfassen sollte.

    DPV verlangt keinerlei Eingaben, die der behandelnde Arzt nicht ohnehin erheben müßte: anthropometrische Daten (Gewicht, Größe, Body-Mass-Index), ambulanter/stationärer Aufnahmegrund, akute und chronische Komplikationen, bereits vorliegende Folgeschäden, die wichtigsten Stoffwechselparameter, Therapiemodalitäten, Risikofaktoren etc. Auswerten kann der Mediziner sie selbst, er kann (und soll) jedoch auch teilnehmen am bundesweiten Qualitätsvergleich, dem Benchmarking. Dazu senden die beteiligten Einrichtungen ihre Ergebnisse nach Ulm, wo für 68 ausgewählte Qualitätsindikatoren Vergleichsgrafiken erstellt werden. Auf den Ausdrucken erscheint die Säule der eigenen Klinik weiß, die anderen Kliniken bleiben anonym.

    Für den direkten Kontakt der Projektteilnehmer untereinander, speziell die rasche Kommunikation zwischen Klinik und niedergelassenen Kollegen, hat DPV das BDT-Datenformat Diabetes (definiert vom Zentralinstitut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung) integriert. Ein zusätzliches Datenaustauschmodul ermöglicht es, die Daten eines Patienten auch an andere Einrichtungen zu übermitteln, die ihn mitbehandeln und DPV einsetzen. Darüber hinaus haben Grabert und Mitarbeiter Schnittstellen für andere Qualitätssicherungs-Initiativen integriert.

    Nebenbei kümmert sich DPV auch noch um den Bürokram: vom Ausdruck des Therapieschemas, einer schriftlichen Kurzdarstellung der Therapieform als Memo für den Patienten und dem Diabetikerpaß bis zur Bildschirmüberwachung von Längenwachstum und Body-Mass-Entwicklung, bis zum Protokoll über Änderungen in der Betreuung (Personalwechsel etc.) oder die automatische Suche nach Patienten mit Risikofaktoren, dazu Serienbriefe mit Kleberausdruck für die patienteneigene Dokumentation. Weitere Serviceoptionen sind in Vorbereitung.

    Damit Zusammenhänge von Therapie und Ergebnis statistisch untersucht werden können, verfügt das DPV-Paket seit 1998 über eine Funktion, mit der sich sämtliche Patientendaten anonymisiert und verschlüsselt an eine zentrale Datenbank übertragen lassen. Der DPVWISS-Datenbankserver steht in Ulm und enthält zur Zeit (Stand: Mai 2000) 191.983 Einzeluntersuchungen von 15.369 Patienten, darunter Daten von 12.294 Typ-1-Diabetikern, die zum Zeitpunkt ihrer Untersuchung jünger als 20 Jahre waren. Allein für das Behandlungsjahr 1999 gingen Daten von 8952 Diabetes-Typ-I-Patienten unter 20 Jahren ein. Damit liegt der Anteil der 1999 in DPVWISS erfaßten Patienten in Deutschland zwischen 38% und 64% - ein im Bereich der pädiatrischen Diabetologie weltweit einzigartiger Erfassungsgrad.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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